Sonderausstellungen 1991-1995

Lebenszeichen. Schmuck aus Notzeiten (17.11.1995 - 28.01.1996)

Schmuck aus Notzeiten? Wer von denen, die es nicht selbst erlebt haben, stellt sich vor, daß es in Zeiten erdrückender materieller, physischer und psychischer Not, im Geschoßhagel der Front oder im Kriegsgefangenenlager den Menschen nach Schmuck, nach schmuckhaften Zeichen verlangt hat ? Und wer vermag sich vorzustellen, wie raffiniert wiederum andere Menschen dieses Bedürfnis zu allen Zeiten ausgenützt und den Menschen mit politisch instrumentalisierten, mit ideologisch verbrämtem "Schmuck" für ihre Zwecke einzuspannen versucht haben ?

Tatsächlich aber ist Schmuck in schweren Zeiten mehr als nur Dekoration. Er wird zum Symbol der Hoffnung und der Zuversicht, er ist Ausdruck von Lebensfreude und Selbstwertgefühl, ist Lebens-Zeichen, und aus diesem Grunde höchst lebensnotwendig. In extremen Situationen der menschlichen Existenz gewinnt Schmuck überdies uralte Sinngehalte zurück: Er wird Talisman, Reliquie, Fetisch, Liebes- und Treuepfand, Zeichen des Trostes, Manifest der Erinnerung. Er wird zum Medium der Beschwörung des Überlebens und des Schutzes.

Die Ausstellung "Lebenszeichen. Schmuck aus Notzeiten" geht auf eine Idee des Düsseldorfer Schmuckkünstlers und Designers Prof. Friedrich Becker zurück, der als Soldat in Rußland selbst Schmuck von Kriegsgefangenen gegen Nahrungsmittel eintauschte. Die Ausstellung soll, fünfzig Jahre nach Kriegsende, an die schweren Zeiten von Krieg und Gefangenschaft, an die Not der zerstörten Heimat erinnern. Sie soll zeigen, wie sich Hoffnung und Zuversicht im Schmuck spiegeln, wie Schmuck als Liebeszeichen, Freundschaftsgabe und Tauschobjekt das psychische und physische Überleben sichern half, und wie er die Kreativität des Einzelnen anregen konnte.

Bei den ca. 400 Schmuckgegenständen handelt es sich um Objekte, welche unter Umnutzung von Kriegsmaterial wie Kartuschen oder Plexiglas und Aluminium abgestürzter Flugzeuge sowie diverser anderer Ausgangsstoffe - angefangen von ausrangierten Kochtöpfen über Knochenabfälle aus der Lagerküche bis hin zu Kabeldraht, Holz, eingeschmolzenen Münzen und Silberlöffeln - entstanden. Von ihrer Funktion her waren diese aus schlichten, "recycelten" Materialien mit primitivem Werkzeug gefertigten Stücke zugleich Hoffnungszeichen und Überlebenshilfe, Talisman und Trostspender. Sie konnten als Tauschobjekt dienen, ihre Herstellung war bisweilen auch Beschäftigungstherapie. Nicht ihr materieller oder gestalterischer Aspekt stand im Vordergrund, sondern ihr psychologischer und sentimentaler Wert.

Schmuck aus Notzeiten besticht nicht nur durch ästhetische Qualitäten; seine Bedeutung liegt in den Geschichten, die er erzählt. Diesem Umstand trägt die Wanderausstellung des Museums für Angewandte Kunst Köln durch eine angemessene, den historischen und biographischen Kontext berücksichtigende Inszenierung Rechnung. Die Schau ist ergänzt um Ausstellungsobjekte Hofheimer Leihgeber.

Ein Katalog (128 Seiten, DM 18,-) begleitet die Ausstellung.

Veranstalter: Magistrat der Stadt Hofheim am Taunus - Kulturamt/Stadtmuseum - in Zusammenarbeit mit Büro der Frauenbeauftragten, Bürgervereinigung Hofheimer Altstadt e.V., Deutscher Hausfrauen-Bund, Ortsverband Hofheim e.V., Heimat- und Geschichtsvereine, Kunstverein Hofheim e.V., Volksbildungsverein Hofheim am Taunus e.V., der Volkshochschule Main-Taunus-Kreis sowie mit freundlicher Unterstützung der Frankfurter Sparkasse 1822.

