Sonderausstellungen 1996-2000

Drei Bildhauerinnen. Louise Stomps – Emy Roeder – Wanda Pratschke (05.11.2000 - 11-02.2001)

Dem Schaffen von Künstlerinnen in der Kunst des 20. Jahrhunderts widmet die Forschung zunehmende Aufmerksamkeit. Bildhauerinnen stellen in dieser Gruppe jedoch eine immer noch zu Unrecht vernachlässigte Minderheit dar. Diese Lücke zu schließen, dazu will die Ausstellung „Drei Bildhauerinnen. Emy Roeder – Louise Stomps – Wanda Pratschke“ beitragen.
Mit Emy Roeder (1890 – 1970), Louise Stomps (1900 – 1988) und Wanda Pratschke (geb. 1939) werden drei Generationen von Bildhauerinnen vorgestellt, die alle ihre Bezüge zu der Stadt Hofheim haben.

Emy Roeder und Louise Stomps verband seit Beginn bzw. Ende der 1930er-Jahre eine langanhaltende Freundschaft mit der Hofheimer Sammlerin und Mäzenin Hanna Bekker vom Rath. Beide hielten sich regelmäßig zu Besuchen in ihrem „Blauen Haus“ auf und alle drei Bildhauerinnen sind mehrfach in Ausstellungen des Frankfurter Kunstkabinetts Hanna Bekker vom Rath vorgestellt worden. Wanda Pratschke ist zudem mit ihrer „Großen Liegenden“ am Kreishaus des Main-Taunus-Kreises im öffentlichen Raum der Stadt präsent.

Im Schwerpunkt wird die Auseinandersetzung der drei Bildhauerinnen mit der weiblichen Figur gezeigt, wobei jede für sich spricht und gleichzeitig die Auffassung ihrer künstlerischen Generation widerspiegelt. Zusätzlich werden Zeichnungen präsentiert, die in thematischen Zusammenhang mit den plastischen Arbeiten stehen und doch einen eigenständigen Teil ihres Oeuvres darstellen, wie etwa die Kreidezeichnungen Emy Roeders.

Die 38 Plastiken und 20 Zeichnungen kommen aus Privatbesitz und öffentlichen Sammlungen, u. a. von der Städtischen Galerie Würzburg. Von Emy Roeder und Wanda Pratschke werden in erster Linie Bronzen, von Louise Stomps Holz- und Steinskulpturen präsentiert.

Emy Roeder (1890-1970) zählt bereits in der Weimarer Republik zu den bedeutendsten und meist rezipierten Bildhauerinnen. Seit 1915 in der lebhaften Metropole Berlin ansässig, findet sie schließlich zu einer eigenständigen Stilsynthese, die aus der eingehenden Beschäftigung mit dem Expressionismus sowie verschiedenen Abstraktionstendenzen zeitgenössischer Plastik resultiert. Zu ihrem Berliner Freundeskreis zählen Rudolf Belling, Erich Heckel, Max Kaus und Karl Schmidt-Rottluff.
Die Künstlerin bleibt immer dem Figurativen verbunden. Thema ihrer Plastiken sind Menschen und Tiere. Schon bei den weiblichen Porträts und Büsten, mit denen ihr Werk beginnt, dominiert die Form. Sie übersetzt die plastischen Einzelheiten und ihre physischen Funktionen in Form, in kubische Blocks von großer Geschlossenheit. Tiefste Menschlichkeit hat sie bei den ganz Armen gefunden (Bauern, Fischern, Hirten, Zigeunern). Immer wieder gestaltet sie das Thema Mädchen und Frau, ihr Schicksal, Pubertät, Schwangerschaft, Mutter und Kind. 1919 formt sie erste Tierplastiken, die später in ihrem Werk gleichberechtigt neben Porträts und Figuren stehen und in denen sie ebenfalls Mütterlichkeit thematisiert. 1920 entstehen erste freiplastische Gruppenplastiken, eingespannt in einen einzigen Umriß, der zur Reliefhaftigkeit führt. Die Figuren sind in Flächen, die sich scharfwinklig berühren, geordnet, so daß die Einzelfiguren nicht selbständig ablösbar sind. Ab 1925 ist ihr Hauptarbeitsgebiet die freie Bronze. Durch die Verfemung im Dritten Reich verliert sie die meisten ihrer frühen Werke. Emy Roeder hat durch viele Schaffensperioden hindurch immer wieder dasselbe Thema aufgegriffen und variiert. Das Motiv menschlicher und kreatürlicher Zuneigung spielt in ihrem Werk eine zentrale Rolle.

Louise Stomps (1900-1988), in ihrer akademischen Phase des Lernens (z.B. besucht sie 1928-1932 die Hochschule für Bildende Künste, Berlin) zeigen sich deutliche Bezüge zu Barlach, Kollwitz und Milly Steger, letztere war ihre Lehrerin. Deutlich wird jedoch schon hier die klare Kontur in einer Verbindung von Ornament und Körperlichkeit. Während des Dritten Reiches ganz zurückgezogen arbeitend, ohne Ausstellungsmöglichkeit, tritt sie nach 1945 erstmals in die Öffentlichkeit.
Die meisten Plastiken sind lebensgroß. Es existieren aber auch viele Kleinplastiken, die von der formalen Struktur her fast immer monumental wirken. Louise Stomps steht formal zwischen gegenständlichen und figürlichen Formen. Anklänge ans Figürliche, wenn auch oft in äußerster Reduzierung auf nur noch Chiffrenhaftes, bleiben zumeist spürbar, die menschliche Gestalt ist stets Ausgangspunkt. Seit den 1940er Jahren beginnt eine Hinwendung zur Holzbildhauerei in abstrahierender Naturanschauung, deren Formenstrenge und Vielgestaltigkeit ihr Werk zu einem eigenständigen Beitrag in der deutschen Nachkriegskunst macht. Ihre Entwicklung von der Gegenständlichkeit zur Abstraktion wird beispielhaft dokumentiert.

Wanda Pratschke (geb. 1939) gehört der zeitgenössischen Künstlerinnengeneration an. Ihr Hauptthema sind weibliche Figuren, die sie einzeln oder als Gruppe darstellt. Die Künstlerin besucht zunächst 1956-61 die Meisterschule für das Kunsthandwerk (Bühnenbild) in Berlin und wird Assistentin bei Franz Mertz an den Städtischen Bühnen Frankfurt am Main. Während sie ihre beiden Töchter großzieht, studiert sie 1976-1979 an der Städelschule Malerei bei J. G. Geyger und Bildhauerei bei Willi Schmidt. 1983 belegt sie an der Sommerakademie Salzburg Kurse bei Markus Lüpertz und Wolf Vostell. Trotz ihrer zweigleisigen Ausbildung in Malerei und Plastik entscheidet sich Wanda Pratschke eindeutig für die Bildhauerei. Wanda Pratschkes Hauptthema ist die Darstellung des Weiblichen. Ihre Arbeiten in Bronze mit dunkler Patina, deren rauhe Bearbeitungsspuren sie sichtbar lässt, sind Sitzende, Hockende, Liegende, die fern jeder narzißtischen Idealisierung stehen. In ihrer Schwere und Erdverbundenheit ruhen sie in sich selbst.

Katalog: 100 Seiten, 25,- DM, 70 s/w Abbildungen.

Veranstalter: Magistrat der Stadt Hofheim am Taunus - Stadtmuseum/Stadtarchiv - in Zusammenarbeit mit dem Förderkreis Stadtmuseum Hofheim am Taunus e.V., dem Kunstverein Hofheim e.V. und der Volkshochschule Main-Taunus-Kreis.

Hofheim zeigt seine schönsten Ansichten. Postkarten von einst bis jetzt (03.09. - 22.10.2000)

Das Stadtarchiv Hofheim am Taunus verfügt über eine Sammlung historischer Postkarten, die aus rund 1300 Einzelexponaten besteht. Der Ursprung geht auf die Postkartenausstellung „Kinder, wie die Zeit vergeht!“ aus dem Jahr 1986 (Niegemann/Kolar) zurück. Damals wurden der Bevölkerung ca. 800 historische Ansichtskarten von Hofheim und seinen Stadtteilen gezeigt. Noch heute erinnert man sich an diese Ausstellung. Nach Übernahme der Sammlung durch die Stadt Hofheim wurde diese ständig durch Ankauf und Stiftung weiterer historischer aber auch aktueller Postkarten ergänzt. Unterdessen beläuft sich allein die Summe der Karten von Hofheim auf 800 Stück.

Für die Ausstellung „Hofheim zeigt seine schönsten Ansichten“ wurde ein repräsentativer Querschnitt ausgewählt. Im Block werden die ältesten Postkarten aus den Jahren 1897 und 1898 gezeigt, die besonders durch ihre grafische Gestaltung sehr dekorativ wirken. Ein weiterer Block zeigt anhand von Luftaufnahmen das Wachstum der Stadt. Zu den beliebtesten Motiven gehörten das historische Rathaus - in dieser Ausstellung in 24 Variationen vertreten - und die Partie am Schwarzbach. In neuerer Zeit ist diese „Hitliste“ durch die Burggrabenzeile erweitert worden.

Die Ausstellung entstand mit Unterstützung des Geschichts- und Altertumsvereins Hofheim am Taunus e.V. Anläßlich des 100jährigen Bestehen verwirklichte er den Nachdruck von vier wunderschönen historischen Ansichtskarten, die im Museum erworben werden können.
Am ersten Ausstellungstag, Sonntag den 03.09.2000, Beginn 11.15 Uhr, ist der Eintritt in die Ausstellung frei. Bürgermeister Rolf Felix wird die Besucher begrüßen, die anschließend von Stadtarchivarin Roswitha Schlecker durch die Ausstellung geführt werden.

Das offizielle Geburtsdatum der Postkarte ist das Jahr 1872. Reichspostminister Heinrich (von) Stephan setzte die Einführung durch. Kurz darauf wird die Herstellung von Postkarten durch Privatpersonen sowie deren Ausschmückung mit Bildern gestattet. Weitere Bezeichnungen wie „Bildpostkarte“ und „Ansichtpostkarte“, kurz „Ansichtskarte“, werden entwickelt. Zur Vervielfältigung bediente man sich in der Regel der Lithografie. Die weitere Erschließung des Taunus durch die Eisenbahnstrecke Frankfurt - Limburg (1877) führte mit zur Blütezeit des Taunus-Tourismus und damit der Ansichtskarte um 1900.

