Sonderausstellungen 2016 - 2020

Kai Pfankuch - Welt als Mythos (28.03. - 23.05.2021)

Das Stadtmuseum Hofheim am Taunus zeigt die Ausstellung Welt als Mythos mit Werken von Kai Pfankuch. Der Maler und Zeichner lebt und arbeitet in Hofheim am Taunus und war zuletzt im Rahmen der 1. Taunus Kunst Triennale 2020 mit dem Werk Hexenloch-Trilogie im Stadtmuseum zu sehen. Das dreiteilige Aquarell wurde zwischenzeitlich durch den Förderkreis Stadtmuseum Hofheim am Taunus e. V. angekauft und ist Teil der aktuellen Schau mit über vierzig Exponaten.

Die Bildwelten von Kai Pfankuch schöpfen ihre Aktualität zu einem großen Teil aus dem Rekurs auf die griechische Mythologie, ihre Thematik und ihre Formen. Im Vergangenen die Muster der gegenwärtigen gesellschaftlichen Verhältnisse aufzuspüren ist die Intention dieses rückwärtsgewandten, dennoch der eigenen Zeit verpflichteten Blickes. Die klassischen Sagen des Altertums haben Kai Pfankuch, der sich selbst als Buchkünstler bezeichnet, nachhaltig geprägt. Ihre Motive und Gestalten finden sich bereits in seinen ersten Arbeiten, kleinformatigen Federzeichnungen. Besonders die allegorischen Figuren des Sisyphos und Ikarus tauchen bis heute in immer neuen Variationen in seinen Arbeiten auf.

Die existentiellen Motive, die diesen Figuren eingeschrieben sind und die ewige Wiederkehr des Gleichen, Vergeblichkeit und Scheitern, bestimmen die Auswahl der von ihm bevorzugten Texte von Camus, Sartre, Kafka, Beckett, Ionesco und Duras. In ihnen mischen sich Verfremdung, Surreales und Groteskes. Die bis dahin vorherrschende Psychologie der Romanfiguren ist aufgehoben, die Grenzen von Innen- und Außenwelt werden fließend. Ihre literarische Form ist meist die Allegorie, die in den Werken von Kai Pfankuch ihr ästhetisches Pendant bekommt. Seine künstlerischen Vorbilder dabei sind Francisco Goya, Alfred Kubin, Max Ernst und René Magritte.

Anfang der 1990er Jahre beginnt Kai Pfankuch mit der systematischen malerischen und zeichnerischen Arbeit, die sich durch einen ausgeprägt erzählerischen Charakter auszeichnet. Reihen und Züge von Körperfiguren, Metaphern der modernen kapitalistischen Massengesellschaft, werden fortgesetzt von Darstellungen karger, von Hängelampen erhellter Räume, von Stollen und Fabrikhallen, Sinnbilder der Entfremdung und des Gefangenseins. Die anfangs flächig gehaltenen Bilder erobern sich mit den neuen Themen den perspektivischen Raum zurück, der nicht real, sondern allegorisch aufgefasst sein will.

Die 1994 einsetzende Produktion von Künstlerbüchern bestimmt fortan auch die großformatigen Aquarelle, oftmals sind sie Umsetzungen von bildnerischen Ideen aus den Büchern. Auch Themen wie der Holocaust und der atomare Unfall von Tschernobyl werden von ihnen angestoßen. Traumhaftes, Surreales und Magisches wie der vierteilige „Lhotse“ vervollständigen das Spektrum des Werks.

Hölle & Paradies. Der deutsche Expressionismus um 1918 (27.09.2020 - 14.03.2021)

Mit „Hölle und Paradies“ zeigt das Stadtmuseum Hofheim ein Jahrzehnt deutscher Kunstgeschichte, das von tiefgreifenden Umbrüchen gezeichnet war. Gleich zu Beginn der Ausstellung werden die bedeutenden Kriegszyklen von Ludwig Meidner (1914) und Otto Dix (1924) einander exemplarisch gegenübergestellt. Die Vorstellung des Krieges und seine grausame Realität bilden den Kristallisationspunkt für eine neue expressionistische Künstlergeneration, die sich mit dem Ende des Ersten Weltkrieges formiert.

Nach der Ersten Generation („Brücke“, „Blauer Reiter“) spricht man hier von einer Zweiten Generation, da diese Künstler eine gemeinsame, traumatisierende Erfahrung teilen: das systematische Massentöten des Ersten Weltkrieges. Es ist die Zeit der gesellschaftlichen Extreme: zwischen Hunger und Verheißung, Revolution und Reaktion, Zukunftsängsten und hochgesteckten Idealen.

Stilistische Neuerungen wie Kubismus, Futurismus und ein expressiver Naturalismus werden von den Avantgarde-Künstlern Conrad Felixmüller, Georg Tappert und Bruno Krauskopf zur Intensitätssteigerung ihrer Bildsprache eingesetzt. Man möchte die Gesellschaft mit den ästhetischen Mitteln der Kunst erneuern: schöpferisch, spirituell, politisch.

Während auf den Straßen der Hauptstadt die Barrikadenkämpfe des Spartakusaufstandes toben, schließen sich die Künstler in ganz Deutschland zu neuen Vereinigungen zusammen: in Berlin zur „Novembergruppe“, in Dresden zur „Sezession Gruppe 1919“, in Düsseldorf zum „Das Junge Rheinland“. Sie fühlen sich als „Revolutionäre des Geistes“.

In der Euphorie des Neuanfangs der Weimarer Republik sind die Hoffnungen groß, den neuen Menschen in einer freiheitlichen Gesellschaft hervorzubringen. Die Kunst soll universal sein: der große Aufbruch der Gegenwart, Erlebnis und Zukunftsvision – von der „Hölle“ des Krieges ins „Paradies“ einer friedlichen, vergeistigten Menschheit, wie sie die süddeutschen Expressionisten Gottfried Graf, Albert Mueller und Josef Eberz herbeiträumen. Doch lassen sich diese hochfliegenden geistigen Spannungszustände auf Dauer nicht aufrechterhalten. Das leidenschaftliche Gefühl weicht dem nüchternen Blick, dem Expressionismus folgen Abstraktion und Neue Sachlichkeit.

Gezeigt werden über 100 Kunstwerke von 30 Künstlern, unter denen ein Curt Lahs, Hans Orlowski oder Curt Ehrhardt neu zu entdecken sind. Neben dem berühmten Dreigestirn Meidner – Felixmüller – Dix und den sich zwischen Figuration und Abstraktion bewegenden „Körperbildern“ greift die Konzeption der Ausstellung mit „Blick, Porträt, Maske“ den abgründigen, hypnotischen Blick auf. Dieses für den Expressionismus so charakteristische Thema ist auch Gegenstand einer 15-minütigen Sequenz aus Fritz Langs „Dr. Mabuse“, dem Stummfilmklassiker von 1922 über die diabolische Verführungskraft eines Verwandlungskünstlers.

Eine Ausstellung des Städtischen Museums Engen + Galerie.

Marta Hoepffner-Preis für Fotografie 2020 (21.06. - 13.09.2020)

Die unabhängige Jury hat ihre Entscheidung getroffen und Nikolaus Stein (* 1993), Absolvent der Ostkreuzschule für Fotografie, Berlin den 7. Marta Hoepffner-Preis für Fotografie zugesprochen. Dieser Preis für Schwarz-Weiß-Fotografie, der alle drei Jahre an Nachwuchsfotografen vergeben wird, ist mit 3.000 Euro dotiert. Mit der Verleihung des Marta Hoepffner-Preises für Fotografie wird an die einst avantgardistische und experimentell arbeitende Fotografin Marta Hoepffner (1912 – 2000) und Leiterin der gleichnamigen Fotoschule in Hofheim am Taunus erinnert.

Das Thema des 7. Hoepffner-Preises lautete: Fremder Blick. Ausschreibungstext: Der Blick auf fremde Menschen oder fremde Kulturen kann entweder faszinieren, neugierig machen und Sehnsüchte wecken oder Unsicherheiten, Ängste und Abwehr auslösen. Das Fremde weicht ab vom Vertrauten und kann neue Möglichkeiten eröffnen. In der Entfremdung zu sich selbst, zu Anderen, zur Natur zeigt sich ein weiterer grundlegender Konflikt, dem der moderne Mensch ausgesetzt ist. Sie bildet eine Grundlage für die Entwicklung und Gestaltung eigener Positionen.

Die Jury hat von 52 Fotografen mit 228 eingesandten Arbeiten zwölf Favoriten für die Ausstellung gewählt und daraus den Preisträger bestimmt.

Der Jury gehörten Dr. Beate Kemfert, Vorstand Kunst- und Kulturstiftung Opelvillen Rüsselsheim, Sibylle Fendt, Hochschule Hannover, Freddy Langer, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Chris Becher, Preisträger Marta Hoepffner-Preis 2017 und Ralf Dingeldein, Marta Hoepffner-Gesellschaft e.V. an.