Sophie Reinheimer Blumenhimmel - Alltagsfreunde. Umweltgeschichten - Bilderbücher - Märchen (23.09. - 05.11.1995)

Sophie Reinheimer, geb. 1874 in Brüssel, gestorben 1935 in Hofheim am Taunus war eine überaus populäre Kinderbuchautorin ihrer Zeit. Sie erreichte mit ihren insgesamt 46 Buch-Titeln eine Gesamtauflage von mehr als 5 Millionen Exemplaren. Die Autorin, die zunächst eine Ausbildung am Frankfurter Kindergärtnerinnen-Seminar absolvierte, debütierte im Jahr 1902 mit einer Märchenerzählung, die in dem Magazin "Herzblättchens Zeitvertreib" erschienen war; die bisher letzte Reinheimer-Anthologie erschien 1990 im Münchner Schneider-Verlag.

Grundlage der Ausstellung im Hofheimer Stadtmuseum (23.09. - 5.11.1995) sind die Bestände des Reinheimer-Archivs im Hofheimer Stadtarchiv und des Instituts für Jugendbuchforschung der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt. Daß Sophie Reinheimers Werk nahezu vollständig und überwiegend in Erstausgaben dokumentiert werden konnte ist der freundlichen Mithilfe zahlreicher privater Leihgeber aus Hofheim zu danken, die ihre zum Teil mit persönlichen Widmungen der Autorin versehenen Bücher zur Verfügung stellten.

Die Sonderausstellung präsentiert einzelne Aspekte des umfänglichen Werk der Autorin, darüber hinaus werden besonders wichtige Motive ihrer Erzählungen visualisiert. Dementsprechend sieht sich der eintretende Besucher zunächst mit einer Jahrmarktsszene konfrontiert - einem Hauptmotiv der realistischen Reinheimer-Texte, charakteristisch für das Schreiben dieser Autorin, die sich erklärtermaßen für die "rosarote Brille" der Kinderliteratur entschieden hatte.

Eine erste Sequenz ist Sophie Reinheimers Märchen gewidmet, ihren Geschichten von anthropomorphisierten Pflanzen, Tieren und Dingen. Die Gegenstände, denen die Autorin ein solches menschenähnliches Leben zuschrieb waren beispielsweise eine Wanduhr und eine Nähmaschine. Auch die publizitätsfördernde mediale Verwertung der Reinheimer-Texte im Bilderbuch und im Rundfunk werden aufgezeigt. Dies wird unter anderem verdeutlicht durch eine großformatige, fast begehbare Reproduktion des außerordentlich populären Bilderbuchs "Im Blumenhimmel" (Illustrationen von Else Wenz-Vietor).

Im zweiten Teil der Ausstellung begegnen wir den realistischen Umweltgeschichten, mit deren Veröffentlichung Sophie Reinheimer in den späten 20er Jahren begann. Diese Erzählungen dokumentieren das (idealisierte) Bild einer weitgehend "verhäuslichten" kleinbürgerlichen Stadtkindheit. Rituale, Spielsachen, besondere, für das Kind und die Familie bestimmte Kultur- und Unterhaltungsangebote spielen dabei eine große Rolle. Dem Ausstellungsraum wurde ein opulent geschmückter und mit Geschenken bestückter Weihnachtsbaum zugeordnet - ein Szenario, das exakt nach entsprechenden Schilderungen in den Texten arrangiert wurde. Unter dem Weihnachtsbaum, bzw. daneben ist für die kleinen Besucher der Ausstellung eine Kuschelecke vorgesehen, mit Reinheimer-Büchern in neueren Ausgaben und Fröbel-Spielmaterial.

Sophie Reinheimer hat das am Frankfurter Pestalozzi-Fröbelseminar Gelernte in vielen ihrer Texte "verarbeitet". So kommt in "Klein-Rösel" der Alltag im Kindergarten und damit die diversen Fröbelschen Spielmaterialien zur Darstellung. Abschließend werden die zahlreichen posthum erschienenen Publikationen und Nachauflagen, deren jüngste 1990 im Schneider-Verlag erschienen ist, vorgestellt. Eine synoptische Überblicksdarstellung parallelisiert darüber hinaus die Titel Sophie Reinheimers mit zeitgleich erschienenen Klassikern und Longsellern der deutschsprachigen bzw. ins Deutsche übersetzten Kinderliteratur.