Postämter- bzw. Poststellen, meist in Verbindung mit „Telegraphenanstalten“ gab es um 1900 in allen Städten. Auf dem Lande wurden Postagenturen und Posthilfsstellen eingerichtet. Diese Stellen erkannte man daran, daß an den Gebäuden ein Postbriefkasten angebracht war. Bei herausragenden Ereignissen sowie Turn- und Sängerfesten oder dem Hofheimer Markt wurden gesonderte Briefkästen aufgestellt und die Ansichtskarten auf Wunsch mit Sonderstempeln versehen. Ansichtskarten bot man überall dort an, wo es das Publikum verlangte: In Buch- und Schreibwarenläden, Drogerien, Kiosken, Kolonialwaren- und Lebensmittelläden, beim Friseur, in Gaststätten und Cafés. Neben den großen Frankfurter Verlegern gab es vor Ort kleinere; in Hofheim: Schütz (Buchhandlung), Schullenberg (Schreibwaren), Kraft (Friseur). Auch die Fotografen beteiligten sich schon früh am Ansichtskartengeschäft; in Hofheim: Köhler (nach 1900) und Potempa (1950er).

Die „Gruß aus...“-Karten (Lithograhpien) mit einer Zusammenstellung verschiedener Motive und dekorativ gestaltet wurden nach 1900 immer mehr durch die Fotografie, später durch die colorierte Fotografie verdrängt. Um 1960 war die Schwarz-Weiß-Fotografie mit dem typisch gezackten Rand auf dem Markt. Erst in den 1950er Jahren entwickelte sich der Farbdruck, der die Ansichtskartenindustrie stark beeinflußte. Wie in den Anfängen sind auch heute vor allem jene Karten mit der Zusammenstellung verschiedener Motive beliebt. Jede bauliche Veränderung in der Stadt, hatte auch eine neue Kartengeneration zur Folge. Dies waren für Hofheim z.B. der Umbau des Kirchturmes 1923 und die Sanierung der Burggrabenzeile 1984. Oft konnte die Anfertigung der neuen Druckplatte umgangen werden, indem diese durch Retusche, d.h. Hinzufügen des neuen Bauwerkes aktualisiert wurde. Schöne Beispiele hierfür sind Meisterturm und Cohausen-Tempel, die nachträglich in die Gesamtansicht Hofheims eingefügt wurden. Überhaupt lohnt es sich die einzelnen Karten genauer anzusehen. Denn um die schönsten Seiten zu zeigen, wurde gerne mit Farbe und Stift etwas nachgeholfen.

Veranstalter: Magistrat der Stadt Hofheim am Taunus – Stadtmuseum/Stadtarchiv in Zusammenarbeit mit der Bürgervereinigung Hofheimer Altstadt e.V. und dem Geschichts- und Altertumsverein Hofheim am Taunus e.V.

Robert Gernhardt. Vom Guten, Schönen, Baren. Bildergeschichten und Bildgedichte (30.06. - 27-08.2000)

„Komm, erstes Wort, Langersehntes, Geschenk Du der Götter, die den Dichter beschenken mit herrlichen alten Weinen wie dem von Castiglioncelli und mit herrlichen ersten Worten wie „Komm, erstes Wort.“ 

Robert Gernhardt ist einer der bekanntesten und vielfältigsten Charaktere auf dem Gebiet der Komischen Kunst. Er ist nicht nur ein Meister der Bildergeschichten und des Bildgedichts, sondern auch geistiger Ziehvater ganzer Zeichnergenerationen. Neue Frankfurter Schule, Pardon, Titanic – das sind zentrale Begriffe, die unverrückbar mit Robert Gernhardt verbunden sind. Seine Reime, immer wieder zitiert, sind eingegangen in den deutschen Sprachschatz wie manche Cartoons von Loriot. Loriot und Robert Gernhardt haben - wie früher Wilhelm Busch - Text und Bild in ein unzertrennbares, Auge und Ohr gleichermaßen betörendes Ganze verwandelt. Die Komik der Gernhardtschen Texte und Zeichnungen beruht auf einer Gratwanderung zwischen Sinn und Unsinn, feinem und Derbem, Ernst und Spaß. Der Reiz dieser berühmt gewordenen Gedichte und Bildergeschichten liegt in ihrer klugen, kritischen Geistesgegenwart bei gleichzeitig höchstem Unterhaltungswert. 

Die Ausstellung “Vom Schönen, Guten, Baren” umfasst mehr als 200 Zeichnungen und bietet einen großzügigen Überblick zum Werk Robert Gernhardts in oftmals mehrteiligen Arbeiten. So sind u.a. die schönsten der unvergesslichen Schnuffi-Strips, mit denen ganze Generationen aufgewachsen sind, endlich wieder im Original zu sehen. Zusammengestellt wurde die Ausstellung von der CARICATURA (Galerie für komische Kunst, Kassel).
Eröffnet wird die Sonderausstellung am Freitag, den 30. Juni 2000 um 20.00 Uhr im Stadtmuseum Hofheim am Taunus. Es spricht Stadtrat Wolfgang Winckler, daran anschließend gibt es die Lesung „Reim und Zeit“ mit Robert Gerhardt. Bücher und CDs signiert der Künstler im Anschluss.
Gleichermaßen zeichnerisch und dichterisch begabt, ist Gernhardt ein Meister der Bildergeschichte und des Bildgedichts. Seine Figuren leben im Angesicht des Betrachters und häufig auch direkt an ihn gewandt, sie zanken, philosophieren, zeigen Tricks und Marotten, kalauern und lieben sich, dass es eine helle Freude ist.
Der meisten Maxime ist das Lustprinzip oder könnte es doch zumindest sein, wenn da nicht die Autoritäten wären, die in Gestalt von Frau, Vorgesetztem oder Gottvater selbst immer dann auf den Plan treten, wenn es am schönsten ist. Eitler Selbstüberschätzung und seligem Missverstehen der Geschlechter hat Gernhardt auch in seinem literarischen Werk Denkmäler errichtet.

Robert Gernhardt besitzt großes stilistisches Talent und, wie es scheint, Phantasie im Überfluss. Seine lockere, unverschämte, unterhaltsame Schreibweise lässt wieder an die deutsche Sprache als Spielsprache glauben. In seinen Karikaturen zwingt er philosophische Grundfragen in sinnfälligste Bilder und hat enormen Spaß an Aufklärung. Wir sind durchschaut, der leise Chronist in Bildern und Worten kennt uns alle. Robert Gernhardt ist nicht nur Karikaturist, sondern – unter anderem – zeichnender Erzähler, der sich zu den handwerklichen Grundlagen des Malens bekennt.
Eine Besonderheit Gernhardts ist sein Talent, sich als Kunst-, Komik- und Literaturkritiker gleichermaßen methodisch fundiert wie amüsant mit seinem Gegenstand zu befassen. »Die komische Zeichnung will immer irgendwas. Sie will Augen öffnen für, Partei ergreifen gegen, Stellung nehmen zu, aufmerksam machen auf, lachen machen über. – Hier, jetzt und gleich.«

Robert Gernhardt wurde 1937 in Reval/Estland geboren und lebt heute in Frankfurt am Main. Von 1956 bis 1964 studierte er Malerei und Germanistik in Stuttgart und Berlin und arbeitete anschließend als Redakteur bei pardon. Gemeinsam mit F.W. Bernstein und F.K. Waechter bestückte er im Satiremagazin pardon bis 1976 die Nonsens-Kolumne ›WimS – Welt im Spiegel‹, die in Wort und Bild den Ungereimtheiten und Bizarrerien des Alltagslebens zu Leibe rückte. 1979 gehörte er zu den Gründern des Satiremagazins Titanic. In der Titanic etablierte er gemeinsam mit Bernd Eilert und Eckhard Henscheid die Rubrik ›Humor-Kritik‹ und ihren skeptischen Verwalter Hans Mentz, der unterschiedlichen Rezensenten bis heute seinen Namen leiht. Seine Cartoons, Bildergeschichten und Bildgedichte wurden veröffentlicht in Konkret, Zeit-Magazin, Die Woche und Merian. Das FAZ Magazin veröffentlichte in loser Folge Gernhardts ›Sudelblätter‹, Zeichnungen zu den Sudelsprüchen des Aufklärers Georg Christoph Lichtenberg. Zusammen mit Bernd Eilert und Peter Knorr verfasste Gernhardt Texte und Drehbücher für Otto Waalkes; mit Frank Wolff (Cello) und Anne Bärenz (Klavier) brachte er die CD ›Der Ton im Wörtersee‹ heraus. Gemeinsam mit F.K. Waechter und F.W. Bernstein begann er 1966 eine rege Tätigkeit als Schriftsteller und Zeichner, die seit dem Gemeinschaftswerk ›Die Wahrheit über Arnold Hau‹ an die dreißig weitere Titel umfasst, die Gernhardt alleine zu verantworten hat. Anfangs erschienen seine Bücher bei Zweitausendeins, seit 1982 im Haffmans Verlag. Zu seinen letzten Veröffentlichungen zählen „Gedichte 1954 - 1994“ und die gesammelten Bildergeschichten und Bildgedichte unter dem Titel „Vom Schönen, Guten, Baren“. Es folgten „Lichte Gedichte“, 1997, „Klappaltar“, 1998 und „Der letzte Zeichner“, 1999. In aller Munde ist zurzeit die von Robert Gernhardt ausgewählte und von Hans Magnus Enzensberger in der Anderen Bibliothek (Eichborn Verlag) herausgegebene Auswahl an Bildergeschichten von Wilhelm Busch.

Veranstalter: Magistrat der Stadt Hofheim am Taunus – Stadtmuseum/Stadtarchiv in Zusammenarbeit mit der CARICATURA, Galerie für komische Kunst, KulturBahnhof Kassel.

Ev Grüger. Werkschau Collagen (14.05. - 18.06.2000)

Ab dem 14. Mai 2000 präsentiert das Stadtmuseum Hofheim am Taunus rund 40 Papierarbeiten der seit 1958 in Hofheim lebenden Künstlerin aus den letzten 10 Jahren, in denen sich die einstige Meisterschülerin Schmidt-Rottluffs mit expressiven Collagen auseinandersetzt. Eröffnet wird die Ausstellung am Sonntag, den 14. Mai um 11.15 Uhr. Es sprechen Bürgermeister Rolf Felix und Ausstellungskuratorin Marian Stein-Steinfeld.