Schirmherr von Wettbewerb und Ausstellung: Bürgermeister Christian Vogt.

Begründung der Jury für die Preisvergabe an Nikolaus Stein:
Der Fotograf Nikolas Stein inszeniert das Thema des „Fremden Blicks“ in der Serie „graal“ überraschend. Dabei sind sowohl die formale als auch inhaltliche Umsetzungen seiner verschiedenen Einzelbilder überzeugend gelungen. Inspiriert von dem mittelalterlichen Roman Li Contes del Graal begibt er sich auf eine Suche nach Bildern zwischen Mystik und Wahnsinn, Orientierungslosigkeit und Skurrilität. Zum Teil baut Nikolas Stein seine Bildkompositionen grafisch mit geraden Liniengerüsten auf. Blickrichtungen unterstützen dann längliche Gegenstände wie Flinten auf ein Gully-Loch oder ein in die Luft gereckter Finger auf ein kurioses Flugzeug am Haken. Zum anderen erzielt er malerische Wirkungen in weiter Landschaft oder durch den Einsatz von Unschärfe. Wenn Nikolas Stein Schatten als Kompositionselement nutzt, abstrahiert er nicht nur seine Bildsprache, sondern lädt besonders zu Assoziationen ein. So erscheint ein Schattenbild einer menschlichen Figur durch die Verbindung mit vorhandenen Spuren auf dem Asphalt wie eine fiktive Gestalt mit tierischen Fühlern. Ob witzige Metamorphosen oder skurrile Begebenheiten – bei den Fotografien von Nikolaus Stein geht es weniger um eine Verortung oder Gegenstandsbeschreibung, vielmehr zeigt er Widersprüchliches im Zusammenspiel von Mensch und Objekt oder seinem Lebensraum. Nikolaus Stein versteht es, faszinierende und geheimnisvolle Geschichten zu erzählen. Mit Perspektiven- und Szenenwechseln erzeugt er Spannungsbögen, in denen Raum, Personen und Handlungen zum Vexierbild eines nicht zu begreifenden, teils beängstigenden, teils humorvollen „Fremden Blicks“ werden.

Die Jury erwähnt außerdem lobend den Fotografen Aristidis Schnelzer mit seiner Fotoarbeit „Peter Holly": Aristidis Schnelzer wagt es, einen Menschen in seiner ganzen Verletzlichkeit zu zeigen. Er entscheidet sich bewusst, nicht den Alltag des Obdachlosen Peter zu beschreiben, sondern ausschließlich an der Oberfläche seines Körpers und durch den Ausdruck seiner Blicke, die Schwere seines Lebens zu erahnen. Diese intensive Auseinandersetzung mit einem Menschen, der am Rande der Gesellschaft lebt, berührt und zwingt gleichzeitig in unverblümter Deutlichkeit dort hinzuschauen, wo wir unsere Blicke normalerweise abwenden.

Katalog mit zahlreichen Abbildungen sowie Texten zu den Künstlern und zur Schwarzweiß-Fotografie: 106 Seiten, 10 Euro, ISBN ISBN 978-3-933735-57-7.

Ingrid Hornef. Zeitgleich - Spielfelder des Zufalls (07.06. - 13.09.2020)

Das Stadtmuseum Hofheim am Taunus und das L.A.C., Lieu d‘ Art Contemporain, Sigean/Südfrankreich stellen „zeitgleich“ die Hofheimer Künstlerin Ingrid Hornef aus. Beide Häuser zeigen Werke in Schwarz/Weiß aus der Serie „alea iacta est“ (der Würfel ist gefallen), die seit 2001 bis heute entstanden sind.

Neben großformatigen Steinskulpturen und Installationen im öffentlichen Raum beschäftigt sich Hornef seit 1997 mit der konkreten Kunst. Diese Kunstrichtung wurde Anfang des 20. Jahrhunderts ins Leben gerufen und ist bis heute aktuell. Sie ist die Bezeichnung für eine Kunst, die nicht abbildet. Sie geht auch nicht von einem Abstraktionsvorgang aus, sondern Linie, Fläche, Farbe werden als autonome künstlerische Mittel eingesetzt. Sie werden selbst zu Akteuren im Kunstwerk, werden Ausdruck menschlichen Denkens.

Die konkrete Kunst besitzt mathematisch-geometrische Grundlagen und ist frei von jeglichen Bezügen zur Natur. Es handelt sich um eine Arbeitsweise, bei der Künstler ihr Werk nach einem vorab festgelegten Konzept ausführen und somit der spontanen gestalterischen Handlung bewusst Grenzen setzen.

Der Zufall hat etwas mit "Zufallen" zu tun. Etwas fällt mir zu, unverdient und überraschend wie ein Geschenk. Dazu Arp: "Der Zufall in der Kunst unserer Zeit ist nichts Zufälliges, sondern ein Geschenk der Musen". Sich dem Zufall zu überlassen, bedeutet keine Einflussnahme. Er ist Teil eines Konzepts, das das Unvorhersehbare, wie es seit neuestem die Chaosforschung untersucht, in die künstlerische Arbeit einbezieht. Konzept und Zufall, Ordnung und Chaos bedingen einander. (Ingrid Hornef)

Ingrid Hornefs Arbeiten zu „alea iacta est“ basieren auf Mathematik, d.h. auf der Wahrscheinlichkeitsrechnung. Ab etwa 2002 wählte die Künstlerin für den Einsatz ihrer künstlerischen Mittel Regel und Zufall. Die Regel gibt z.B. Größe, Farbe, Linienführung, Größe des Rasters etc. vor, das Spiel mit dem Zufall bestimmt dagegen die Komposition aus Wegstrecken, Länge und Richtung einer Linie, sowie den Wechsel von Schwarz/Weiß Kontrasten.

Als Zufallsgenerator nutzt Hornef den Würfelwurf. Die Wahrscheinlichkeit für jede Zahl auf dem Würfel ist gleich groß: Nämlich 1 bis 6. Der Zufall ist Teil ihres Konzepts, der das Unvorhersehbare untersucht, in die künstlerische Arbeit einbindet. Trotz Präzision der Ausführung und Klarheit der Komposition versucht der Betrachter meist vergebens das Werk zu entschlüsseln.

DIE SAMMLUNG KYRITZ. Ein erster Blick (01.03. - 31.05.2020)

In Hofheim am Taunus war der „Historische Gasthof Landsberg“ über Jahrzehnte ein Begriff für Gastlichkeit in historischer Kulisse und sein Wirt war bekannt für seine Liebe zur Stadtgeschichte. Aufgrund der Ausstattung mit historischen Objekten und Dokumenten nannte man den Gasthof oft das „kleine Hofheimer Heimatmuseum“. In den Jahrzehnten nach 1950 gab es immer wieder den Wunsch nach einem Stadtmuseum für Hofheim, aber die Realisation lag noch in weiter Ferne. Der Wunsch sollte erst im November 1993 in Erfüllung gehen. Zwar gab es seit 1954 ein Stadtarchiv, aber auch das führte einen „Dornröschenschlaf“.

1940, mit dem Tod des Vaters Gustav Kyritz sen., war der „Landsberg“ geschlossen worden. Zwar war Gustav Kyritz jun. als Nachfolger vorgesehen gewesen, doch Kriegsdienst, Gefangenschaft und Besatzungszeit verhinderten die Weiterführung des Gasthofes.

Erst am 13. Mai 1950 wurde der „Landsberg“ mit „neuem Gesicht“, d.h. bereits mit historischer Ausstattung, wieder eröffnet. Von den folgenden Jahren, gefüllt mit Geselligkeit, Richtfesten, Hochzeiten, Vereinsgründungen und Jubiläen, gemischt mit Artikeln und Nachforschungen zur Geschichte des Hauses zeugen bis heute die fortgeschriebenen Landsbergbücher. 1972 musste Gustav Kyritz die Wirtschaft aus Altersgründen verpachten. Den Wechsel der Wirte sieht man deutlich an den letzten zwei Bänden. Das letzte Buch (Band 18) endet mit der Todesanzeige seine Ehefrau im Jahr 1994. 1995 wurde der „Landsberg“ endgültig geschlossen.

Schon in den 1920er Jahren hatte Gustav Kyritz (1906-1989) seine Liebe zur lokalen Geschichte entdeckt und entwickelte im Laufe seines Lebens eine Passion für alles Historische und Dokumentarische zur Stadtentwicklung. Die Sammlung wuchs beständig und die Hofheimer nahmen sein Engagement für den Erhalt der Altstadt und ihrer Geschichte an. Sie brachten ihm weitere Dokumente und Fotografien. Bis in die 1980er Jahre setzte er seine Leidenschaft fort. Das historische Material füllte schließlich den Treppenaufgang und den ersten Stock des Hauses Hauptstraße 20a. Ob Zeitungsartikel, Fotografien und Veröffentlichungen – alles was Hofheim betraf wurde aufgehoben, abgeheftet, inventarisiert und war immer der Reihe nach, wie es eingetroffen war. So sind große Zeitsprünge und Themenwechsel z.B. innerhalb seiner Bilderchroniken oder der sog. Landsbergbücher typisch für den Sammlungsaufbau. Doch Dank eines detaillierten Schlagwort-Verzeichnisses war es Gustav Kyritz möglich, Material zu einem gesuchten Thema wieder zusammenzustellen auch wenn es über mehrere Regale, Ordner und Kästen verteilt war. Nach seinem Tod 1989 übernahm Tochter Diethild Kyritz die Pflege des Schrift- und Bildnachlasses für die nächsten Jahrzehnte.