Katalog: Blumenhimmel - Alltagsfreunde. Sophie Reinheimer 1874 - 1935. (23.09.-05.11.1995). Hrsg.: Roswitha Schlecker im Auftrag des Magistrats der Stadt Hofheim am Taunus - Stadtmuseum/Stadtarchiv in Zusammenarbeit mit dem Institut für Jugendbuchforschung der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, 1995. Mit Beiträgen von R. Schlecker, G. Weinkauff u. B. Dolle. 107 S., 71 Abb., € 14,30 (ISBN 3-933735-10-6).
Enthält eine Lebensbeschreibung, eine ausführliche Gesamtbibliographie, drei Texte Sophie Reinheimers sowie zwei literaturgeschichtlich angelegte Beiträge.

Veranstalter: Magistrat der Stadt Hofheim am Taunus - Kulturamt (Stadtmuseum/Stadtarchiv) in Zusammenarbeit mit dem Institut für Jugendbuchforschung der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt, der Volkshochschule des Main-Taunus-Kreises, der Kreisbibliothek Main-Taunus (Fahr- und Ergänzungsbücherei), der Musikschule des Volksbildungsvereins Hofheim am Taunus, der Stadtbücherei Hofheim am Taunus, dem Büro der Frauenbeauftragten der Stadt Hofheim sowie mit freundlicher Unterstützung des Geschichts- und Altertumsvereins Hofheim am Taunus e.V.

format (19.05. - 28.08.1995)

Ecke Bonk, Ralf Dingeldein, Herbert Fischer, Ines v. Ketelhodt, Ute Kloss-Pawelzik, Hansgeorg Mahler, Martin Noll, Kai Pfankuch, Caren Schröder, Ingrid Stein, Wolke Verlag

Bücher - Camera obscura - Druckgrafik - Fotografie - Installation - Malerei - Zeichnung

Elf Künstlerinnen und Künstler haben sich unter dem Titel "format" zusammengefunden und zeigen ihre Arbeiten aus den Bereichen Buchkunst, Camera Obscura, Druckgrafik, Fotografie, Installation, Malerei und Zeichnung.Sie haben - zum Teil gemeinsame - Hofheimer Erinnerungen, z.B. an den Jazzclub, Kunstverein oder die Schule. Hier sind sie alle der Kunstpädagogin Ingrid Stein (Hofheim) begegnet, die mit ihren Radierungen und Prägedrucken an der Ausstellung beteiligt ist.

Weitere Teilnehmer der Ausstellung sind: Ecke Bonk (Österreich) mit konzeptionellen Arbeiten, Herbert Fischer (Frankfurt) mit Fotografien und einer begehbaren Camera Obscura, Hansgeorg Mahler (Frankfurt) mit Installationen im ehemaligen Jazz-Keller, der heute Teil des Stadtmuseums ist.

Die Malerei von Ute Kloss-Pawelzik (z.Zt. USA) beschäftigt sich mit dem Thema Frau, während die Bilder von Caren Schröder (Finnland) Geographie im weitesten Sinne behandeln. Martin Noll (Berlin) bemalt Fundstücke aus unterschiedlichen Materialien, die er bis in die archäologische Abteilung des Museums verteilt. Durch seine Arbeiten zum Mythos des Sisyphos, die für ein Buch entstanden sind, stellt Kai Pfankuch (Hofheim) einen inhaltlichen Bezug zur Dauerausstellung der Hofheimer Lederindustrie her. Ines v. Ketelhodt (Oberursel), die als Buchkünstlerin mehrfach ausgezeichnet wurde, zeigt Fotografien, die im Zusammenhang ihrer Buchobjekte entstanden. Der Wolke Verlag (Hofheim) stellt Bücher aus seinem Programm vor, das sich vorwiegend auf moderne Musik spezialisiert hat. Die Arbeiten von Ralf Dingeldein (Kelkheim) bewegen sich zwischen Malerei und Installation und thematisieren Situtation und Verhältnis von Künstler und Kunstwerk.