Die 1928 in Altenburg/Thüringen geborene Künstlerin beschloß bereits mit 14 Jahren zeichnen zu lernen – das war in der Zeit des Nationalsozialismus, die keine Möglichkeit für eine freie künstlerische Ausbildung zuließ. Selbst die Meisterschule für Textilindustrie in Plauen im Vogtland, an der sie zeichnen lernte, wurde 1943 geschlossen, Ev Grüger zur Arbeit in der Rüstungsindustrie verpflichtet. Der Neubeginn nach dem Kriege erfolgte für Ev Grüger mit 17 Jahren in Weimar. Im Herbst 1945 ging sie an die dort gerade wieder eröffnete Hochschule für Bildende Künste und studierte Malerei bei Otto Herbig und Bildhauerei bei Hans van Breek. 1951 verließ sie den Osten, erhielt ein Stipendium und sehr bald ein Atelier an der Akademie der Bildenden Künste in West-Berlin, wo sie Meisterschülerin von Karl Schmidt-Rottluff wurde. Bei einem ihrer Berlinbesuche stieß Hanna Bekker vom Rath auf Textilarbeiten von Ev Grüger, die der bekannte Berliner Kunsthändler Gerd Rosen zeigte und lud die Künstlerin nach Hofheim ein. 1957, DAAD-Stipendium mit einjährigem Parisaufenthalt. Den Besuchen in Hofheim folgte 1958 der Umzug. Ev Grüger wohnte zunächst im Souterrain des Hauses im Garten von Hanna Bekker vom Rath, in dessen oberster Etage sich Schmidt-Rottluffs Atelier befand. Die ersten Jahre waren harter Existenzkampf.

Bereits 1960 zeigt das Frankfurter Kunstkabinett Hanna Bekker vom Rath eine erste Einzelausstellung der Künstlerin, der viele weitere folgen. Seit 1967 nimmt sie regelmäßig an Graphik-Biennalen, an Ausstellungen für Handzeichnung sowie an Ausstellungen der Darmstädter Sezession und der Freien Gruppe Hofheim, teil. Ausgezeichnet wurde Ev Grüger 1974 mit dem Studienpreis der Heussenstamm-Stiftung Frankfurt, dem Preis der Marielies-Hess-Stiftung und 1987 mit dem Förderpreis des Landes Hessen. Arbeiten befinden sich im öffentlichen und privaten Besitz des In- und Auslandes. Während in den 1960er Jahren das malerische Schaffen im Vordergrund steht, beschäftigt sie sich in den 1970er Jahren vorrangig mit Zeichnung. In ihren frühen Bildern setzt sie sich mit abstrakten Formen auseinander, die an technische Apparate erinnern, kontrastierende Farbfelder betonen Flächigkeit. Auch die Zeichnungen, die Stilleben und Landschaften thematisieren, zeigen das detailliert komponierte Sujet losgelöst von seiner Umgebung vor luftleerem Raum.

Parallel zu den Bildern und Zeichnungen entsteht ein umfangreiches graphisches Werk in den Techniken des Holz- und Linolschnitts, des Siebdrucks und der Offsetlithographie. Für die Entwicklung in dieser damals neuen Technik erhält Ev Grüger 1977 den 1. Preis der Internationalen Senefelder-Stiftung.

Seit den 1980er Jahren führt Ev Grüger beide Stränge zusammen, es entstehen Acrylbilder, ihre Themen kommen aus der Natur. Die Farben werden wärmer, die Leere zieht sich zurück, Einsamkeit jedoch bleibt. 1988 würdigt der Magistrat der Stadt Hofheim am Taunus ihr zeichnerisches Werk mit einer Ausstellung im Rathaus der Stadt. Die Künstlerin war inzwischen u.a. mit dem Förderpreis des Landes Hessen ausgezeichnet worden. Ev Grüger verweigert sich jeder Form von Vereinnahmung, sei es durch den Kunstmarkt, Kritiker oder Künstlergruppen. Sie stand und steht in freundschaftlichem Kontakt zu dem Künstlerkreis des Blauen Hauses und zu Künstlerkollegen, der teilweise auf die Weimarer Studienjahre zurückreicht. „Sie zählt zu denjenigen Talenten, die, in sich selbst fest geborgen, sich niemals äußeren, modischen Einflüssen oder sogenannten Erfolgsspekulationen anschließen“, charakterisierte Hanna Bekker vom Rath im Jahre 1974 die Künstlerin.

Die jetzige Ausstellung im Stadtmuseum Hofheim am Taunus zeigt nun die weitere Entwicklung von Ev Grüger, die nichts von ihrem Interesse an neuen Techniken eingebüßt hat, mit einer Werkschau ihrer Collagen, die im Laufe der letzten zehn Jahre entstanden sind und bisher nicht in der Öffentlichkeit zu sehen waren. Ev Grüger-Kenner erwartet eine bemerkenswerte Überraschung, dem Kreis derer, die sie für sich entdecken wollen, wird durch die Einbeziehung von Zeichnungen und Mischtechniken ein Einstieg in die Vielseitigkeit ihres künstlerischen Schaffens geboten.

Katalog, 58 S., 24 farb., 15 s/w Abb., € 7,70 (ISBN 3-933735-18-1)

Veranstalter: Magistrat der Stadt Hofheim am Taunus - Stadtmuseum/Stadtarchiv.

Ansichten vom Künstler. Fotografische Porträts seit 1945 (26.03. - 07.05.2000)

Im Verhältnis von zeitgenössischer Kunst und Publikum hat es seit dem 2. Weltkrieg - im Übergang von der `Moderne` zur `Postmoderne` - einen grundlegenden Wandel gegeben. Das Neue, das einst schockierte, heftige Ablehnung provozierte, erfährt neugieriges Interesse. Gegenwartskunst erhält mehr Zulauf, ist teurer als die `alten` Meister. Mit einem Wort: das Zeitgenössische in der Kunst ist `populär` geworden. Das hatte Auswirkungen auch auf den Status seines Urhebers, des `modernen` Künstlers: Vom Rand gesellschaftlicher Aufmerksamkeit ist der Künstler in den letzten Jahrzehnten ins Zentrum gerückt und avancierte bisweilen sogar zum Medienstar. Daher ist die Pflege der `Public Relations` nun fester Bestandteil künstlerischer Arbeit, manchmal sogar Teil des Werks.

Als primäres Vehikel fürs öffentliche Bild vom Künstler funktioniert die Fotografie. So spiegelt sich im Genre des fotografischen Künstlerporträts seit 1945 nicht bloß das neue Interesse des Publikums am Künstler, sondern auch dessen Interesse am Publikum. Denn spätestens seit Andy Warhol wollen Künstler Einfluß nehmen, wie sie in den Fotos erscheinen, die ihr öffentliches Image definieren.

Absicht der Ausstellung ist daher, anschaulich zu machen, wie reich an Innovation gerade das Genre des fotografischen Künstlerporträts in den letzten 50 Jahren gewesen ist; wie die traditionellen Typen sich – aus besagten Gründen – gewandelt haben und welche Typen – als Folge vermehrter Benutzung der Kamera durch Künstler – ganz neu hinzugekommen sind. Gezeigt werden dokumentarische Porträt-Fotos ebenso wie das Porträt als fotografisches Kunstwerk, bis hin zur Darstellung und Selbstdarstellung des Künstlers in der Foto-Performance oder, als jüngste Äußerung, das Künstlerporträt in der Werbung.

Dabei bleibt die Liste der Fotografen auf deutsche, österreichische und schweizer beschränkt, nicht aber die Liste der porträtierten Künstler. Deren Auswahl ist international, wobei solche im Mittelpunkt stehen, bei denen sich der Wandel in der Präsentation des zeitgenössischen Künstlers vor der und für die Kamera besonders gut studieren läßt wie Andy Warhol, Fernand Leger, Joseph Beuys, Markus Lüpertz etc.

Aus der Vielzahl praktizierter Porträt-Typen greift die Ausstellung insgesamt 12 heraus, die in exemplarischen Beispielen vorgeführt werden:
- Klassisches Porträt: Das Foto als Charakterstudie
- Inszeniertes Porträt: Der Künstler als Selbst-Darsteller in arrangierter Umgebung
- Kumulatives Porträt: Mehrere Bilder desselben Künstlers vom gleichen Fotografen in zeitlichen Abständen aufgenommen
- Multiples Porträt: Mehrere Bilder eines Künstlers von verschiedenen Fotografen aufgenommen
- Der Atelierbesuch: Reportage über die Künstlerwerkstatt
- Der Werkprozess: Reportage über den Künstler bei der Arbeit
- Prozess-Kunst: Dokumentation von Happenings & Performances
- Foto-Performance: Konzept-Kunst unter Einsatz der eigenen Person
- Selbstporträts
- Ausstellungsaufbau
- Public Relations: Vernissagenreportage als Fotokunst
- Werbung: Der Künstler als `Model` in der Produktwerbung.

Provenienz: Archive der Fotografen

Kurator: Michael Köhler, München

Umfang: Rund 150 Fotografien diversen Formats

Fotografen u.a.: Kurt Blum, Christian Coigny, Michel Comte , Yorck Dertinger, Sinje Dillenkofer, Wolfgang Flatz, Abe Frajndlich, Robert Häusser, Marta Hoepffner, Joachim G. Jung, Benjamin Katz, Erika Kiffl, Manfred Leve, Urs Lüthi, Hans W. Mende, Stefan Moses, Hans Namuth, Floris Neusüss, Bernd Nörig/Carsten Görling, Detlef Orlopp, Angelika Platen, Heinrich Riebesehl, Art Ringger, Josef Gallus Rittenberg, Manfred-Michael Sackmann, Ernst Scheidegger, Regina Schmeken, Dietman Schneider, Dieter Schwerdtle, Anton Stankowski, Frank Thiel, Ullrich Tillmann & Wolfgang Vollmer, Reinhard Wolf, Lothar Wolleh, Wols, Matthias Ziegler, Erhard Wehrmann.

Künstler u.a.: Cuno Amiet, Joseph Beuys, Max Burchartz, Louise Burgeois, James Lee Byars, John Cage, Carlfred Dahmen, Max Ernst, Rainer Fettig, Wolfgang Flatz, Lucio Fontana, Sam Francis, Hanna Frenzel, , Manfed Gaul., Rupprecht Geiger, Alberto Giacometti, Tim Gidal, Gilbert + George, Hans Haake, Siobhán Hapaska, David Hockney, Alfonso Hüppi, Jörg Immendorf, Kazuo Katase, Reinhold Koehler, Willem de Kooning, Barbara Kruger, Künstler der Gruppe „Art & Language“, Fernand Léger, Markus Lüpertz, Urs Lüthi, Floris Neusüss, Meret Oppenheim, A.R. Penck, Jackson Pollock, Robert Rauschenberg, Roger Raveel, Gerhard Richter,Klaus Rinke, Victor Sanovec, Klaus Peter Schnüttger, Günter Schulz-Ihlefeldt, Richard Serra, Cindy Sherman, Robert Smithon, Anton Stankowski, Timm Ulrichs, Ben Vautier, Andy Warhol, Ossip Zadkine, Andrea Zittel.