Doch was sollte später einmal aus der Sammlung werden? Schließlich entschied sich die Familie 2016 die Sammlung Kyritz dem Stadtarchiv Hofheim anzubieten. 2018 fand die Übernahme statt. Seitdem erfolgt Stück für Stück eine Sichtung, die noch eine längere Zeit andauern wird, den die Sammlung Kyritz besteht aus mehr als 25 laufenden Metern Fotoalben, historischem Schrift- und Sammlungsgut, Büchern sowie unzähligen Zeitungsausschnitten und füllt eine große Schrankwand. Ebenfalls Teil der Sammlung sind die sogenannten Landsbergbücher – 18 Bände in 17 Büchern. Es sind sowohl Chroniken wie auch Gästebücher, zeitgeschichtliche Dokumente der Hofheimer Gesellschaft. Zum Schluss darf man nicht vergessen, dass Gustav Kyritz nicht nur sammelte sondern auch aktiv Stadtgeschichte erforschte, seine Erkenntnisse schriftlich niederlegt und auch zeichnerisch erklärte. Seine einzigen Veröffentlichungen blieben jedoch die zwei Heftchen „Hofemer Geschichtcher“.

Die Sonderausstellung „Die Sammlung Kyritz – Ein erster Blick“ zeigt den Besuchern eine kleine Auswahl aus den Bilderchroniken - Reproduktionen und die dazugehörigen Originalvorlagen, die die eigenwillige Art der Beschriftung von Gustav Kyritz aufzeigen – sowie die 17 Landsbergbücher und weitere Dokumente. Wer sich in die gesamte Sammlung vertiefen will, muss allerdings noch warten. Aus Platzgründen kann diese erst im neuen Stadtarchiv zugänglich gemacht werden und die Auswertung und Aufarbeitung wird einige Zeit in Anspruch nehmen.

Eine Ausstellung des Stadtarchivs Hofheim am Taunus.

BLICK AUF HEUTE. Taunus-Kunst-Triennale 1 (01.12.2019 - 16.02.2020)

Kunstverein Hofheim e.V. und Stadtmuseum Hofheim haben es sich zum Ziel gesetzt, die hiesige Kunsttradition in zeitgemäßer Form weiterzuentwickeln. Der Weg dazu heißt „Taunus-Kunst-Triennale“. Sie findet zum ersten Mal vom 1. Dezember 2019 bis 16. Februar 2020 statt. Unter dem Motto „BLICK AUF HEUTE“ waren Künstlerinnen und Künstler mit professioneller Ausbildung oder vergleichbarer Qualifikation, die im Main-Taunus-Kreis geboren sind, wohnen, gewohnt haben oder arbeiten, zur Teilnahme eingeladen.


Das neue, auf regelmäßige Wiederholung angelegte Projekt stieß auf eine über Erwarten positive Resonanz: 86 Kunstschaffende mit mehr als 350 Werken haben sich um die Teilnahme beworben, 25 Künstlerinnen und Künstler wählte eine unabhängige Fachjury für die Ausstellung aus. Mit der Präsentation von rund 80 Kunstwerken unterschiedlichster Positionen und Inhalte ist ein eindrucksvoller Blick auf das gegenwärtige künstlerische Schaffen in unserer Region entstanden.

Künstler*innen der Ausstellung: Nadja Bauernfeind, Dieter Brembs, Pilar Colino, Ralf Dingeldein, Sabine Gieshoff, Norbert Grimm, Marten Großefeld, Martin Holzschuh, Ingrid Honneth, Ingrid Hornef, Romana Menze-Kuhn, Claudia Pense, Kai Pfankuch, Claudia Poeschmann, Wanda Pratschke, Georg Scheele, Clara Schuster, Gerhard Silber, Andrea Simon, Brigitte Sterz, Petra Straß, Heinz Wallisch, Kai Wolf, Felix Zinser, Zischg+Kolt.

 

Erzähl mir was vom Tod. Eine interaktive Ausstellung über das Davor und Danach (05.04. - 29.09.2019)

Omas, Väter, Teenies und Grundschulkinder, Menschen von 5 bis 99 Jahre kommen hier zusammen und erfahren, dass Alter, Zeit, Leben und Tod untrennbar miteinander verbunden sind. Es gibt Räume zum Nachdenken, zum Spielen und zum Ausprobieren. Es gibt Dinge zum Staunen, Weinen und Lachen.

Was ist das eigentlich: Tod? Warum müssen Tiere und Menschen sterben? Was passiert mit mir, wenn ich tot bin? Das Thema Tod ist ein Tabu, etwas, worüber wir ungern sprechen. Die Mitmachausstellung lädt zu einer lebendigen Expedition ins Jenseits ein. Begeben Sie sich mit Ihren Kindern auf eine ungewöhnliche Reise. Ein Ewigkeitstrank gefällig? Stöbern und Spielen im "Wohnzimmer der Erinnerung?"

Eine ungewöhnliche Einladung
Keiner beschäftigt sich gerne mit dem Ende des eigenen Lebens oder denkt an den Verlust von lieben Menschen. Kinder nehmen auf solche Tabus keine Rücksicht. Sie wollen wissen, was geschieht, warum und wieso: zum Glück! Der Tod gehört zum Leben - und die Beschäftigung mit ihm heißt auch, sich mit der eigenen Existenz auseinanderzusetzen.

Mit einem Reisepass geht es ins Jenseits: Von hier können sich unsere Gäste in 13 begehbaren Rauminszenierungen mit unterschiedlichen Aspekten und Themen, die zum Tod und zum Leben gehoren, vertraut machen.

DIE AUSSTELLUNGSINHALTE

EINSTIMMUNG / EMPFANG Reisebüro / Zeitmaschine

ALLTAG UND MYTHOS Werden und Vergehen / Wohnzimmer der Erinnerung / Galerie der Lebensalter / Labor der Unsterblichkeit

SPIELE, MÄRCHEN UND GESCHICHTEN Tod im Märchen / Spiele und Tod / Kino / Großvater geht

KULTUR- UND RELIGIONSGESCHICHTE Paradiesgarten (Gaben für die letzte Reise) / Und was kommt dann? (Sepulkralkultur heute) / Im Reich des Osiris (Pyramide) / Ofrenda – Ein mexikanisches Totenfest (Jurte)

ZUSATZINFORMATIONEN Und was kommt dann? - Bestattungsriten in den Weltreligionen / Dia de los Muertos – das mexikanische Totenfest / Galerie der Unsterblichen / Im Reich des Osiris / Und was kommt dann? (Bestattungsformen in unterschiedlichen Zeiten und Kulturen) / Der Gevatter Tod

Eine Produktion des Alice – Museum für Kinder im FEZ-Berlin in Kooperation mit den Franckeschen Stiftungen zu Halle.

Malgründe - Hofheim als Motiv. Von Coppa bis Schmidt-Rottluff (04.11.2018 - 03.03.2019)

Von 1900 bis heute spiegeln sich die Epochen der Kunst und die Epochen der Stadt. Als Motive finden sich die Taunushöhen, der Kapellenberg, das Lorsbachtal, die Altstadt sowie Ansichten der heutigen Stadtteile.

Häufiges Motiv ist das Blaue Haus und sein weitläufiger Garten, welches die Malerin, Mäzenin, Sammlerin und spätere Kunsthändlerin Hanna Bekker vom Rath seit den 1920er Jahren bewohnte. Künstler wie Ludwig Meidner, Karl Schmidt-Rottluff, Ida Kerkovius und später auch Ernst Wilhelm Nay ließen sich von Haus und Garten inspirieren und setzten die Motive in verschiedenen Stilen und Techniken um.

Mit Gründung des Frankfurter Kunstkabinett Hanna Bekker vom Rath im Jahre 1947, erfuhren internationale und jüngere Künstler Aufnahme in Hofheim. Ev Grüger, Siegfried Reich an der Stolpe und Siegfried Shalom Sebba fanden in Hofheim eine neue Heimat.

1962 stellte die „Freie Gruppe Hofheim-Frankfurt“ erstmals gemeinsam aus. Die Gruppe bestand zu Anfang aus dem in Hofheim-Langenhain geborenen Karl Degener, Ursula Dittmann, Hermann Haindl, Marta Hoepffner, Siegfried Reich an der Stolpe und Friedel Schulz-Dehnhardt. Auch Hanna Bekker nahm die Einladung zur Teilnahme mehrmals an.