Die Ausstellung verspricht Vielseitigkeit in Stil-, Technik- und Themenauswahl, die jedem Künstler frei überlassen wurde. Die einzig verbindliche Absprache gilt der format-Box, zu der die elf Künstlerinnen und Künstler je eine Arbeit beigetragen haben. Sie erscheint in einer Auflage von 200 Exemplaren. Alle Arbeiten beziehen sich auf das gemeinsame Format von 30 x 30 cm. Bildträger sind Papiere, Vinyl und Metall. Die Techniken reichen von Collage über farbigen Prägedruck von mehreren Platten, Typografie und Siebdruck zu Stanzarbeit, Farbkopie, Buch-, Offsetdruck und einer Farblithographie von mehreren Steinen. Die format-Box wird mit einem Begleitheft zum Vorzugspreis von DM 150,- während der Ausstellung angeboten und ist im Stadtmuseum Hofheim erhältlich.

Grundidee dieser Ausstellung ist, über die Bildende Kunst hinaus andere künstlerische Bereiche mit einzubeziehen. Insofern ist das Rahmenprogramm konzeptioneller Bestandteil der Ausstellung. Die Jazz-Musikerin Annemarie Roelofs begleitet musikalisch - mit Überraschungseffekten - durch Eröffnungsprogramm und Ausstellung am Freitag, den 19. Mai um 20.00 Uhr. Die Frankfurter Künstlerin wird ihre eigenwilligen Akzente mit Posaune, Violine, Tuba, Hörrohr und special effects setzen.

Veranstalter: Magistrat der Stadt Hofheim am Taunus - Kulturamt/Stadtmuseum - in Zusammenarbeit mit dem Büro der Frauenbeauftragten, dem Jazz-Club Hofheim e.V., dem Kunstverein Hofheim e.V., der Volkshochschule Main-Taunus-Kreis und dem Wolke Verlag.

Gold gab ich für Eisen. Eisenschmuck und Kleingerät des Klassizismus und Biedermeier (24.03. - 28.08.1995)

"Gold gab ich für Eisen" - die patriotische Spendenaktion der Freiheitskriege (1813 - 1815) gab einst den Anstoß für die Vervollkommnung der Eisengußwaren, die als "Berliner Eisen" zu einem begehrten Exportartikel wurden. Sie zählen heute zu den charakteristischen Zeugnissen des deutschen Kunstgewerbes in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Der Aufstieg und Niedergang des Eisenkunstgusses wird maßgeblich von historischen Begebenheiten bestimmt: Die Eroberung weiter Teile Europas durch die napoleonische Armee nach der Französischen Revolution, die Befreiungskriege, die Neuordnung Europas auf dem Wiener Kongress sowie die bürgerliche Revolution von 1848.

Eine Ausstellung des Museums für Kunst und Kulturgeschichte, Dortmund mit Leihgaben aus den Staatlichen Museen zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz - Kunstgewerbemuseum, dem Historischen Archiv Krupp, Villa Hügel in Essen und aus Privatbesitz.

Kunst aus Kinderhand. Andere Länder, Anderes Spielzeug (29.01. - 12.03.1995)

Die Ausstellung „Kunst aus Kinderhand – Andere Länder, Anderes Spielzeug“ erzählt speziell jungen Besucherinnen und Besuchern in anschaulicher Form vom Leben und Spielen Gleichaltriger in anderen, fernen Ländern. Solidarität und Verständnis für Kinder in unbekannteren Lebensverhältnissen werden geweckt. Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft von UNICEF, dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen.

Während Miniaturen der Erwachsenenwelt bei uns gebrauchsfertig verpackt im Regal warten, gehen die Kleinen in der Dritten Welt selbst ans Werk. Die Ausstellung zeigt rund 100 Spielzeuge, welche von Kindern aus Afrika, Asien und Südamerika in Eigenbau hergestellt wurden. Der österreichische Völkerkundler Dr. Fritz Trupp hat die „kleinen Kunstwerke“ im Laufe von Jahren zusammengetragen. Die Jungen und Mädchen verwendeten dabei Material aus ihrer unmittelbaren Umgebung. Die scheinbar begrenzten Möglichkeiten waren für die Kreativität der Kinder keineswegs ein Hindernis. Im Gegenteil, der europäische Betrachter wird überrascht sein, wie phantasievoll die Kinder vorgegangen sind und welch funktionales Spielzeug dabei entstanden ist. Das Material liefert die Natur - Rindenbast und Holz, Bambus und Maisstengel - oder der Abfalleimer der Großen. Auch Tankstellen sind beliebte Bezugsquellen, weil sie sich als wahre Fundgruben für wieder verwertbare Schätze erwiesen haben.