Veranstalter: Magistrat der Stadt Hofheim am Taunus - Stadtmuseum/Stadtarchiv.

Die Welt der Narren. Allen Wohl und niemand Weh. 100 Jahre Hofheimer KG (30.01. - 12.03.2000)

Am 6. November 1899 wurde in einer gemeinsamen Sitzung von Vertretern der „Gesellschaft Fidelio", des „Turnvereins 1860" und des „Ring- und Stemmklubs Jugendkraft" die „Carnevalsgesellschaft 1900" gegründet. Die Gründer waren: Jakob Müller, Franz Messer, Konrad Stang, Heinrich Kaus, Thomas Kippert, Josef Weigand, Christoph Bender, Josef Müller, Heinrich Leicher, Kilian Vohwinkel, Josef Schmutzler, Josef Keller, Franz Markscheffel, Josef Betzel, Wilhelm Malkmus, Leopold Nachmann, Johann Richter, Heinrich Wagner, Konrad Landler, Jakob Krebs, Adam Kretsch, Johann Nathan und Philipp Rufa. Aus diesen Mitgliedern wurde am 17.12.1899 der neue Vorstand gewählt. Dieser bestand aus dem 1. und 2. Vorsitzenden, zwei Schriftführern, dem Kassierer, zwei Zeremonienmeistern, dem Musikmeister und dem Hausminister. Dazu gehörten noch sechs Beiräte.
In der ersten Satzung wurde beschlossen: „ ...gesellige Unterhaltung zu pflegen sowie während der Session durch öffentliche Sitzungen, das karnevalistische Leben in Hofheim zu fördern". Der monatliche Beitrag betrug 20 Pfennig. Der umfangreiche Vorstand wurde jedes Jahr in der Herbstversammlung neu gewählt.

Seit den Anfängen wird in Hofheim "Määnzer Fassenacht" gefeiert; d.h. es wird den karnevalistischen Vorbildern in Mainz nachgeeifert. Das wichtigste dabei war und ist die literarisch-politische Sitzungsfastnacht. Jedoch hat sich das Bild einer Sitzung unter dem Einfluss der Medien im Laufe der Jahre zu mehr Showeffekten gewandelt, und vom eigentlichen Ursprung ist nur noch das sogenannte Protokoll übrig geblieben. Der Ablauf einer Sitzung hat sich jedoch kaum verändert. Bütten reden wechseln sich ab mit Tanz oder Gesang. Die Komitees sind der eigentliche Rückhalt im Verein. Sie stellen den Elferrat und die Präsidenten, die bei den Sitzungen das Sagen haben. Neben dem, seit der Gründung bestehenden Herrenkomitee, ist seit 1972 das Damenkomitee aktiv. Seit der Vereinsgründung gibt es auch die Garden, die in bunten Uniformen zum fastnachtlichen Brauchtum gehören. Die Prinzengarde ist in der heute aktiven Ehrengarde aufgegangen. Bis zur Eröffnung der Hofheimer Stadthalle fanden die Sitzungen und Maskenbälle des Vereins in der Turnhalle 1860 statt. Davor wurden die Säle der Gaststätten "Frankfurter Hof" und "Zum goldenen Löwen" benutzt.

Der erste offizielle Fastnachtszug fand am Fastnachtsmontag dem 26.2.1900 statt. Eine Generalprobe wurde aber schon einen Tag zuvor abgehalten. Nach neuesten Forschungen muss jedoch der Brauch eines Fastnachtumzuges oder -umgangs in Hofheim wesentlich älter sein: Bei einer Gerichtsverhandlung im Jahr 1882 sagte ein beteiligter Lehrer aus, dass er in den zehn Jahren seiner Tätigkeit in Hofheim niemals beim Faschingsumzug beleidigt wurde (Hauptstaatsarchiv Wiesbaden). Bereits 1725 werden in der Hofheimer Stadtrechnung Ausgaben für Brot anlässlich eines „Fassnachts Kränz umbgang(s)" aufgeführt. 

Zu ihrem 100-jährigen Jubiläum richtet das Stadtmuseum Hofheim gemeinsam mit der KG 1900 eine Sonderausstellung aus, die in den komplexen Aufbau des Karnevalsvereins und seiner Tradition einführt. Allein 10 Korporationen sind in dem Verein vertreten. Als älteste gelten das Herrenkomitee sowie die Ehrengarde, die aus der im Jahre 1900 gegründeten Prinzengarde hervorging. Aus dem Herrenkomitee rekrutieren sich Arbeitskommandos und der Elferrat, der erstmals im Jahre 1929 genannt wird. Weitere Korporationen sind: der Fanfarenzug (gegr. 1959), die Zigeuner (seit den 30er Jahren), die Rot-Weiß-Garde (gegr. 1965), die Kadetten (seit 1960), die Purzelgarde (gegr. 1990) und der TSC (Tanz-Sport-Club bestehend aus Mitgliedern der Rot-Weiß-Garde und der Kadetten). 1982 wurde der Senat „Hofheimer Fastnachtszug" ins Leben gerufen, dessen Aufgabe und Realisation die Durchführung des alle zwei Jahre stattfindenden Hofheimer Zuges ist. Aufgrund der engen Gassen und der mehrere tausend Besucher erfordert diese Aufgabe Erfahrung und Können. Auch die jährlichen vier großen Sitzungen, der Ambettball und zahlreiche kleinere Veranstaltungen beweisen, dass die Hofheimer KG 1900 diese alljährlich wiederkehrende Herausforderung routiniert meistert und dabei ihr Ziele der geselligen Unterhaltung und der Huldigung des „Prinzen Karneval" nicht aus den Augen verliert. Von 1900 bis 1955 regierte ein Prinzenpaar die Hofheimer Narren, doch seit dem Jahre 1960 ist es die Mutter Ambett, jene legendäre Figur über deren Herkunft sich schon viele, einschließlich verschiedener Wissenschaftler den Kopf zerbrochen haben; derzeitiger „Forschungsstand": 13 verschiedene Erklärungen für „Ambet(t)". Die Ambett wird alle zwei Jahre am 11.11. bei der Sessionseröffnung, neu inthronisiert.

Die Ausstellung zeigt zahlreiche Dokumente und Exponate aus der 100-jährigen Vereinsgeschichte. Eine Fotodokumentation belegt die Sitzungs- und Straßenfastnacht und verschiedene Jahrgänge der Kreppelzeitungen (1888 ältestes Exemplar) verweisen auf die politisch närrische Seite der KG 1900. Hier werden traditionsgemäß Personen und Missstände auf's Korn genommen und die eine oder andere Büttenrede abgedruckt. Die ersten Garde- und Kadettenuniformen werden gezeigt, die Ausstattung und Kleidung der XV. Ambett, Ria II. Gräfin zur Altstadt, Fürstin von Kind und Kegel sowie die Vereinsfahnen. Die unterschiedlichsten Ehrenzeichen, Symbolfiguren und Karnevalsinsignien der einzelnen Korporationen belegen die närrische Welt und Tradition der Hofheimer KG 1900. Selbstverständlich dürfen auch Requisiten alter - besonders gelungener - Zugnummern nicht fehlen. Dazu gehört auch die Kutsche des 1. Hofheimer Prinzenpaares.

Die Geschichte der Fastnacht/des Karnevals und ihrer/seiner Ursprünge zeigt die zweite Sonderausstellung, eine Wanderausstellung des Deutschen Fastnachtmuseums in Kitzingen. Von dem Maskenspiel in den römischen Komödien wird die Brücke geschlagen bis zu der Mainzer Fastnacht im 19. Jahrhundert. Antiquarische Stahl- und Kupferstiche sowie Reproduktionen historischer Schriften und Abbildungen geben den Besuchern einen Überblick zur tausendjährigen närrischen Tradition in Europa.

Ottilie W. Roederstein (1859 - 1937). Eine Künstlerin zwischen Tradition und Moderne (21.11.1999 - 16.01.2000)

Die in ihrer Zeit sehr erfolgreiche Malerin Ottilie W. Roederstein, deren Werke auch heute noch einen Aktivposten auf dem Frankfurter und Züricher Kunstmarkt darstellen, verbrachte ein Drittel ihres Lebens in Hofheim am Taunus. Die Menschen des bäuerlich geprägten Städtchens, welches Hofheim damals war, haben diese eigenwillige Frau mit den Jahren schätzen gelernt. Zusammen mit ihrer Lebensgefährtin Elisabeth H. Winterhalter wohnte sie seit 1909 in einem nicht in die gewohnten Normen passenden Haus am Waldrand des Kapellenbergs.

1929 erhielten Ottilie W. Roederstein und Elisabeth H. Winterhalter in Anerkennung ihrer Verdienste um die Förderung des künstlerischen, kirchlichen und sozialen Lebens das Ehrenbürgerrecht der Stadt Hofheim. Die Fülle enger zwischenmenschlicher Beziehungen fand ihren Niederschlag in zahlreichen Portraits von Hofheimer Einwohnern. Die Künstlerin war in der Kleinstadt außerordentlich bekannt und beliebt.
Bis zu ihrem Tode war Ottilie W. Roederstein in enger Freundschaft mit der Malerin und Sammlerin Hanna Bekker vom Rath, deren erste Lehrerin sie war und durch die sie in Kontakt mit vielen expressionistischen Künstlern kam, verbunden. Beide haben den Grundstein zu jenem auch heute noch wirksamen Ruf Hofheims als Künstlerstadt gelegt.

„Ich sehe sie im Geiste die Kapellenstraße heraufsteigen, die Hände in den Taschen ihres langen schwarzen Mantels, ihr mit breitkrämpigem, schwarzen Hut bedecktes weißes Haupt nach vorne gebeugt, den Blick nach innen gerichtet, immer in Gedanken. Hie und da bleibt sie stehen, schaut auf und grüßt lächelnd.“
Diese Erinnerungen hat Hermann Jughenn – Nachbar, Freund und Biograph der Künstlerin – kurz nach deren Tod 1937 niedergeschrieben. Durch seine Nachforschungen erkannte er sehr bald den internationalen Rang der Malerin. Sein umfangreiches und im Laufe von Jahrzehnten zusammengetragenes Material, bestehend aus einer Lebensbeschreibung, der Katalogisierung eines Großteils der Bilder sowie einer Sammlung von Briefen und Pressenachrichten ab 1883, war grundlegend für das Entstehen der vorliegenden Arbeit. Die Bedingungen, und Zwänge eines Künstlerlebens um die Jahrhundertwende am Beispiel der Malerin Ottilie W. Roederstein zu erforschen, verpflichtete sich die Kunsthistorikerin Barbara Rök im Rahmen ihrer Promotion.