Die Ausstellung zeigt mehr als 100 Werke von 28 Künstlerinnen und Kunstlern. Die 25 Leihgeber der Ausstellung sind u. a. das Brücke-Museum Berlin, die Karl und Emy Schmidt-Rottluff Stiftung, die Kunstsammlungen Dresden, der Nachlass Hanna Bekker vom Rath sowie Privatsammlungen und Nachlässe in Ascona, Dresden, Forio/Ischia, Hofheim am Taunus, Gelsenkirchen, Köln, Stuttgart und Winterthur. Damit können eine größere Anzahl an Objekten an den Ort ihrer Entstehung und Motivwahl zurückkehren.

Ausstellungskatalog
A 37. Malgründe - Hofheim als Motiv. Von Coppa bis Schmidt-Rottluff (4.11.2018 – 3.3.2019). Hrsg.: Eva Scheid im Auftrag des Magistrats der Stadt Hofheim am Taunus – Stadtmuseum/Stadtarchiv. Katalog Eva Scheid. 224 Seiten, 221 Abbildungen, 112 Katalognummern, 23 x 27,5 cm, Broschur, 20 €. ISBN 978-3-933735-54-6.

Die Hauptstraße. Von der Zeil bis zur Alten Bleiche (18.08. - 21.10.2018)

In der Hauptstraße sind Geschichte und Gegenwart eng verknüpft. Diese wichtigste Straße der Stadt durchzog schon als „Grad Gass“ das alte Hofheim und führte vom Untertor zum Obertor, vorbei an Rathaus und Kirche. Von hier aus entwickelte sich das Geschäftsleben, zuerst innerhalb der Stadtmauern, ab dem 19. Jahrhundert auch außerhalb. Traditionell war die Unterteilung in „Unnergaß“ (Untergasse) und „Obergaß“. Bis heute spricht man von der „Unteren Hauptstraße“ und der „Oberen Hauptstraße“.

Mittelpunkte dieser Straße und des Ortes waren aus religiöser Sicht die Kirche, aus weltlicher das Rathaus und aus gesellschaftlicher wie wirtschaftlicher Sicht die Gasthäuser und Geschäfte. Während es in der oberen Hauptstraße zahlreiche Landwirte gab, entwickelte sich um das Rathaus und in der unteren Hauptstraße das Handwerks- und Geschäftsleben. Arbeitsplatz und Wohnung lagen meist in einem Gebäude, lange Anfahrtswege waren nicht nötig. Familienbetriebe prägten die Atmosphäre der Inenstadt, dazu das Ambiente der Fachwerkbebauung gemischt mit Gebäuden der Jahrhundertwende.

In den 1950er Jahren ging jedoch – wie überall im Nachkriegsdeutschland - die Tendenz zur „modernen“, autofreundlichen Innenstadt. Ein großflächiger Abriss der gewachsenen Bausubstanz entlang der Hauptstraße wurde geplant, scheiterte aber an dem Widerstand der Bewohner.

Ab den 1970er Jahren folgte dann ein Wandel. Die Erhaltung der alten Bausubstanz trat in den Vordergrund und die Schönheit des historischen Fachwerks wurde wiederentdeckt. In den 1980er Jahren erfolgte die erste Verkehrsberuhigung eines Abschnitts zwischen der Straße Am Untertor und der Burgstraße. Dadurch wandelte sich auch das Erscheinungsbild und mit ihm das ursprünglich breite Angebot. Boutiquen, Feinkostgeschäfte, Cafés und Bankfilialen ersetzten alteingesessene Familienbetriebe und Einzelhändler. Heute kann der Kunde nicht nur einkaufen, sondern auch flanieren und seine Freizeit genießen. Welche strukturellen und zeittypischen Veränderungen die Entwicklungen der letzten rund 150 Jahre mit sich brachten, zeigt diese Ausstellung. Sie ist gleichzeitig ein kleines Stück Hofheimer Wirtschaftsgeschichte.

Veranstalter: Magistrat der Stadt Hofheim am Taunus - Stadtmuseum/Stadtarchiv in Zusammenarbeit mit der Bürgervereinigung Hofheimer Altstadt e.V./Historischer Arbeitskreis Hofheim (HAH).

Holy Smoke. Stefanie Schroeder / Christian A. Werner (26.05. - 19.08.2018

Eigens für das Stadtmuseum Hofheim haben die beiden Künstler Stefanie Schroeder und Christian A. Werner eine Ausstellung zum Thema „Armut“ entwickelt. Die aktuelle Verschärfung gesellschaftlicher Gegensätze schürt Ängste bis weit hinein in die Mitte unserer Gesellschaft und macht Armut zu einem persönlich vorstellbaren Abstiegsszenario. Auch in der Kunst ist Armut ein allgegenwärtiges Thema – sie haftet dem Rollenbild vieler freischaffender Künstler an, ist oberflächliches Klischee, wirtschaftliche Realität und künstlerischer Gegenstand zugleich.

Eine wirtschaftsliberale Funktions- und Leistungslogik bringt es mit sich, dass Transferleistungsempfänger als untragbar gelten: als Menschen, die aus eigenem Unvermögen nicht in der Lage sind, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Das Ergebnis ist eine Gesellschaft voller Widersprüche und emotionaler Auseinandersetzungen darüber, welche Gruppen ein Recht auf Solidarität haben - und welche nicht.

Ausgehend von Recherchen zur Rolle der Armut in der Kunst überschreiten Stefanie Schroeder und Christian E. Werner in ihrer Ausstellung HOLY SMOKE die Grenzen der klassischen Fotografie. Während in den Stillleben nach Renate P. ikonische Motive in Szene gesetzt werden, die in Zeitungsmeldungen häufig für Altersarmut stehen, stellt das Video "post-bank" Fragen nach dem Hamsterrad-Kreislauf von 360°-Effizienzkontrollen und der Zukunft der Banken nach dem großen Crash. Die titelgebende Siebdruckserie "Holy Smoke" widmet sich schließlich dem verlorenen Sinnstiftungspotenzial von Arbeitsidentitäten und der Flucht in übersinnliche Heilsversprechen.

Zur Steigerung der künstlerischen Aussage bedienen sich Schroeder und Werner neben der Fotografie unterschiedlicher Medien wie z. B. Installation, Objekte und Video. Dabei folgt ihr Interesse stets einer erzählerischen Intention.

Christian A. Werner, *1980, studierte an der Hochschule Hannover.  Er arbeitet als Dokumentarfotograf und Fotojournalist und ist Preisträger des Marta Hoepffner-Preises für Fotografie 2011.

Stefanie Schroeder, *1981, studierte an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig und ist Preisträgerin des Zonta Sonderpreises für eine Fotografin 2011 im Stadtmuseum Hofheim, sowie  Preisträgerin Gute Aussichten – Junge Deutsche Fotografie 2014-15, Deichtorhallen Hamburg, Stipendium Gute Aussichten Grant, 2017/18 im NRW Forum Düsseldorf.

Im Rahmen von EXTREME. RAY Fotografieprojekte Frankfurt RheinMain 2018.

Ev Grüger. Vision und Form (06.04. - 20.05.2018)

 

1987 wurde Ev Grüger mit dem Kunstpreis des Landes Hessen ausgezeichnet.

Vor 10 Jahren, der äußere Anlass war der 80. Geburtstag, verlieh die Stadt Hofheim Ev Grüger den Ehrenring in Gold für ihr künstlerisches Lebenswerk und ihre Verdienste um das Ansehen der Kreisstadt Hofheim am Taunus.

Ev Grüger verstarb im November 2017 und hat ihren gesamten künstlerischen Nachlass dem Stadtmuseum Hofheim am Taunus übereignet.
Im Hinblick darauf, dass sie im kommenden April 90 Jahre alt geworden wäre, würdigt das Stadtmuseum mit dieser Ausstellung ihr Werk. In der Präsentation werden hauptsächlich Originalarbeiten gezeigt, die bisher noch nicht zu sehen waren.

Wo immer Ev Grüger ausstellte nahm man sie als große Künstler-Persönlichkeit wahr. Die 1928 in Altenburg/Thüringen geborene Künstlerin lebte seit 1958 in Hofheim am Taunus, wovon sie in den ersten Jahren bei Hanna Bekker vom Rath im sogenannten „Blauen Haus“ ein Zimmer bewohnte.

Als Meisterschülerin von Karl Schmidt-Rottluff, der ebenfalls in seinen Aufenthalten in Hofheim ein Atelier in diesem Haus besaß, war sie schon damals eine bemerkenswerte Künstlerin.