Dem Ideenreichtum sind keine Grenzen gesetzt. Ganz ähnlich wie bei uns, ist es vor allem die ausgefeilte Technik moderner Verkehrs- und Transportmittel, die große Faszination ausübt. Ausrangierte Badeschlappen sind dabei zum Beispiel willkommenes Rohmaterial für Autoräder: Ein Grundkurs in „Recycling“ für die europäische Wegwerfgesellschaft. Auch traditionelle Aspekte der eigenen Kultur werden in die Spielwelt integriert.

Die Ausstellung zeigt Spielzeuge aus: Algerien, Benin, Botswana, Burkina Faso, Elfenbeinküste, Ghana, Indonesien, Kamerun, Kongo, Lesotho, Namibia, Niger, Nigeria, Pakistan, Peru, Senegal, Simbabwe, Tansania und Togo. Zur Ausstellung gehört ein Aktionsraum, in dem Kinder malen, basteln und gestalten können sowie ein permanentes „Ausstellungskino“. Für die Dauer der Ausstellung werden im Museum UNICEF-Grußkarten verkauft. Der Erlös aus dem Verkauf geht an das Deutsche Komitee für UNICEF.

Der Arbeitskreis Hofheimer Frauenverbände - Hilfe für Bosnien und Kroatien - bietet ebenfalls für die Dauer der Ausstellung, handgefertigte Puppen an, welche von der Mädchengruppe der Selbsthilfeorganisation „DESA“ (Aufruf der Dubrovniker Frauen zum Handeln) hergestellt worden sind.

Veranstalter: Magistrat der Stadt Hofheim am Taunus -Kulturamt/Stadtmuseum - in Zusammenarbeit mit dem Ausländerbeirat Hofheim, der Musikschule des Volksbildungsvereins Hofheim e.V., dem Arbeitskreis Hofheimer Frauenverbände -Hilfe für Bosnien und Kroatien und UNICEF Arbeitsgruppe Wiesbaden/Main-Taunus.

Aquarelle, Zeichnungen, Druckgrafik

Die Hofheimer Ausstellungsaktivitäten des Jahres 1991 stellten das Schaffen Ludwig Meiders in seiner Marxheimer Zeit in den Vordergrund. In der ländlichen Atmosphäre von Marxheim, einem Stadtteil von Hofheim am Taunus, verbrachte Ludwig Meidner, nach vielen vorangegangenen Besuchen bei Hanna Bekker vom Rath, acht Jahre seines Lebens. Mit ihrer Hilfe fand er hier ein neues Refugium für seine künstlerische Arbeit. Das Thema Kneipe und Café berührte ihn hier nur am Rande, in Form seiner Besuche im hiesigen Jazz-Keller.

Aus dieser Verbundenheit heraus wird nun ein Teilaspekt seiner Arbeiten der Berliner und Londener Zeit vorgestellt. Die Bildnisse von Kneipen und Cafés vermitteln seine seelischen Befindlichkeiten und geben einen Einblick in die Biographie des "alten und kauzigen Malers", der von 1955 bis 1963 in Marxheim lebte.

Kneipe und Café sind heute Synonyme für Freizeit, Geselligkeit und Vergnügen. In unseren Tagen ist die Verweildauer in den entsprechenden Räumlichkeiten auf Stunden festgelegt, auf Terminkalender abgestimmt, in ein Regelwerk der Abwechslung eingebettet.
Die Ausstellung will die Welt des Großstadtmalers im Berlin der 1910er Jahre näher bringen und lebendig werden lassen. Der Themenbereich Kneipe und Cafe hatte Ludwig Meidner schon früh in seinem Werk beschäftigt. Sein Aufenthalt in Paris 1906/07, wo er das bekannte Boheme-Cafe "Lapin agile" auf dem Montmarte frequentierte, führte ihn auf die Spur des Themas, das erst im Spätwerk 1956 seinen Endpunkt finden sollte.