Mit Freude können wir nun der interessierten Öffentlichkeit die Ergebnisse dieser Forschungsarbeit zu Leben und Werk der Malerin präsentieren. Die Monographie, der das wissenschaftliche Werkverzeichnis auf CD-Rom beigelegt ist, erscheint in Zusammenhang mit einer Ausstellung, die die Bandbreite der stilistischen Möglichkeiten Ottilie W. Roedersteins innerhalb einzelner Gattungen, wie Portraits, Stilleben, Landschaften, allegorische Bildnisse etc. vorstellt. Die Gemälde zeigen eindrucksvoll das künstlerische Spannungsfeld, in dem sich die Malerin bewegte. Daneben verweisen auch zahlreiche Zeichnungen auf ihre thematische Vielfalt. Dank einer großzügigen Stiftung von Lieselotte Riehl – der Tochter Hermann Jughenns – und weiterer Schenkungen besitzt das Stadtmuseum eine bedeutende Sammlung an Werken der Malerin. Ein Teil davon wird in der Ausstellung präsentiert, zudem werden Leihgaben aus weiteren 30 öffentlichen und privaten Sammlungen gezeigt.

Zur Realisierung von Ausstellung und Publikation haben der Förderkreis Stadtmuseum e. V.,
der Kunstverein Hofheim e.V. und der Magistrat der Stadt Hofheim am Taunus eine Spendenaktion ins Leben gerufen. Großzügige Unterstützung erfuhren die Initiatoren/Innen durch mehr als 70 Bürgerinnen und Bürger sowie von: Bär Brot GmbH & Co. KG Main-Taunus Bäckerei, Firma Georg Diener, Volksbank Main-Taunus eG, Kurt und Maximiliane Kraft, ARTRegio und dem Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst.

Begleitend zur Ausstellung ist eine Monographie zum Preis von 39,- DM erschienen. Umfang: 300 Seiten mit Werkverzeichnis auf CD-ROM, 250 Abbildungen in Farbe und SW., erschienen im Jonas Verlag für Kunst und Literatur GmbH, ISBN 3-89445-256-0.

Vom Flugblatt zur Tageszeitung. 150 Jahre Höchster Kreisblatt (24.09. - 07.11.1999)

Eine der ältesten Zeitungen Hessens kann in diesem Jahr ihren 150. Geburtstag feiern, weil ein junger Höchster von 24 Jahren - Anton Alexander Wagner - unternehmerischen Geist hatte. Am 1. Oktober 1849 erschien das erste „Höchster Kreisblatt“, eine Probenummer ging am 17. September voraus. Mit List und Tücke konnte er sein „Blättchen“ über die Jahre hinweg herausbringen. Zunächst hieß die Zeitung „Kreis-Amtsblatt für die Justizämter Höchst, Hochheim und Königstein“ und war ein konzessioniertes Amtsblatt. Einen redaktionellen Teil gab es nicht. Was einmal wöchentlich im „Kreisblatt“ erschien, waren vorwiegend Mitteilungen der Obrigkeit. Mehrfach änderte sich der Titel und allmählich kam auch schon so etwas wie öffentliche Meinung in der Zeitung zum tragen. Schon 1851 veröffentlichten „mehrere Bürger von Nied“ ein Pamphlet, weil die Gemeinderechnung nicht fertig wurde. 1876 intensivierte sich die lokale Berichterstattung. Kleine Notizen wurden veröffentlicht und zudem regelmäßig über die Sitzungen des Polizeigerichts berichtet.

Mit dem industriellen Wachstum in und um Höchst wuchs auch das Höchster Kreisblatt. Doch wurde es noch immer als Familienbetrieb geführt. Mehrfach änderte sich der Titel, und wie Holger Vonhof (er verfaßte über das Höchster Kreisblatt seine Magisterarbeit) schreibt, sind diese Änderungen heute nicht immer nachzuvollziehen. Im Ersten Weltkrieg hielt das Höchster Kreisblatt für seine Leser einen besonderen Service bereit: die Lieferung der Heimatzeitung in die Schützengräben.
1928 wurde Höchst zu Frankfurt eingemeindet. Das „Höchster Kreisblatt“ engagierte sich für die Wahrung der eigenen Identität der westlichen Frankfurter Stadtteile und fungierte als Bindeglied zu den Gemeinden des Main-Taunus-Kreises. Fortbewegungsmittel damals: das Fahrrad.
Die veränderte Lage in Deutschland spürten die Leser zum ersten Mal am 4. März 1933. Schon bald, am 12. März 1933, bekamen die Presseleute „Richtlinien“ von der braunen Obrigkeit. Sicher war es ein Akt des Überlebenwollens, wenn die Zeitungsleute mit den Wölfen heulen wollten. Warum das „Höchster Kreisblatt“ vom 31. Mai 1941 an nicht mehr erscheinen konnte, ist bis heute nicht geklärt. Am 1. Oktober 1949 - das Datum wurde mit Bedacht gewählt - erschien das erste „Höchster Kreisblatt“ nach dem Zweiten Weltkrieg.

Neben einem Überblick zur Geschichte des Blattes und wie Zeitungen früher aussahen, bietet das Höchster Kreisblatt auch einen Einblick, wie zu Großväters Zeiten in mühevoller Weise gedruckt wurde. Mitarbeiter des „Hauses für Industriekultur Darmstadt e.V.“ werden den Handdruck vorführen.
Eröffnet wird die Präsentation am Freitag, den 24. September um 20.00 Uhr. Es sprechen Stadtrat Wolfgang Winckler und Geschäftsführer Klaus Hellmich. Holger Vonhof berichtet über die wechselvolle Geschichte des Blattes. Für musikalische Umrahmung und leibliches Wohl ist ebenfalls gesorgt. Zudem erhalten die Gäste ein in Bleisatz hergestelltes Faksimile der Probenummer vom 1. September 1849.

Veranstalter: Höchster Kreisblatt in Zusammenarbeit mit dem Magistrat der Stadt Hofheim am Taunus - Stadtmuseum/Stadtarchiv und Stadtbücherei sowie dem Museumspädagogischen Dienst Frankfurt.

Hofheim um 1900. Photographien von Otto Engelhard (25.07. - 12.09.1999)

Um 1890 war die Amateurphotographie, so wie wir sie heute kennen, noch nicht sehr verbreitet. Man kann davon ausgehen, daß sich nicht einmal 10% der Bevölkerung eine Photoausrüstung samt laufenden Ausgaben für Platten und Filme, Chemikalien, Photopapiere oder Alben hat leisten können.Von Otto Engelhard (1853 - 1918) stammen die meisten frühen Photographien von Hofheim. Die in der Ausstellung gezeigten rund 50 Aufnahmen von Otto Engelhard sind zwischen 1890 und 1915 entstanden und wurden zumeist auf großformatigen Gelantineglasplattennegativen (Trockenplatten) festgehalten. Wo es der Erhaltungszustand der rund 100 Jahre alten Negative erlaubte, wurden diese direkt von der Glasplatte vergrößert. Zudem wurden Negative und Abzüge für die Langzeitarchivierung bearbeitet, damit auch den nachfolgenden Generationen - etwa im Jahre 2099 - diese einmalige Bilderchronik Hofheims um 1900 erhalten bleibt.

Das Besondere des Alltags.
Viel Zeit, Energie und Engagement investierte Otto Engelhard in die Photographie. Es waren die Besonderheiten des ihn umgebenden Alltags, die Otto Engelhard Anlaß zum Photographieren gaben. Und das Besondere waren für ihn in erster Linie die baulichen Veränderungen in der Stadt, wie etwa der Abriß von Teilen der Stadtmauer, die neuen Villen am Kapellenberg und eine Reihe einzelner noch heute einmaliger Bauten, wie etwa das 1888 errichtete Vincenzhaus. Oft hat der „professionelle“ Laie Engelhard seine Aufnahmen mit der Angabe des Datums und der Tageszeit versehen, für uns heute eine sichere Grundlage zur Datierung der Motive. Selbst die Witterungsverhältnisse hat er festgehalten. Das Photographieren war in jenen Jahren mit den neuen Kameras und Trockenplatten auch einfacher geworden, man mußte für Aufnahmen in der Natur oder generell im Freien nun nicht mehr wie früher mit umfangreicher und schwerer Ausrüstung für die Präparierung und Entwicklung der Platten ausgestattet sein, sondern man brauchte lediglich einen gewissen Vorrat an Negativmaterial mitzunehmen.

Der photographische Blick.
Nicht alle Amateure hatten und haben das gleiche Interesse an Photographie, nicht jedem genügt das einfache Fixieren des Motivs. Viele Photographen verstanden sich damals als Lichtbildner. Otto Engelhard können wir dazu heute nicht mehr befragen. Mit Sicherheit läßt sich jedoch sagen, daß er neben dem dokumentarischen Interesse immer auch die Komposition des Bildes berücksichtigt hat. Dies zeigen besonders seine Natur- und Landschaftsaufnahmen. Im Umgang mit Gerät und Material und bei der Herstellung makelloser Abzüge war er ebenso um Perfektion bemüht. Er verfügte über eine gut ausgerüstete Dunkelkammer, die er auch interessierten Kunden zur Verfügung stellte.

1905 veröffentlichte der Verschönerungsverein den „Führer durch Hofheim am Taunus und Umgebung“, hier wurden auch Aufnahmen von Otto Engelhard verwendet. In späteren Jahren waren es Josef Nix, Gustav Kyritz und Günter Rühl, die das Fotomaterial und die festgehaltenen Motive bearbeiteten. Die im Stadtarchiv vorhandenen Glasplatten stammen aus Archivbeständen der 1950er Jahre oder wurden ab der 1980er Jahre durch Gustav Kyritz und Diether Engelhard dem Archiv übergeben.