Schon 1960 zeigte das Frankfurter Kunstkabinett Hanna Bekker vom Rath eine erste Einzelausstellung der Künstlerin, der viele weitere folgten. Seit 1967 nahm sie regelmäßig an Graphik-Biennalen, an Ausstellungen für Handzeichnung sowie an Ausstellungen der Darmstädter Sezession und der Freien Gruppe Hofheim, teil.

Ausgezeichnet wurde Ev Grüger bereits 1956 mit dem Ersten Preis der Karl-Hofer-Gesellschaft Berlin und 1974 mit dem Studienpreis der Heussenstamm-Stiftung Frankfurt sowie dem Preis der Marilies-Hess-Stiftung. Für ihr innovatives Schaffen in der Technik der Offsetlithographie erhielt sie 1977 den Ersten Preis der Internationalen Senefelder-Stiftung.

1987 wurde Ev Grüger mit dem Kunstpreis des Landes Hessen ausgezeichnet.

Zum 80. Geburtstag, verlieh die Stadt Hofheim Ev Grüger den Ehrenring in Gold an sie für ihr künstlerisches Lebenswerk und ihre Verdienste um das Ansehen der Kreisstadt Hofheim am Taunus.

Biografie Ev Grüger
1928
in Altenburg/Thüringen geboren

1942-1944
Meisterschule für Textilindustrie Plauen/Vogtland

1945-1949
Hochschule für Bildende Künste Weimar
bei Otto Herbin – Malerei
bei Hans van Breek – Bildhauerei

1951-1957
Hochschule für Bildende Künste Berlin West
bei Prof. Uhlmann – Drahtplastik
bei Prof. Kühn – Wandmalerei
danach 9 Semester bei Prof. Karl Schmidt-Rottluff
Meisterschülerin bei Prof. Karl Schmidt-Rottluff

1956
Preis des Freundeskreises der Universität der Künste Berlin (Karl-Hofer-Gesellschaft)

1957-1958
Paris-Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes

Lebte seit 1958 als freischaffende Künstlerin in Hofheim am Taunus

1960
Erste Einzelausstellung im Frankfurter Kunstkabinett Hanna Bekker vom Rath, Frankfurt, es folgen dort Ausstellungen 1976, 1979, 1983

1974
Studienpreis der Heusenstamm-Stiftung, Frankfurt /M.
Mitglied der Darmstädter Sezession

1977
1. Preis der Internationalen Senefelder-Stiftung, Offenbach/M.

1987
Kultur- und Förderpreis des Landes Hessen

2008
Ehrenring in Gold der Stadt Hofheim am Taunus

Beteiligung an internationalen Biennalen: u.a. Lubljana, Krakau, Barcelona, Rijeka, Tokio sowie als Mitglied der Darmstädter Sezession.

Daneben zahlreiche wichtige Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland. Arbeiten befinden sich in öffentlichem Besitz und in Privatsammlungen im In- und Ausland.

Kinder an die Kunst (23.02. - 22.03.2018)

So wie bei Picasso findet man kindliche Handschriften bei vielen Künstlern, bewusst erarbeitet und entwickelt.
Doch warum nimmt man nicht einfach die unbefangene und natürliche Malerei von Kindern als Grundlage und Bestandteil von Ausstellungen ebenso wahr wie Arbeiten von Erwachsenen, die versuchen diese Freiheit und Unbefangenheit von Kindern zu erlernen?

Plattformen für Kinderkunst gibt es selten. Kunst von Kindern wird eher belächelt und lediglich in Oslo gibt es das weltweit einzige Museum für Kinderkunst. Picasso erzählte oft, dass er, als er ein Kind war, wie ein großer Meister malte. Aber um malen zu können wie ein Kind, musste er ein Leben lang lernen. So wie bei Picasso findet man kindliche Handschriften bei vielen Künstlern, bewusst erarbeitet und entwickelt. Doch warum nimmt man nicht einfach die unbefangene und natürliche Malerei von Kindern als Grundlage und Bestandteil von Ausstellungen ebenso wahr wie Arbeiten von Erwachsenen, die versuchen diese Freiheit und Unbefangenheit von Kindern zu erlernen?

Das Stadtmuseum Hofheim stellt sich mit dieser Ausstellung der Herausforderung, Malerei von Kindern ernst zu nehmen und zu präsentieren und schließt damit eine große Lücke. Die Malerin und Kunstpädagogin Sabine Gieshoff tut dies und verbindet das große Schaffenspotenzial ihrer Grundschüler an der Burg-Schule Eppstein mit ihrer eigenen Malerei. So entsteht seit Jahren eine Sammlung von Bildern mit verschiedenen Bildebenen. Diese Bilder mit verschiedenen Schichten sind in den Jahren 2014 – 2017 entstanden. Diese laden den Betrachter dazu ein, sich seine eigenen Ge-Schichten auszudenken und der Fantasie freien Lauf zu lassen.

VERANSTALTER: Magistrat der Stadt Hofheim am Taunus – Stadtmuseum / Stadtarchiv in Zusammenarbeit mit der Burg-Schule Eppstein, dem Förderkreis der Burg-Schule Eppstein, dem Förderkreis Stadtmuseum Hofheim e.V. sowie der Hessischen Lehrkräfteakademie / Studienseminar Rüsselsheim für Grund-, Haupt-, Real- und Förderschulen.

Ida Kerkovius – Im Herzen der Farbe (15.10.2017 - 11.02.2018)

Mit Ida Kerkovius (1879–1970) zeigen wir eine Künstlerin der Klassischen Moderne, deren Werk bis heute auf die Entdeckung durch ein größeres Publikum wartet. Sie war Schülerin Adolf Hölzels an der Stuttgarter Akademie und gehörte, wie ihre berühmten Kollegen Willi Baumeister und Oskar Schlemmer, zur Avantgarde der deutschen Kunst.

In Stuttgart verbrachte sie die längste Zeit ihres Lebens, von hier ging sie auf Reisen u. a. nach S. Angelo auf Ischia, in die Bretagne, nach Norwegen und malte ihre farbintensiven Reisepastelle — hier musste sie aber auch die dunkle Zeit des Nationalsozialismus und die Zerstörung ihres Ateliers im Bombenhagel des Zweiten Weltkrieges erleben.

„Die Farbe ist mir angeboren, hat mir niemals eine Schwierigkeit gemacht.“(1964)

Von 1920-23 besuchte Ida Kerkovius das Bauhaus in Weimar, wo sie sich die Kunstlehren von Johannes Itten, Wassily Kandinsky und Paul Klee aneignete, und das sie als reife, autonome Künstlerin verließ.

Als sie schließlich, hochbetagt und hochgeehrt, im Alter von über 90 Jahren in der schwäbischen Metropole starb, war die kleine Dame mit den blauen, wachen Augen als letzte Vertreterin der Moderne bereits zur Legende geworden.

Kerkovius, die Zauberin der Farbe, hat als besonderes Merkmal ihrer Kunst eine die Seele des Menschen berührende, emotionale Bildsprache hervorgebracht, die den Betrachter als phantasiebegabtes Wesen in die sinnliche Wahrnehmung ihrer Bilder miteinbezieht.

Ihr undogmatisches, keiner Stilrichtung verpflichtetes Kunstverständnis brachte Kerkovius seitens der Kritik aber auch den Ruf einer „naiven“ Malerin ein, die der „weiblichen“ Intuition, nicht aber dem „männlichen“ Intellekt folge. So überholt dieses traditionelle Rollenklischee heutzutage auch ist, es blieb nicht ohne Wirkung.

"Mein Schaffen ist von zwei Polen bestimmt: einerseits die Ausdrucksmittel für das innere Erlebnis zu finden, andererseits primär mit dem Spiel der Mittel aus dem Material heraus zu beginnen, daraus entwickelt sich der lebendige malerische Organismus, der mich am stärksten in der Polarität von Farbe und Form beschäftigt und mir immer noch die Möglichkeit gibt mich weiterzuentwickeln." (Ida Kerkovius, 1949)

Hier setzt die Konzeption der Ausstellung an, die den offenen, zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion angesiedelten Werkcharakter von Kerkovius aufgreift. In speziell aufeinander abgestimmten Konstellationen treten die Bilder miteinander in Dialoge.

Ihr Werk zeichnet sich durch eine die Seele berührende Bildsprache aus, die den Betrachter in die sinnliche Wahrnehmung der Bilder einbezieht. Die schöpferische Intelligenz ihrer Bildsprache, das Sprühende und Inspirierende ihres Schaffens wird auf diese Weise unmittelbar erkennbar und erlebbar. Neben assoziativen Werkgruppen werden die für Kerkovius charakteristischen Sujets „Reisebilder“ und „Stillleben“ sowie speziellere Themen wie „Zirkusbilder“ und „Kinderkunst“ gezeigt.

Eine Ausstellung des Städtischen Museums Engen + Galerie.