Die Schilderung des Treffpunkts der Boheme, dem Kulminationspunkt von bürgerlicher und subkultureller Welt, der "Wechselstube der Gedanken und Pläne, des geistigen Austauschs, die Produktenbörse der Dichtung", wie es Max Krell - Lektor bei Ullstein und Stammgast im Romanischen Cafe so treffend formulierte, interessierte Ludwig Meidner im Besonderen.
In der Hochphase des Expressionismus, wo Ludwig Meidner in Berlin zu den Etablierten der einschlägigen Szene gehörte, entstanden in den Jahren 1913 bis 1915 eine ganz Reihe großformatiger Meisterwerke der Zeichnung, die ihm eine dauerhafte Bedeutung für die Zeitepoche sichern.

Das Caféhaus ist eines der Motive in Meiders Werk, das Nachklang im Spätwerk der ausgehenden Englandzeit gefunden hat. Am Ende der verfolgungsbedingten Exilzeit, der Zeit, in der Ludwig Meidner nach entbehrungsreichem Überleben wieder Kontakt zur alten Heimat knüpfte, entstand eine Serie von Werken, die die Isolation des Künstlers in einer ihm fremd gebliebenen Umgebung zum Inhalt nimmt. Mit Porträtaufnahmen und Totenwachen überwand er die leidvollste Zeit seines Lebens. In symbolbeladenen Darstellungen zeichnete er sich seine alptraumhaften Bedrängungen von der Seele. Sie lesen sich wie eine Antwort auf die hochgestimmten, explosiv-futuristischen Darstellungen des Expressionismus und seiner Folgezeit.

Durch die umfassenden Retrospektiv-Ausstellungen im Jahre 1991, die die Städte Darmstadt und Hofheim am Taunus veranstalteten, ist Ludwig Meidner wieder in den Kreis der Expressionisten zurückgekehrt, die das Bild der Kunst der Großstadt im ersten Viertel unseres Jahrhunderts nachhaltig in allen Facetten geprägt haben.
Mit dieser Ausstellung soll der Blick neuerlich auf das Lebenswerk des Künstlers gerichtet werden, der seine inzwischen einsetzende Popularität vorrangig dem hochklassigen expressionistischen Werk verdankt. Daß seine späteren Werkschöpfungen im übertragenen Sinne gleichbedeutend sind, soll anhand der Originale überprüfbar gemacht werden. Insofern verspricht die Ausstellung eine Neubewertung des Gesamtschaffens von Ludwig Meidner einzuleiten.

Katalog: Ludwig Meidner 1884 - 1966. Das druckgraphische Werk. Ein Überblick. (20.09.-20.10.1991). Hrsg.: Winfried Flammann im Auftrag des Magistrats der Stadt Hofheim am Taunus, 1991. Bearbeitung und Text: W. Flammann. 93 S., 40 Abb., 251 Katalognummern, € 10,20 (ISBN 3-933735-00-9.

Veranstalter: Magistrat der Stadt Hofheim am Taunus - Kulturamt/Stadtmuseum - in Zusammenarbeit mit Frauen helfen Frauen MTK e.V., Gleichstellungsbeauftragte des Main-Taunus-Kreises, Kunstverein Hofheim e.V., Ludwig Meidner Gesellschaft e.V., Main-Taunus-Schule Hofheim sowie dem Café Flot.

„Von den fünf Sinnen hat der Geruchssinn den heißesten Draht zur Vergangenheit. Der Geruch ist ein gutes Vehikel. Sehen, Hören, Tasten und Schmecken haben nicht die gleiche Macht wie ein Geruch, wenn du dich für eine Stunde in eine Situation zurückversetzen willst. Meist will ich das gar nicht - da ich jedoch Gerüche in Flaschen gebannt habe, habe ich Kontrolle über sie und kann die Gerüche riechen, die ich riechen und wann ich sie riechen will, um die Erinnerungen wachzurufen, auf die ich gerade Lust habe. Nur eine Stunde lang. Das Gute an einer Geruchs-Erinnerung ist, dass die Reise in die Vergangenheit in dem Augenblick zu Ende ist, wenn du nichts mehr riechst, es gibt also keine Nachwirkungen. Es ist eine feine und saubere Art der Erinnerung.“ (aus: Andy Warhol: Die Philosophie des Andy Warhol von A bis B und zurück. München 1991).