Wer war Otto Engelhard?
Er hatte gemeinsam mit seinem Bruder Robert 1876 die Untermühle in Hofheim erworben und zu einer modernen Sohllederfabrik umgebaut. Die Familie war mit außerordentlichem Erfolg bereits seit zwei Generationen als Ledergroßhändler in Frankfurt am Main tätig. Die Triebfeder zu allem Neuen im Werk war Otto Engelhard. Er ließ zum Beispiel einen Dynamo aufstellen und mit der Wasserkraft des Mühlbaches betreiben. Mit dem erzeugten Strom konnten die Arbeitsräume beleuchtet werden. 1895 verkürzte er die Bauzeit seines Hauses in der Kirschgartenstraße, indem er mit Hilfe elektrischer Bogenlampen auch nachts arbeiten ließ. Den Strom lieferte auch hier ein Dynamo, eine Sensation damals, dauerte es doch noch fast 14 Jahre bis in Hofheim das erste Elektrizitätswerk errichtet wurde. Nach dem Verkauf der Lederfabrik 1897 an die Brüder Neumann widmete sich Otto Engelhard ganz seinem Interesse für technische Neuerungen. In seinem Geschäft in der Kurhausstraße 11 vertrieb er „Neuheiten aus allen Geschäftszweigen, insbesondere Haushalts-, Elektrotechnik-, Sport-, Touristik- und Kontor-Bedarf sowie Bedarfsartikel für Photographie und optische Geräte“. Das Hofheimer Telefonnetz geht auf seine Anregung zurück. Es wundert da nicht, daß er mit der Nummer 1 verzeichnet war.

Otto Engelhard war auch sehr rege, wenn es darum ging die Hofheimer für den Fremdenverkehr und die Schönheiten der Taunuslandschaft zu gewinnen. Im „Taunus-Club-Verschönerungsverein“ war er lange Jahre Vorsitzender. Der Taunusclub, Sektion Hofheim (1872) und der Verkehrs- und Verschönerungsverein (1875) wurden bis 1927 gemeinsam geleitet und initiierten den Wandel Hofheims von der Ackerbürgerstadt zum modernen Erholungsort. Zu den Zielen dieser Vereinigung gehörten nicht nur gemeinsame Ausflüge zu den Sehenswürdigkeiten der näheren Umgebung, sondern vor allem die Modernisierung des Stadtbildes, um den Fremdenverkehr zu fördern. Dazu zählten die Schaffung von Ausflugszielen, wie z.B. der Meisterturm (1895), der Cohausentempel (1910), die Schutzhütte im Floßwald (um 1900), die Teerung der Straßen, die Anbringung von Blumenschmuck an öffentlichen Gebäuden und vieles mehr. Bereits 1893 liest man im Schönmanns Journal für Lederindustrie: die Stadt ist ein "Lieblingsaufenthalt der Frankfurter, Mainzer und Wiesbadener, welche sich von der Tages Last und Mühe in reiner Wald- und Gebirgsluft laben, stärken und erholen wollen."

Veranstalter: Magistrat der Stadt Hofheim am Taunus - Stadtmuseum/Stadtarchiv.

Friedel Schulz-Dehnhardt. Rückschau auf ihr künstlerisches Schaffen (18.06. - 18.07.1999)

Naturanblicke steigern sich ins Phantastische
Eine Rückschau auf alle Schaffensperioden, der am 14. Juni 1909 geborenen Malerin Friedel Schulz-Dehnhardt, präsentiert das Stadtmuseum Hofheim am Taunus in seiner nächsten Ausstellung. Eröffnet wird die Schau am Freitag, den 18. 6. um 20.00 Uhr. Zu sehen sind rund 60 Werke, angefangen mit einem Ölbild aus dem Jahre 1930 bis zu den jüngsten Arbeiten, die im Hofheimer Atelier entstanden sind. Gezeigt wird diese Retrospektive bis zum 18. Juli, die Präsentation wird ergänzt durch einen umfangreichen Katalog (90 S., DM 25,-).

Zu ihrem Leben
Friedel Schulz-Dehnhardt (FSD) gehört zu den Zeitzeugen, die das zu Ende gehende Jahrhundert in aller Intensität miterlebt hat: zwei Weltkriege, umwälzende Ereignisse in Politik und Wirtschaft sowie gravierende Veränderungen in der bildenden Kunst. 1909 in Tann/Rhön geboren, kristallisiert sich bereits in jungen Jahren heraus, daß ihr Lebensweg von der Kunst und hier besonders von der Malerei geprägt sein wird. Ihr Kunstunterricht beginnt im Pädagogischen Seminar Mülhausen Düsseldorf und endet bei Ida Kerkovius in deren Stuttgarter Atelier sowie im „Blauen Haus“ in Hofheim. Nach Tann/Rhön und Fulda lebt FSD zunächst in Frankfurt am Main, wo sie zusammen mit der Fotokünstlerin Marta Hoepffner dem dortigen Künstlerkreis angehört und erste Ausstellungen macht. Sie lernt den Maler Günter Schulz-Ihlefeldt kennen, der im Städel in seinem Meisteratelier unterrichtet. Die beiden heiraten 1942, als Günter Schulz-Ihlefeldt aus Rußland auf Kriegsurlaub nach Frankfurt kommt. 1943 ausgebombt, zieht FSD nach Hofheim, wo sie bis heute lebt und arbeitet.

Begegnungen
Es ist Hanna Bekker vom Rath, die starken Einfluß auf ihren künstlerischen Werdegang nimmt. Im sog. „Blauen Haus“ der Malerin, Kunstsammlerin und Mäzenin gehen bedeutende Künstler ein und aus: Karl Schmidt-Rottluff, Ida Kerkovius, Willi Baumeister, Erich Heckel, Ludwig Meidner, E.W. Nay, Hans Purrmann, Siegfried Shalom Sebba. Die Begegnung mit diesen Malern und vielen anderen Künstlern beeinflussen, wenn auch indirekt, FSD`s eigenes Schaffen. 1954 errichten Hanna Bekker vom Rath und FSD im Garten des „Blauen Hauses“ ein neues Gebäude, indem neben einer Wohnung und Atelier für FSD auch ein großes Atelier für Karl Schmidt-Rottluff, der sich in den Sommermonaten regelmäßig mit seiner Frau Emy in Hofheim aufhält, zur Verfügung steht. In dieser räumlichen Nähe kann FSD nun Schmidt-Rottluff oft beim Malen seiner zahlreichen Bilder zusehen. Mit Hanna Bekker, dem Ehepaar Schmidt-Rottluff und Ida Kerkovius ist FSD in lebenslanger Freundschaft verbunden.

Zu ihrem Werk
„Die Ölbilder von FSD steigern Naturanblicke ins Märchenhafte. Sei es eine Küstenlandschaft oder ein irrealer Wald, stets klingt ein Hauch moderner Romantik mit, ... . Sie gleiten in das farbige Zwischenreich, in dem Seelisch-Explosives neben behaglich zu wandelnden Pfaden liegt; indem sich Gegenständliches mit dem Ungegenständlichen verbindet, Hellsichtiges mit Traumhaft-Gespenstischem blüht“, lauten Pressestimmen über FSD´s Bilder. Immer wieder sind es folgende Attribute, mit denen FSD`s Arbeiten charakterisiert werden: phantasievoll, traumverloren, leuchtend, poetisch, imaginär ... . Und es ist irrelevant, welches Material sie anwendet, immer entstehen Bilder, die unverwechselbar ihre Handschrift tragen. Auch in ihrem umfangreichen grafischen Werk zeigt sie ihren eigenen Duktus. Auf der Suche nach neuen Ausdrucksmitteln entstehen vielartige Objekte aus Holz, Kunststoff, Glas, Kunststein und aus gefundenen Gegenständen. Als „Werkfrau“ stellt sie Bildapplikationen aus textilen Materialien, Mosaiken, Sakralglasfenster u.a. her. 

In FSD´S gesamten Werk zeigt sich ihr lebensbejahendes Wesen: mehr utopische Hoffnung als Apokalypse.

Ferry Ahrlé. Bilder von der Welt der Bühne (07.05. - 06.06.1999)

Seine Erfolgsliste ist lang. Unzählige Skizzen, Zeichnungen, Aquarelle, Öl- und Acrylbilder, 20 Bücher und mehr als 150 Fernsehsendungen stehen für ihn zu Buche. Er hat Hunderte von Filmplakaten entworfen, Paul Wegener, Johannes Heesters, Willy Brandt gemalt … .

Die rund 50 Ölbilder und Zeichnungen der Ausstellung im Stadtmuseum Hofheim am Taunus zeigen Portraits von Regisseuren und Schauspielern seit der Akadamiezeit des Künstlers: Gustav Gründgens, Paul Wegener, Hannelore Schroth, Paul Dahlke, Ferdinand Bruckner, Martin Held, Werner Finck, um nur einige zu nennen. Ein Who is Who der Theatergeschichte. Daneben sind seine Inszenierungen von Oper und Schauspiel zu sehen wie auch eine Auswahl an Filmplakaten.

1924 in Frankfurt am Main geboren und aufgewachsen in der pulsierenden Metropole Berlin, kommt Ferry Ahrlé schon früh mit der Kunst in Berührung. Sein Vater, René Ahrlé, zählt zu den Großen der Werbegraphik und erschließt ihm die Faszination des Malens und Zeichnens. Paul Dahlke, der große Schauspieler, ist sein Nachbar in Berlin. Er bringt Ferry Ahrlé zu Heinz Hilpert an das deutsche Theater. Die Welt der Bühne nimmt ihn gefangen und er zeichnet während der Proben die großen Mimen. Er besucht jedes Stück des Spielplans. Albin Skoda, der spätere Wiener Burgschauspieler, gibt ihm Schauspielunterricht. Am Tag studiert Ahrlé Malerei an der Akademie der Bildenden Künste. Hier bietet sich ihm Gelegenheit, von berühmten Lehrern – u.a. Max Kaus – zu lernen. Obwohl er bei der Malerei bleibt, ist doch das Theater eines seiner großen Themen. Mit vielen der Schauspieler, die Ferry Ahrlé portraitiert hat, ist er freundschaftlich verbunden. Er entwirft Dekorationen für den Film „Berliner Ballade“ und arbeitet für das bekannte literarische Kabarett „Die Stachelschweine“. Nach seinem Studium hat er Bühnenbilder entworfen.

Die fünfziger Jahre bringen Ahrlè nach Frankfurt am Main. Hier gestaltet er seine ersten Filmplakate, u.a. zu Filmen von Fellini, Bergmann, Bunuel, Truffaut und Polanski. Nach längerem Aufenthalt in Paris wird Ende der 1970er Jahre das Fernsehen zu seinem neuen Medium. In der Serie „Sehr ähnlich, wer soll’s denn sein?“ unterhält er sich mit seinem Gesprächspartner und portraitiert ihn gleichzeitig dabei. Martin Held, Paul Dahlke, Karl John, Johannes Heesters, Maria Schell, Erika Pluhar und viele andere gehören zu seine Gästen. Für die besondere Art seiner Talkshow erhält Ahrlè 1980 in New York die Goldmedaille auf dem „Internationalen Film- und Fernsehfestival“. In seiner Serie „Die Kleinen der Großen“ erfindet er dienstbare Geister großer historischer Persönlichkeiten, und in der Serie „Galerie der Straße“ stellt er die Großen der Plakatkunst vor. Zu allen Filmen schreibt er Drehbücher. Zahlreiche weitere Preise würdigen sein Schaffen, u.a. erhält er 1994 den Prix Rabelais, Chinon.