Katalog, 150 Seiten, Engen 2017, 24,80 Euro

Ich bin ein Narr. Hermann Haindl zum 90. Geburtstag (20.08. - 01.10.2017)

Der Ruf, ein „Narr“ zu sein, eilte ihm voraus, denn ein Narr fasziniert mit seinem Verhalten außerhalb des Üblichen: Hermann Haindl (1927–2013) spiegelte uns das Verlangen nach Vertrauen, das aus Zuversicht entstehen kann, das auf seiner Mitmenschlichkeit und seinem Respekt vor anderen Menschen beruhte.

In seiner Verehrung für alte Bäume - die vieles gemein haben mit uns Menschen - erkannte Hermann Haindl sein eigenes Schicksal, seine Verletzungen, seine Widerständigkeit, aber auch erkennend im Traum seine Rückkehr im Sterben „in die andere Welt“. Immer wieder war da auch der Ruf zu einem Neuanfang – für Hermann Haindls Leben und sein Kunstverständnis ist dies an Symbolkraft kaum zu überbieten.

Narren müssen querdenken. Das Normative steht bei ihnen immer zur Disposition. Sie sind dazu berufen, Impulse zu schaffen und den Mitmenschen zuzurufen: „Macht etwas daraus!“. Hermann Haindl wollte mit seiner Kunst für sich selbst das Leben entschlüsseln – sein ganzes Leben lang; das Dasein als Ritual, als Kraftfeld, als tiefe Spur in seinem Schaffen.

Am 30. September 2017 wäre Hermann Haindl 90 Jahre alt geworden. Seine Bilder sind Symbole seines Lebens, regen auf, schaffen Kontroversen und eröffnen lebendige, zukunftsgerichtete Themenräume, eindringlich zusammengestellt in dieser Ausstellung.

Die Ausstellung beginnt mit Hermann Haindls Lebensthema – der Anklage gegen den Krieg. In „Pazifismus contra Wiederbewaffnung“ drückt der Künstler seine Verachtung für den Krieg und jede Art von Gewalt aus. Hermann Haindl hatte sich bereits beim kindlichen Malen Bäume als Motive ausgesucht. In „Bäume: Symbole des eigenen Lebens“ zeigt er seine Ehrfurcht vor allem, was lebendig ist, und legt Zeugnis ab von seiner tiefen Sehnsucht nach Frieden.

Seine Frauenbilder strahlen Selbstsicherheit aus, seine Männerbilder patriarchale Macht und deren Folgen oder Resignation. Für das eigene Dasein fand er den beglückenden Weg, in Balance von gebender und nehmender Liebe zu leben – bis zum Ende. Das abschließende Thema nimmt den stetigen Wandel hinein in die von Hermann Haindls verkörperte Weltordnung eines sinnvollen Dreiklangs: Alles ist Bewegung! Er habe – so ein naher Freund – die wahre und zukünftige Aufgabe derjenigen Künstler begriffen, die den Weg aus der Sackgasse der Konsumgesellschaft. herauszufinden vermögen und zurückfinden zu einem Leben des Seins und nicht des Habens.

Biografie
Hermann Haindl wurde am 30. September 1927 in Berlin geboren und ist am 16. August 2013 in Hofheim im eigenen Zuhause gestorben.

1954 kam der damals noch unbekannte Maler aufgrund einer Einladung von Hanna Bekker vom Rath zu einem Faschingsfest erstmals nach Hofheim, wo er eine junge Frau namens Erika Mehlhorn kennen und lieben lernte. Ein knappes Jahr später heirateten die beiden und gründeten eine Familie. Hofheim verdankt der Partnerschaft von Hermann und Erika Haindl nicht nur die Initiative zur Erhaltung der historischen Innenstadt, sondern auch zahlreiche Anregungen, die zum heutigen Bestand des politischen und kulturellen Lebens in Hofheim gehören. Als Leiter der künstlerischen Werkstätten der Städtischen Bühnen Frankfurt fand er für dreißig Jahre eine Arbeit, in der Neigung und Lebenssicherung zusammentrafen.

Hofheim um 1900. Fotografien von Otto Engelhard (08.07. - 13.08.2017)

Um 1890 war die Amateurfotografie, so wie wir sie heute kennen, noch nicht sehr verbreitet. Man kann davon ausgehen, dass sich nicht einmal 10% der Bevölkerung eine Fotoausrüstung samt laufenden Ausgaben für Platten und Filme, Chemikalien, Fotopapiere oder Alben hat leisten können.

Von Otto Engelhard (1853 - 1918) stammen die meisten frühen Fotografien von Hofheim. Die in der Ausstellung gezeigten 50 Aufnahmen sind zwischen 1890 und 1915 entstanden und wurden zumeist auf großformatigen Gelatineglasplattennegativen (Trockenplatten) festgehalten.

Das Besondere des Alltags
Viel Zeit, Energie und Engagement investierte Otto Engelhard in die Fotografie. Es waren die Besonderheiten des ihn umgebenden Alltags, die ihm Anlass zum Fotografieren gaben. Und das Besondere waren für ihn in erster Linie die baulichen Veränderungen in der Stadt, wie etwa der Abriss von Teilen der Stadtmauer, die neuen Villen am Kapellenberg und eine Reihe einzelner noch heute einmaliger Bauten, wie etwa das 1888 errichtete Vincenzhaus. Oft hatte der „professionelle“ Laie Engelhard seine Aufnahmen mit der Angabe des Datums und der Tageszeit versehen, für uns heute eine sichere Grundlage zur Datierung der Motive. Selbst die Witterungsverhältnisse hielt er fest. Für ihn waren diese Angaben von größter Bedeutung für eine möglichst genaue Bestimmung der Belichtungszeit.

Das Fotografieren war in jenen Jahren mit den neuen Kameras und Trockenplatten auch einfacher geworden, man musste für Aufnahmen in der Natur oder generell im Freien nicht mehr mit umfangreicher und schwerer Ausrüstung für die Präparierung und Entwicklung der Platten ausgestattet sein, sondern brauchte lediglich einen gewissen Vorrat an Negativmaterial mitzunehmen.

Der fotografische Blick
Nicht alle Amateure hatten das gleiche Interesse an Fotografie, nicht jedem genügte das einfache Fixieren des Motivs. Viele Fotografen verstanden sich damals als Lichtbildner. Otto Engelhard können wir dazu heute nicht mehr befragen. Mit Sicherheit lässt sich jedoch sagen, dass er neben dem dokumentarischen Interesse immer auch die Komposition des Bildes berücksichtigt hat. Dies zeigen besonders seine Natur- und Landschaftsaufnahmen. Im Umgang mit Gerät und Material sowie bei der Herstellung makelloser Abzüge war er ebenso um Perfektion bemüht. Er verfügte über eine gut ausgerüstete Dunkelkammer, die er auch interessierten Kunden zur Verfügung stellte.

Wer war Otto Engelhard?
Otto Engelhard hatte gemeinsam mit seinem Bruder Robert 1876 die Untermühle in Hofheim erworben und zu einer modernen Sohllederfabrik umgebaut. Die Familie war mit außerordentlichem Erfolg bereits seit zwei Generationen als Ledergroßhändler in Frankfurt am Main tätig. Otto Engelhard war auch sehr rege, wenn es darum ging, die Hofheimer für den Fremdenverkehr und auswärtige Besucher für die Schönheiten der Taunuslandschaft zu gewinnen. Im „Taunusklub-Verschönerungsverein“ war er bis zu seinem Tod 1918 Vorsitzender. Der Taunusclub, Sektion Hofheim (1872) und der Verkehrs- und Verschönerungsverein (1875) wurden bis 1927 gemeinsam geleitet. Die Mitglieder dieser Vereinigung initiierten den Wandel Hofheims von der Ackerbürgerstadt zum modernen Erholungsort. Zu ihren Zielen gehörte die Modernisierung des Stadtbildes, um den Fremdenverkehr zu fördern. Dazu zählten die Schaffung von Ausflugszielen, wie z.B. den Meisterturm (1895), den Cohausentempel (1910), die Schutzhütte im Floßwald (um 1900), die Teerung der Straßen, die Anbringung von Blumenschmuck an öffentlichen Gebäuden und vieles mehr. Bereits 1893 liest man im Schönmanns Journal für Lederindustrie: die Stadt ist ein,,Lieblingsaufenthalt der Frankfurter, Mainzer und Wiesbadener, welche sich von des Tages Last und Mühe in reiner Wald- und Gebirgsluft laben, stärken und erholen wollen."