Seit geraumer Zeit ist „Parfum“ in das Blickfeld der Medien gerückt; kaum ein Modejournal, das man aufschlägt, in dem nicht ein Beitrag hierüber zu finden wäre. Gemeint ist hier nicht nur die Werbung, die mit immer neuen Mitteln auf die aktuellen Kreationen der Branche aufmerksam macht. Was vielmehr zunehmend von Interesse ist, sind die Hintergründe eines Gegenstandes, der - längst zum Allgemeingut geworden - seinen Mythos erhalten hat und es erlaubt, die Persönlichkeit seines Trägers zu unterstreichen. Auswahl gibt es hier genug, und in der Parfümerie haben Mann und Frau die Qual der Wahl.

Die Geschichte des gezielten Einsatzes von Wohlgeruch ist mehr als 5000 Jahre alt. Damals verband man mit Duft in erster Linie jedoch noch das, was „Parfum“ ursprünglich war: per fumum - durch den Rauch transportierte man den Wohlgeruch verbrennender Hölzer oder Harze an sein Ziel; das Rauchopfer wurde den Gottheiten dargebracht. Der Weg von dort zum „Parfum“ im heutigen Sinne ist weit. Ihm nachzugehen, ist das Anliegen der Ausstellung „Parfum - Aspekte der Duftkultur“ des Rheinischen Museumsamtes. Dabei werden auch die Herstellung von Parfum und Flakon und insbesondere die Markendüfte des 20. Jahrhunderts thematisiert.

„Flüssigen Gefangenen gleich, in gläsernen Mauern festgehalten“ (Shakespeare), dokumentiert sich die Geschichte des Parfums in besonderer Weise an dem kunstvollen Flakon, in dem es aufbewahrt wird. In der Ausstellung, die in den folgenden zwei Jahren in unterschiedlichen Museen präsentiert wird, werden Exponate aus verschiedenen Firmenmuseen, wie z.B. Muelhens in Köln und Wella in Darmstadt, aber auch aus bedeutenden Privatsammlungen im Rheinland gezeigt.

Veranstalter: Magistrat der Stadt Hofheim am Taunus – Stadtmuseum/Stadtarchiv

Geschichten aus der Geschichte

werden anhand historischer Fotografien und ausgewählter Ausstellungsstücke erzählt.
Wallau stellt sich als ehemaliger Amtsort des Ländchens vor; Wildsachsen erinnert an die frühere Dorfschule des Ortes; Diedenbergen erklärt die Bedeutung der Inschrift über dem Eingangsportal der evangelischen Kirche – eine Inschrift, die lange Zeit nicht identifiziert werden konnte; Langenhain widmete sich der Waldwirtschaft und dem Rindenschälen; Lorsbach, die „Perle der Naussauischen Schweiz“, weist auf seine Geschichte als Naherholungsgebiet zu Beginn des 20. Jahrhunderts hin, und Marxheim stellt den Pumpenbau der Firma Westenberger vor.

Die Ausstellungsschwerpunkte sind umrahmt von historischen Fotografien. Zusätzlich erscheint das Buch mit dem Titel „Kurz-Chroniken“, das in historischen Fotografien, Daten und Wappen die Stadtteile sowie die Kernstadt Hofheim vorstellt.

Die Ausstellung zeigt römische Münzen in ihren speziellen Eigenschaften als Nachrichtenträger. Münzgeld war im Altertum nicht nur Zahlungsmittel, sondern auch in verstärktem Maße Objekt staatlicher Propaganda.

Es gab nicht jene Nachrichtenmittel und Medienvielfalt, derer man sich heute bedienen kann. Die gerade in römischer Kaiserzeit in großer Zahl herausgegebenen Münzen haben sich als herausragendes Medium erwiesen, der „Frau und dem Mann auf der Straße“ in Rom und Italien, aber auch darüber hinaus in den entferntesten Provinzen, die Allgegenwart des Staates und seiner Repräsentanten täglich vor Augen zu führen. Zwischen Augustus (27 v – 14 . Chr.) und Diocletianus (284 – 305 n. Chr.) – in etwa der zeitliche Rahmen der Ausstellung – gab es 44 verschiedene Kaiser, die diversen Mitregenten, Herrscher von Teil- und Sonderreichen sowie Gegenkaiser nicht mitgezählt.

Insgesamt sind es 273 Münzen, ausschließlich aus dem Bestand der Sammlung Nassauischer Altertümer des Museums Wiesbaden, die zur Illustration dieser Sichtweise römischer Münzen herangezogen wurden.