Ernst Wilhelm Nay. Das druckgraphische Werk (14.03. - 25.04.1999)

Das Stadtmuseum Hofheim am Taunus veranstaltet vom 14. März bis 25. April 1999 eine Ausstellung der druckgraphischen Werke von Ernst Wilhelm Nay (1902-1968) mit wertvollen Leihgaben aus Privatbesitz und aus der Graphischen Sammlung des Museums Ludwig, Köln. Mit über 60 Blättern geben wir einen repräsentativen Überblick über das druckgraphische Werk Nays aus allen Schaffensperioden. Die Ausstellung beginnt mit den seltenen schwarzweißen Linolschnitten von 1936 und den farbigen „Lofoten“-Holzschnitten von 1938. Gezeigt werden die Werkgruppen der farbigen Holzschnitte von 1952 mit den dazugehörigen, im Nachlaß erhaltenen Druckstöcken, die berühmten Lithographien, Algraphien und die großformatigen, farbenfrohen Aquatinta-Blätter der 1950er und frühen 1960er Jahre, seltene Zustandsdrucke vom Holzschnitt 1965 mit seinen fünf Druckstöcken und schließlich die späten Lithographien von 1968. Nays stilistische Entwicklung, die technische und vor allem die koloristische Meisterschaft seiner Originalgraphik werden vor dem Betrachter ausgebreitet.
Die Druckgraphik war für Ernst Wilhelm Nay nie nur ein Nebenschauplatz seiner Kunst, oftmals hat er ausgehend von der Arbeit an diesen Blättern, in denen er seine Werke und Arbeitsschritte analysieren mußte, neue Wege beschritten.

Sechs Jahre hat sich Nay, einer der großen Maler in Deutschland, in Hofheim am Taunus aufgehalten. „Ernst Wilhelm Nay - das druckgraphische Werk“ schließt sich ergänzend an die große Ausstellung „Die Hofheimer Jahre 1945 - 1951“ der Städtischen Galerie im Städel Frankfurt am Main von 1994 und die retrospektiven Schauen mit Gemälden von E.W. Nay in Amsterdam, Dresden und Duisburg an.

Ida Kerkovius (1879-1970). Teppiche und Entwürfe (29.11.1998 - 28.02.1999)

Das Ausstellungskonzept des Stadtmuseums Hofheim am Taunus sieht vor, weniger beachtete Teilaspekte im Werk der Künstlerfreunde rund um das Blaue Haus der Mäzenin, Sammlerin und späteren Kunsthändlerin Hanna Bekker vom Rath vorzustellen. Die diesjährige Ausstellung "Ida Kerkovius. Teppiche und Entwürfe" ist die erste umfangreichere Ausstellung, die textile Arbeiten - Teppiche, Decken sowie Entwürfe - im Werk der Künstlerin als eigenständigen Schwerpunkt thematisiert.

Teppiche und Entwürfe von Ida Kerkovius - das Thema der Ausstellung erscheint dem breiteren Publikum unbekannt und verspricht daher Neues, zählt sie doch heute vor allem durch ihr malerisches Werk zu den bedeutendsten Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts. Zusammen mit Willi Baumeister, Johannes Itten und Oskar Schlemmer hatte die 1879 in Riga geborene Malerin bei Adolf Hölzel in Stuttgart studiert und war bis 1919 seine Assistentin. Ein Jahr später, 1920, ging Ida Kerkovius ans Bauhaus nach Weimar und wurde dort Schülerin ihres ehemaligen Studienkollegen Johannes Itten. Ihre unersättliche Wißbegier ließ sie mit 41 Jahren nochmals drei Wintersemester am Bauhaus in die Lehre gehen. Wie fast alle Frauen am Bauhaus trat Ida Kerkovius in die Klasse für Weberei ein. Hier webte sie auch ihre ersten abstrakten Teppiche, die neben der Glasmalerei ebenso zu ihrem Werk gehören wie Aquarelle, Pastelle und Ölbilder.

Die Ausstellung des Stadtmuseums Hofheim am Taunus konzentriert sich auf Arbeiten der Bauhauszeit sowie auf Beispiele des späteren Bauhaus-Einflusses, eine in dieser Zusammenstellung selten gezeigte Objektauswahl an Teppichen und anderen textilen Arbeiten sowie damit zusammenhängender Entwürfe. Gezeigt werden rund 50 Arbeiten der Jahre 1920 bis 1968, darunter mehr als 20 textile Werke. Herausragend hierbei ist zum Beispiel der 2x3 m große „Bodenteppich Bauhaus“ aus dem Jahre 1923, der mit gleich zwei dazugehörigen Entwürfen präsentiert werden kann. Wie in ihrem freien malerischen Werk wechselt Ida Kerkovius auch in den Entwürfen zu ihren textilen Arbeiten zwischen abstrakten Kompositionen und erzählerischen Naturdarstellungen. Die Ausstellung dokumentiert beides, wenn auch die reinen Farb- und Formkompositionen leicht überwiegen.

Leihgeber der Ausstellung sind Museen in Deutschland, darunter das Bauhaus-Archiv Berlin, die Neue Sammlung München und das Württembergische Landesmuseum Stuttgart. Ein zusätzlicher Reiz der Ausstellung liegt darin begründet, daß ein maßgeblicher Teil der Werke aus Privatbesitz stammt, die in der Regel nicht öffentlich zugänglich sind. Der Hofheimer Themenkreis - von 1920 bis zu ihrem Tode im Jahre 1970 sind regelmäßige Aufenthalte belegt - wird durch Pastelle rund um das Blaue Haus sowie Landschaftsdarstellungen dokumentiert.

Im Anschluß an die Präsentation in Hofheim (bis 28.2.1998) wird die Ausstellung in Mönchengladbach (Museum Schloß Rheydt) und im Schloßmuseum Sondershausen (Thüringen) zu sehen sein.

Ein Katalog (116 Seiten, DM 30,-) begleitet die Präsentation. Ausstellung und Katalog konnten realisiert werden durch die freundliche Unterstützung der Firma Bär Brot GmbH & Co. KG Main-Taunus Bäckerei, der Gemeinnützigen Stiftung der Taunussparkasse, des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst, der Naspa-Stiftung "Initiative und Leistung", der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen, der SparkassenVersicherung Erfurt-Kassel-Wiesbaden sowie von Ilselore und Heinz Thomae, Hofheim.

Veranstalter: Magistrat der Stadt Hofheim am Taunus - Stadtmuseum/Stadtarchiv in Zusammenarbeit mit dem Förderkreis Stadtmuseum Hofheim am Taunus e.V., dem Kunstverein Hofheim am Taunus e.V. und der Volkshochschule Main-Taunus-Kreis.

Ich - Du - Wir. Kinder und Jugendliche aus 12 Nationen erzählen von sich, ihrer Familie, ihrer Kultur (13.09. - 25.10.1998)

„Ich – Du – Wir, Kinder und Jugendliche aus 12 Nationen erzählen von sich, ihrer Familie, ihrer Kultur“. Unter diesem Motto trafen sich in den vergangenen Wochen und Monaten Kinder und Jugendliche deutscher und ausländischer Nationalität zu gemeinsamer Projektarbeit in Schule und Museumswerkstatt.

Die Ausstellung erzählt speziell jungen Besucherinnen und Besuchern in sehr anschaulicher Form von den Festen, Traditionen, Geschichten und Märchen, mit denen Kinder und Jugendliche deutscher und ausländischer Nationalität in Hofheim und dem Main-Taunus-Kreis aufwachsen. Mit diesem Projekt will das Museum in der Museumspädagogik Wege finden, den Kreis der jungen Menschen zu erweitern, die das Museum als lebendigen Ort der Begegnung erfahren. Längere Zeit der Kontaktaufnahme und vorbereitende Gespräche mit den Interessierten gingen der eigentlichen Arbeit voraus. Für die Zusammenarbeit konnte je eine Klasse der Wichern- und Robinsonschule, die italienische Sprachgruppe der Pestalozzischule und Kinde der Gemeinschaftsunterkunft Diedenbergen gewonnen werden. Die meisten dieser jungen Ausstellungsteilnehmer/innen leben seit ihrer Geburt in Deutschland und sind dem Land ihrer Herkunft oft nur durch Elternhaus oder Ferienaufenthalte verbunden. Für die meisten ist Deutsch die Alltagssprache.

Viele Stunden des Fragens, Erzählens, Zuhörens und kreativen Gestaltens waren notwendig. Bei einigen schwierigen Aufgaben, wie Schriftengestaltung, wirkten die Eltern helfend und ergänzend mit. Nicht die Ausstellung allein, vielmehr der Weg dahin war ein Gewinn für alle; für die Kinder und Jugendlichen aus 12 Nationen und die mitarbeitenden Pädagoginnen. Bei der Arbeit wurde nicht nur die Zugehörigkeit zu ethnischen Gruppen gesehen, sondern in erster Linie die individuelle Persönlichkeit der jungen Menschen, die hier gemeinsam Schule und Freizeit leben. Ziel war eine positive Wahrnehmung der Vielfalt und das Offensein füreinander als bestes Mittel gegen Vorurteile und Ablehnung des Unbekannten.

Greser & Lenz. Rettet die Faustkeilindustrie (12.07. - 31.08.1998)

Witze für Deutschland

Achim Greser und Heribert Lenz brillieren seit vielen Jahren im Satiremagazin „Titanic“, mal einzeln, mal als kongeniales Zeichnerduo. Ihr vor kurzem erschienenes, neuestes Buch „Rettet die Faustkeilindustrie“ vereinigt über 90 der in den letzten beiden Jahren für verschiedene Ressorts der FAZ gefertigten Cartoons. Die Ausstellung im Stadtmuseum Hofheim am Taunus ist insofern eine Präsentation dieses neuesten Buches als sie alle abgebildeten Zeichnungen im Original zeigt. Sie ist aber auch mehr: denn eine große Anzahl weiterer FAZ-Cartoons werden hier zu sehen sein, darunter die aktuellen Blätter aus der Witz-Produktion diesen Jahres, bis hin zum Thema-Nummer-Eins dieser Tage: der Fußballweltmeisterschaft.