Otto Engelhard war auch sehr rege, wenn es darum ging, die Hofheimer für den Fremdenverkehr und auswärtige Besucher für die Schönheiten der Taunuslandschaft zu gewinnen. Im „Taunusklub-Verschönerungsverein“ war er bis zu seinem Tod 1918 Vorsitzender. Der Taunusclub, Sektion Hofheim (1872) und der Verkehrs- und Verschönerungsverein (1875) wurden bis 1927 gemeinsam geleitet. Die Mitglieder dieser Vereinigung initiierten den Wandel Hofheims von der Ackerbürgerstadt zum modernen Erholungsort. Zu ihren Zielen gehörte die Modernisierung des Stadtbildes, um den Fremdenverkehr zu fördern. Dazu zählten die Schaffung von Ausflugszielen, wie z.B. den Meisterturm (1895), den Cohausentempel (1910), die Schutzhütte im Floßwald (um 1900), die Teerung der Straßen, die Anbringung von Blumenschmuck an öffentlichen Gebäuden und vieles mehr. Bereits 1893 liest man im Schönmanns Journal für Lederindustrie: die Stadt ist ein,,Lieblingsaufenthalt der Frankfurter, Mainzer und Wiesbadener, welche sich von des Tages Last und Mühe in reiner Wald- und Gebirgsluft laben, stärken und erholen wollen."

Foto-CD zur Ausstellung: 10 Euro

Veranstalter: Magistrat der Stadt Hofheim am Taunus – Stadtmuseum / Stadtarchiv

6. Marta Hoepffner-Preis für Fotografie (14.05. - 25.06.2017)

Die unabhängige Jury hat ihre Entscheidung getroffen und Chris Becher den Marta-Hoepffner-Preis für Fotografie 2017 zugesprochen. Dieser Preis für Schwarz-Weiß-Fotografie, der alle drei Jahre an professionelle Nachwuchsfotografen vergeben wird, ist mit 3.000 Euro dotiert. Schirmherrin ist Bürgermeisterin Gisela Stang.

Das Thema: VERFÜHRUNG
In Kunst und Erotik, Politik und Gesellschaft, in den Religionen, den Medien und in der Werbung spielt Verführung eine bedeutende Rolle. Sie weckt Sehnsüchte, erregt und macht neugierig. Ihre Verlockung birgt Gefahren, sie kann Ängste und Aggressionen hervorrufen und ihr Lustversprechen ins Gegenteil verkehren – Verführung ist emotional, schillernd und ambivalent. Sind Künstler Verführende, Verführte oder beides zugleich?

Chris Becher - Preisträger des 6. Marta Hoepffner-Preises für Fotografie überzeugte die Jury mit fünf eingereichten Arbeiten aus der Serie „Boys“, bei denen Bilder und Texte gleichwertig nebeneinander stehen. Seine zum Wettbewerbsthema „Verführung“ eingereichten Portraits sensibilisieren in ihrer Qualität und Geschlossenheit den Blick auf männliche Sexarbeiter.

Im Blickkontakt zum Betrachter strahlen die Fotografierten Ruhe und Selbstverständlichkeit aus. Auf gleicher Augenhöhe begegnet Becher den ‚Jungs der käuflichen Liebe' und ihren Freiern. Der Fotograf ist an dem Individuum interessiert und nicht an der Sensation.

Die unprätentiöse Darstellung verzichtet auf Klischees und zeigt weder Sexobjekte noch Opfer der Verhältnisse. Die Entscheidung des Künstlers für Schwarzweiss verleiht den ausgewogenen Kompositionen ein meditatives und zugleich rätselhaftes Moment.

Werkangaben zu „Boys”
Jahr: 2015 – fortlaufend. Technik: Analoges Mittel- und Großformat. Motive: 15 x gerahmte Inkjet Archivdrucke, Fotografien und Texte

Niemand weiß davon. Du bist die erste Person, der ich das erzähle. – anonym –

Willkommen@HotelGlobal. Ein interaktives Abenteuer für alle Weltentdeckerinnen und Weltentdecker (09.12.2016 - 07.05.2017)

Die interaktive Ausstellung „Willkommen@HotelGlobal“ des Alice - Museum für Kinder im FEZBerlin veranschaulicht die Vielfalt der Chancen und Probleme unserer globalisierten Welt anhand anschaulicher Beispiele, verknüpft diese mit eigenen Erlebnissen von Kindern im lokalen Lebensraum und bietet so die Chance zu aktiver Beteiligung. Eine Ausstellung für die ganze Familie sowie Schulklassen (ab 7 Jahren).

Schauplatz ist das „Hotel Global“. Neun Menschen aus Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Gesellschaft mit ihren zukunftsweisenden und beispielhaften Projekten „bewohnen“ das Hotel. Es sind keine üblichen Hotelzimmer, sondern man betritt überrascht eine Szene aus der Lebenswelt der Protagonisten: etwa eine Kapitänsbrücke mit Blick auf den Containerterminal oder den Regenwald, in dem die Primatenforscherin Jane Goodall die Schimpansen schützt, oder die Wäschekammer des marokkanischen Zimmermädchens.

Die jungen Besucherinnen und Besucher erleben, erkennen und bewerten die Arbeit dieser Menschen, die auf unterschiedliche Weise mit Globalisierung konfrontiert sind. Auf einer Entdeckungsreise durch aufwendig gestaltete Themenräume verfolgen sie die Zusammenhänge zwischen den Bereichen, die die Globalisierung betreffen, beladen die Container für das Schiff nach Shanghai oder erfahren im Shop, warum man auch für billige T-Shirts einen hohen Preis zahlt.

Eine Produktion des Alice - Museums für Kinder im FEZ-Berlin und des Edwin Scharff Museums Neu-Ulm in Kooperation mit dem ZOOM Kindermuseum Wien und dem Kindermuseum FRida & freD Graz.

Ludwig Meidner. Jugend und Alter (28.08. - 13.11.2016)

„Hier ist es schön, Marxheim gefällt mir. Seit einem Monat wohne ich nicht mehr in Frankfurt, sondern bin auf`s Land gezogen, nach Marxheim, einem kleinen Dorf bei Hofheim, wo ich mir eine geräumige Klempnerwerkstatt in ein Studio umgewandelt habe, ein so schönes, helles, wie ich es nie besessen habe. Hier wohne ich inmitten lieblicher Natur, und ich will das nützen...“ (Ludwig Meidner an Ludwig Kunz, Juni 1955)

Ludwig Meidner (1884–1966) zählt zu den herausragenden deutschen Künstlern der Moderne. Werk und Biografie stehen exemplarisch für die gesellschaftlichen Brüche, mit denen Kunstschaffende im Deutschland der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts konfrontiert waren. 1939 emigrierte der Maler und Dichter aufgrund der nationalsozialistischen Verfolgung nach London, wo er 14 entbehrungsreiche Jahre im Exil verbrachte.

Meidner gehört zu den wenigen jüdischen Emigranten, die in ihre deutsche Heimat zurückkehrten. Durch Vermittlung von Hanna Bekker vom Rath bezog er im Mai 1955 eine Atelierwohnung im damals noch sehr dörflichen Hofheim-Marxheim.

Acht Jahre hat er in Marxheim dort gelebt. Aus vielen Äußerungen geht hervor, dass er diese Zeit als die glücklichste nach seiner Rückkehr aus dem englischen Exil empfand.

Während Meidner in London aus materiellen Gründen kaum malte, wandte er sich nun wieder verstärkt diesem Metier zu. Insbesondere als Porträtist gelangen ihm außergewöhnlich intensive Bilder, die in ihrer psychologischen Dichte und leuchtenden Farbigkeit ausgesprochen modern wirken.

Zunächst entstanden viele Darstellungen von älteren Personen. In der Marxheimer Zeit fällt auf, dass Porträts von jungen Menschen überwiegen. Zahlreiche Besucher gingen in der Bahnstraße 15 ein und aus.

Meidner entfachte in der Dorfgemeinschaft reges Interesse am vom Bohemien geprägten Künstlerdasein. Die Gemälde stammen überwiegend aus den Beständen des Ludwig Meidner-Archivs im Jüdischen Museum Frankfurt.

Präsentiert wird auch die Fotoserie von Stefan Moses, der im Sommer 1956 in eindrücklichen Schwarzweiß-Aufnahmen den Menschen Ludwig Meidner sowie das Marxheimer Wohn- und Arbeitsumfeld festhielt.

Die Ausstellung ist Teil des von der Ludwig Meidner-Gesellschaft initiierten und vom Kulturfonds Frankfurt RheinMain gGmbH geförderten Gemeinschaftsprojektes „Ludwig Meidner – Seismograph“ zum 50. Todesjahr des Künstlers mit weiteren Ausstellungen in der Galerie Netuschil, dem Institut Mathildenhöhe Darmstadt, dem Kunstarchiv Darmstadt e.V. und dem Museum Giersch der Goethe-Universität Frankfurt.

Katalog (mit einem Essay von Eva Demski) 136 Seiten, 98 Abbildungen, 23 x 27,5 cm, Broschur, 15 Euro (ISBN 978-3-933735-50-8).

Veranstalter: Magistrat der Stadt Hofheim am Taunus – Stadtmuseum / Stadtarchiv

Befreite Moderne. Kunst in Deutschland nach 1945 bis 1949 (14.02. - 08.05.2016)

Wie malen, wenn die Welt in Trümmern liegt? 70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und des NS-Regimes werden ausgewählte Kunstwerke vorgestellt, die ausgehend vom historischen Wendepunkt des Jahres 1945 entstanden sind.