Veranstalter: Magistrat der Stadt Hofheim am Taunus – Stadtmuseum/Stadtarchiv.

Betritt man das Haus eines Künstlers, findet man an den Wänden viele Arbeiten von dessen Hand und meist einige von befreundeten Kollegen. Im Blauen Haus von Hanna Bekker vom Rath war es umgekehrt, es hingen und standen ungezählte Kunstwerke berühmter und unbekannter, alter und junger, europäischer und außereuropäischer Künstler an den Wänden, auf Podesten, Regalen, Fensterbänken - kaum ein Platz blieb lange frei. Von ihren eigenen Arbeiten sah der Besucher bestenfalls ein begonnenes Bild auf der Staffelei, ansonsten ließ sich höchstens aus ihrem Maltisch mit Pinseln und Tuben schließen, daß hier gemalt wurde.

In diese wenig bekannte Welt von Hanna Bekkers Malerei will die Ausstellung einführen. Spricht man von der Künstlerin, nennt man sie Hanna Bekker. Vor ihrer Heirat trug sie den Mädchennamen Johanna vom Rath - eines ihrer frühesten Bilder ist mit dem Monogramm JvR bezeichnet. Nach ihrer Scheidung von dem Musikschriftsteller Paul Bekker fügte sie beide Namen zusammen: Hanna Bekker vom Rath, unter diesem Namen ist sie als Sammlerin, Galeristin und Mäzenin, als Botschafterin der Kunst bekannt geworden.

Das Werk Hanna Bekkers wurde selten gezeigt, noch rarer sind Besprechungen und Dokumentationen. Erst 1978, im Alter von 85 Jahren, gestattete sie der Öffentlichkeit einen Blick auf ihr künstlerisches Schaffen.

Als Thema der ersten Wechselausstellung des Stadtmuseums Hofheim am Taunus anläßlich dessen Eröffnung im Jahre 1993, wurde eine Präsentation an Gemälden Hanna Bekkers gewählt, deren 100. Geburtstag auch in das Jahr der Museumseröffnung fällt.

Katalog: Die Malerin Hanna Bekker 1893 - 1983. (05.11.1993-27.02.1994). Hrsg.: Magistrat der Stadt Hofheim am Taunus - Kulturamt/Stadtmuseum, 1994. Bearbeitet von M. Stein-Steinfeld mit Beiträgen von F. Eckhardt, K. Gallwitz, G. W. Gilkey, B. Glauerdt, W. Goldschmidt, H. Haindl, E. Holzinger, C.-H. Kliemann, R. Kolben, E. Nay-Scheibler, G. Remszhardt, V. Rattemeyer, H. Siebenhüner, M. Stein- Steinfeld. 167 S., 114 Abb., € 14,30 (ISBN 3-933735-01-7)

Das druckgraphische Werk. Ein Überblick

Ludwig Meidner, bedeutender Vertreter des urbanen Expressionismus in Deutschland, fand nach seiner Rückkehr aus der Emigration von 1955 bis 1963 in Hofheim am Taunus ein neues Domizil. Hanna Bekker vom Rath, die Meidner bereits aus dem Berlin der Zwanziger Jahre kannte, vermittelte ihm ein bescheidenes Atelier im Ortsteil Marxheim. Hier, in der für ihn bedeutsamen Abgeschiedenheit der Kleinstadt, die ihn an seine eigene Herkunft aus Schlesien gemahnte, verlebte er die glücklichsten Stunden seiner Nachkriegszeit, wie er sich einmal in einem Brief äußerte.

An diesem Ort seines persönlichen Wohlergehens ist nun Gelegenheit gegeben, sich einen Überblick über das graphische Werk zu verschaffen, das in 250 ausgewählten Exponaten zur Ausstellung kommt. Die Auswahl beinhaltet alle von Ludwig Meidner in den Jahren 1906 bis 1965 praktizierten Techniken und gewährt einen umfassenden Einblick in sein gesamtes druckgraphisches Schaffen, das in bislang 415 Einzelmotivem nachweisbar ist.

Katalog: Herausgegeben von Winfried Flammann im Auftrag des Magistrats der Stadt Hofheim am Taunus, 1991. Bearbeitung und Text: W. Flammann. 93 S., 40 Abb., 251 Katalognummern, € 10,20 (ISBN 3-933735-00-9)