Mit mehr als sechzig Gemälden, Aquarellen, Zeichnungen und Fotografien nähert sich die Ausstellung der unmittelbaren Nachkriegszeit an, einer Zeit, in der unter dem Diktat der alliierten Besatzungsmächte die gesellschaftspolitische Neuordnung Deutschlands neu verhandelt wurde.

Nach Jahren der Verfemung und Ausgrenzung beflügelte die wieder gewonnene künstlerische Freiheit ein Aufleben der Moderne.

Trotz Trümmern und Ruinen, Verlusten und Entbehrungen erwiesen sich diese Jahre als künstlerisch produktiv und vielfältig, auch wenn es zahlreiche Widerstände zu überwinden galt.

Vor dem Hintergrund der erfahrenen historischen Zäsur suchten die überlebenden und im Land verbliebenen Künstlerinnen und Künstler die Moderne weiterzuführen, dabei auch neue Ansätze und einen Anschluss an die Kunst der Nachbarländer zu finden.

Heute vielfach vergessene KünstlerInnen der „ersten Stunde“ und künstlerische Ansätze werden vorgestellt, die sowohl gegenständliche und surreale Tendenzen, abstrakte Formfindungen und experimentelle Aufbrüche umfassen.

Im Angesicht von Gewalt und Tod, Mangel und Not überrascht die Vielfalt an Werken, künstlerischen Ansätzen und Techniken. Überschattet wurde die wieder erlangte Freiheit indes schon bald von den ideologischen Spannungen zwischen den Westalliierten und der ehemaligen Sowjetunion sowie dem Richtungsstreit um gegenständliche und abstrakte Kunst.

Künstler der Ausstellung: Carl Barth • Heinz Battke • Willi Baumeister  • Max Beckmann • Julius Bissier • Rolf Cavael  • Joseph Fassbender • Gerhard Fietz • Edvard Frank  • Werner Gilles • Karl Otto Götz • Bruno Goller  • Thomas Grochowiak • Hans Hartung • Werner Heldt • Marta Hoepffner • Karl Hofer • Otto Hofmann • Karl Kunz • Jean Leppien • Fritz Levedag •  Jeanne Mammen • Georg Meistermann • Oskar Moll •  Erich Mueller-Kraus • Rolf Müller-Landau •  Ernst Wilhelm Nay •Ludwig Gabriel Schrieber •  Bernard Schultze • Heinrich Siepmann • Heinz Trökes •  Theodor Werner.

Basis der Ausstellung bilden ausgewählte Werke aus den Sammlungen des Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr sowie des Märkischen Museum Witten sowie verschiedene Galerien und private Leihgebende.

Katalog (Deutscher Kunstverlag), 208 Seiten, 143 Abbildungen, 19,80 Euro

350 Jahre gelobte Wallfahrt (1666 - 2016) (29.05. - 21.08.2016)

Auch im 17. Jahrhundert bestimmten Kriege, Missernten und Krankheiten in hohem Maße das Leben der Menschen. Der Tod war Teil des täglichen Lebens. Bereits 1635, während des Dreißigjährigen Krieges, hatte die Pest in der Main-Taunus-Region unzählige Opfer gefordert. 1666 brach sie erneut aus. Diesmal war die Seuche aus den Niederlanden gekommen und am Rhein, dann am Main aufwärts gezogen. Die Handelsbeziehungen zwischen Mainz und der Messestadt Frankfurt wurden – wenn auch widerwillig von Seiten der Kaufmannschaft - eingeschränkt, es folgten strenge Kontrollen an den Stadttoren. Große Menschenansammlungen – dazu gehörten auch Prozessionen jeglicher Art – waren zu vermeiden.

Während die Pest in Flörsheim, Hattersheim, Zeilsheim und anderen Orten wütete, war Hofheim noch verschont geblieben. „Im Jahre 1666, den 3. Juni, am Feste der Himmelfahrt des Herrn Mittags um 12 Uhr führte der damalige Pfarrer Joh.[annes] Gleidner, ein geborner Hofheimer, seine Gemeinde in Prozession hinauf durch den mit Reben bepflanzten Abhang nach dem mit uralten Eichen und Buchen dicht bewachsenen Hofheimer Waldberge“, schreibt Pfarrer Antonius Hilf 1864. „Die frommen Waller [Wallfahrer] sangen Bußlieder, beteten und flehten zu Gott um gnädige Abwendung der Pest. [...] Oben auf dem Berge hielt der Pfarrer an das um ihn versammelte und am Abhang des Berges lagernde Volk eine sehr nachdrückliche Rede.“ Man gelobte den Bau einer Kapelle, wenn die Stadt von der Pest verschont bleiben würde und dazu läuteten auf einmal die Glocken von St. Peter und Paul.

Zur Bekräftigung erfolgte eine Wiederholung am 2. Juli, dem Fest Mariä Heimsuchung. Pfarrer Gleidner führte „die Gemeinden Hofheim und Marxheim in Prozession auf den Berg“. „Viele fromme Waller aus den benachbarten Pfarreien“ hatten sich dem „Bittgang“ angeschlossen. Gleidner erneuerte das Gelübde, „wenn der liebe Gott die Drangsale der Pest abwende, ihm zur Ehre und zum Lob der heiligen Jungfrau eine Kapelle an dieser Stelle zu errichten“. Gleidner muss ein guter Organisator (Zusammenführen der vielen Prozessionsteilnehmer aus der Region) und durchsetzungsstarker Mann (schnelle Genehmigung zum Bau der Kapelle) gewesen sein. Das Bauholz kam aus dem städtischen Wald. Das Geld zum Bau kam auf Spendenbasis zusammen, und Handwerker aus dem Ort halfen mit freiwilligen Arbeitsleistungen. Am 29. September 1667 wurde die Kapelle zu Ehren Marias und der Pest-Schutzheiligen Rochus und Sebastian geweiht. Der damalige Fachwerkbau wurde 1773 durch die in Stein gebaute und bis heute bestehende Kapelle ersetzt.

Im Jubiläumsjahr 2016 erinnern Stadt und Pfarrgemeinde an diesen 350. Jahrestag des Gelöbnisses, das die Hofheimer, Krifteler, Marxheimer, Münsterer, Hattersheimer und Zeilsheimer seit ebenfalls 350 Jahren durch die jährliche Wallfahrt wachhalten. Im Rahmen der ganzjährigen Aktionen der Kirchengemeinde St. Peter und Paul und unter Beteiligung verschiedenster Institutionen, gesellschaftlicher Gruppierungen, Vereinen und Einzelpersonen, ist der Beitrag des Stadtmuseums die historische Ausstellung „Maria hilf!“. Diese erklärt anschaulich mit 13 Texttafeln, zahlreichen Exponaten und Archivalien die religiösen Hintergründe und Folgeerscheinungen des Kapellenbaus. Außerdem decken die Texttafeln rund 400 Jahre Stadtgeschichte ab. Sie beginnen mit der protestantischen Religionszugehörigkeit der Hofheimer Einwohner, streifen den Dreißigjährigen Krieg mit seinen Schrecken und führen zur großen Pest.

Im Mittelpunkt der Ausstellung steht die einheimische Bevölkerung, die – im Gegensatz zu der reichen und adeligen Oberschicht – ihre einzige Hoffnung in der Zuflucht bei Gott sah und der Bitte um Fürsprache durch die Heilige Muttergottes sowie die Pestheiligen St. Rochus und St. Sebastian. Diesen Dreien ist die Hofheimer Bergkapelle geweiht.

Das Anwachsen der Pilgerströme, die Arbeit der Eremiten und die Forderungen der Gläubigen nach mehr und mehr geistlicher Versorgung in der Kapelle der „Maria auf dem Berg“ - auch wenn dieser Erfolg nicht immer im Sinne der örtlichen Pfarrer war - werden beschrieben und natürlich auch die Baugeschichte der ersten und zweiten Kapelle. Vor allem im 19. Jahrhundert nahm die Marienverehrung große Ausmaße an und der Hofheimer Pfarrer Diefenbach ist der Nachwelt besonders durch seine Mariengebeten überliefert. Sein Wallfahrtsgebet „Maria hilf“ gab der Ausstellung ihren Titel.

Unser Dank geht an die Schülerinnen und Schüler der Main-Taunus-Schule und ihrer Lehrerin Frau Silke Dorer-Gommermann für die Mitarbeit an den die Ausstellung begleitenden Texttafeln.

Veranstalter: Magistrat der Stadt Hofheim am Taunus – Stadtmuseum/Stadtarchiv in Zusammenarbeit mit der Pfarrgemeinde St. Peter und Paul, den Schülern der Klassen 10c und 10h der Main-Taunus-Schule in Hofheim, der Bürgervereinigung Hofheimer Altstadt e.V., der SeniorenNachbarschaftsHilfe e.V. und der Anneliese und Hubert Schullenberg Stiftung