Dem Besucher bietet sich der Blick in ein komisches Kaleidoskop der laufenden Ereignisse: Atlanta 96, der große Lauschangriff, Kindererziehung im Bierzelt, Gesundheitsreform, Ehekrieg, Autobahngebühr, Elchtest usw., usf. Greser & Lenz haben sowohl die aktuellen gesellschaftlichen und politischen Geschehnisse als auch den allgemeinen Alltags-Huddel im Blick, oft findet beides in ihren Zeichnungen scherzstiftend zusammen. Greser & Lenz verbinden Tagespolitik mit Alltagsleben, verzichten gern auf klare Standpunkte und feste Meinungen - nur wahrhaft unabhängige Geister können wohl den Spagat zwischen „Titanic“ und FAZ schaffen - und erfreuen sich an skurrilen Ideen. Ob Tagespolitik oder Alltagsleben, Greser & Lenz scheuen sich vor keinem Thema und beschäftigen sich mit allem, was die Welt bietet. Krisen, Kriege, Krimis, Trunk und Stunk, Moden und Marotten, Religion, Sex und Tod - in Feder- und Bleistiftzeichnungen, Aquarell und Acryl reflektieren sie endgültig und erhellend Problemstellungen und Menschheitsfragen jedweder Art.
Mit Charme und Schabernack gehen sie zu Werke, niemals aber didaktisch und moralisierend.

Warum bzw. wie geht das eigentlich, Witzezeichnen zu zweit ? Im Nachwort zu ihrem neuesten Buch antworten Greser und Lenz: „Unsere Gegenfrage lautet: Sind nicht für alle menschlichen Vorgänge, die Jubel, Trubel und Heiterkeit stiften, zwei Personen vonnöten ? Mit dem Witzezeichnen verhält es sich nicht anders. Wir sitzen vertraulich beieinander, hängen unseren Gedanken nach und skizzieren, verwerfen und ergänzen solange, bis ein Blatt entstanden ist, von dessen komischer Wirkung wir überzeugt sind.“

Seit sich Achim Greser, geboren 1961 in Lohr am Main, und Heribert Lenz, geboren 1958 in Schweinfurt, beim Grafikstudium an der Fachhochschule Würzburg kennenlernten, verlief ihr beruflicher Werdegang parallel. Beider Begeisterung für die Werke der „Neuen Frankfurter Schule“ (u.a. F.W. Bernstein, Robert Gernhardt, Chlodwig Poth, F.K. Waechter) führte zu ersten gemeinsamen humorzeichnerischen Experimenten und schließlich 1987/88 zur festen Mitarbeit in der „Titanic“. Dort entstanden u.a. die Comicserien „Genschman“ und „Die roten Strolche“ sowie „Ein Bier geht um die Welt“. Außerdem veröffentlichten Greser und Lenz das Cartoonbuch „Ich lach dich tot“. Seit April 1996 sind sie als Duo mit ihren Karikaturen regelmäßig als Hauszeichner der Frankfurter Allgemeinen Zeitung präsent. Beide gehörten jahrelang der Titanic-Redaktion an und arbeiten auch heute noch regelmäßig für das Satiremagazin. Bereits 1992 organisierte die „Caricatura“ (Galerie für komische Kunst, Kassel), eine große Wanderausstellung mit den Karikaturen von Greser & Lenz, die in Kassel, Berlin, Greiz, Jena und anderen Städten bei Publikum und Presse für Begeisterung sorgte. Die hier vorgestellte Ausstellung „Rettet die Faustkeilindustrie“ wurde ebenfalls von der Caricatura in Kassel zusammengestellt.

Achim Greser/Heribert Lenz: Rettet die Faustkeilindustrie. Verlag Antje Kunstmann, München 1998, 96 Seiten, DM 19,80.

Kopfgeld: 40 Deutsche Mark. Vom Alltagsleben der Nachkriegszeit zum Wirtschaftswunder der 50er Jahre (24.05. - 05.07.1998)

Die Währungsreform vom 20. Juni 1948 gilt als Wendepunkt der Nachkriegsgeschichte und Beginn des Wirtschaftswunders. Die Verwendung von Zigaretten als Währungsersatz hatte ein Ende und die Wirtschaftsbeziehungen der Menschen wurden wieder in einem geordneten Geldsystem verankert. Tatsächlich war sie noch mehr, nämlich auch ein gesellschaftspolitischer Einschnitt, vergleichbar mit dem Verlust aller Werte in der großen Inflation des Jahres 1923. Riesenhafte Vermögen gingen praktisch über Nacht verloren, weil die Währungsreform alle Geldwerte stark abwertete.

Rund um dieses Ereignis hat das Stadtmuseum Hofheim am Taunus eine Ausstellung erarbeitet, welche für die älteren Besucherinnen und Besucher, die in ihrer Generation gerne die Nachkriegsjahre einteilen in die Zeit „vor und nach der Währungsreform“, eine direkte Begegnung mit diesen Umbruchjahren sein und viele Erinnerungen wachrufen wird. Doch gerade auch Jüngere, welche jene Jahre nur aus Erzählungen oder ihrer Kindheit kennen, bekommen einen guten Eindruck davon, wie das Leben damals aussah. Eröffnet wird die Schau am Sonntag, den 24. Mai um 11.15 Uhr. Es sprechen Stadtrat Wolfgang Winckler, Museumsleiterin Eva Scheid, eine Führung durch die Ausstellung bietet Horst Decker aus Ranstadt. Von ihm stammen auch die mehr als 1000 ausgestellten Objekte.

Die Ausstellung zeigt Objekte, Dokumente und Inszenierungen aus den Jahren 1945-1955 und bietet mit detailgetreuen Rauminstallationen - wie dem Wohnraum einer Flüchtlingsfamilie, einer Schwarzmarktszene, einem Büro der US-Militärregierung, Inszenierungen zur Währungsreform und
dem einsetzenden Wohlstand der 50er Jahre - gelungene Einblicke in die Lebensumstände der unmittelbaren Nachkriegszeit und der Aufbaujahre. Die Kreativität war aus der Not heraus geboren: In einer Zeit, in der es so gut wie keine Rohstoffe gab, mußte man mit einfachsten Mitteln behelfen. Und nicht selten wurden die Gegenstände, die Wochen und Monate zuvor noch Tod und Vernichtung bringen sollten die Basis dafür, daß das Leben weitergehen sollte.

Drei Figuren mit randvoller Handkarre und einem überladenen Fahrrad erinnern an die Blütezeit des Schwarzmarktes und die damals unterschiedlichen Transportmittel - zu Fuß, per Rad und per Karre. Verschiedene Währungen, Rauchermarken \"das war Bargeld damals\" und US-Zigarretten, für die in der Woche vor der Währungsreform bis zu 100 Reichsmark pro Stück gezahlt wurden, Dokumente zur Währungsreform und Schwarzmarktware wie Seife, Malzkaffee, Schuhbürsten aus Gewehrreinigungsdochten, Milchkannen aus großkalibrigen Geschoßhülsen, Sieblöffel aus Gasmaskenfilter, Jaucheschöpfer aus Stahlhelmen, Wärmflaschen aus Tretminen, ein Stehlampensockel aus einem Panzerfaustgeschoß, Kochtöpfe, Koch- und Essensgeschirr aus der Aluminiumhaut abgeschossener Flugzeuge legen beredtes Zeugnis davon ab, daß Not in der Tat erfinderisch macht. Gezeigt werden auch Kinderspielzeuge der unmittelbaren Nachkriegszeit. Viele der Dinge sind von den Eltern selbst gefertigt. Eine Installation erinnert auch an die Ernährungslage. Ein großer Teil der Kinder war unterernährt. Ausgestellt wird die Wehrmachtsfeldküche FKH 13, die in der Schule von Kelkheim zur Schulspeisung eingesetzt wurde. Zu der Gruppe gehören eine Kinderpuppe und ein Koch, beide in zeitgenössischer Kleidung und alle gebräuchlichen Kochutensilien.

Das Zauberwort der Nachkriegszeit hieß Tabak. Alles was mit dem Rauchen zusammenhing war Währungsersatz und marktbestimmend. Der Erfolg der Währungsreform war überwältigend. Die Zigarettenzivilisation hatte ein Ende. Zu sehen sein werden Geldscheine, Sparbücher mit vorgenommener Umrechnung, entwertetes altes Geld und das neue Geld. Über Nacht waren auf einmal die Geschäfte wieder voll, im Museum dargestellt durch einen mit typischen Waren bestückten Kaufmannsladen. Ausländisches Kapital floß in Aussicht auf gute Gewinne wegen des großen Konsumdefizits der Bevölkerung in Mengen nach Deutschland. Die Anschubfinanzierung der Industrie durch den Marshallplan beseitigte den Schwarzmarkt fast schlagartig, der auf seinen gehorteten Waren sitzenblieb. Mit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland am 8.5.1949 hatte auch die Zeit des Wirtschaftswunders begonnen. Der mit den Jahren erarbeitete Wohlstand wird in der Ausstellung durch ein bis in die Details rekonstruiertes Wohnzimmer der 50er Jahre dokumentiert. Zudem wird eine Caféhausszene mit entsprechendem Mobiliar und der obligatorischen Musicbox gezeigt sowie eine Auswahl an typischen Designprodukten, die unser heutiges Bild der 1950er Jahre prägten. Thematisiert werden auch die politischen und kulturellen Ereignisse jener Jahre.

Die Ausstellung wird organisiert vom Magistrat der Stadt Hofheim am Taunus - Stadtmuseum/Stadtarchiv in Zusammenarbeit mit der Bürgervereinigung Hofheimer Altstadt e.V., dem Förderkreis Stadtmuseum Hofheim am Taunus e.V. sowie den Geschichtsvereinen der Stadt und Stadtteilen.

Kitta-Kittel. Mondbilder (29.03. - 03.05.1998)

Das Stadtmuseum in Hofheim am Taunus (Burgstraße 11) entführt seine Besucher und Besucherinnen ab Sonntag, den 29. März bis zum 5. Mai 1998 in die poetisch-illusionäre und künstlerisch-expressive Bilderwelt des Malers Jörg Kitta-Kittel. Eröffnet wird die Ausstellung „Mondbilder“ am Sonntag, den 29. März um 11.15 Uhr. Zur Eröffnung sprechen Stadtrat Wolfgang Winckler und Dr. Klaus Wolbert, Direktor des Instituts Mathildenhöhe, Darmstadt.
Realisiert wurde die Ausstellung in Zusammenarbeit mit der Ludwig Meinder Gesellschaft e.V., mit der das Stadtmuseum Hofheim am Taunus bereits 1994 die erfolgreiche Ausstellung „Ludwig Meidner - Kneipe und Café“ ausrichtete.

Was erwartet die Besucher in der Ausstellung „Mondbilder“ im Stadtmuseum Hofheim am Taunus?
Es ist im übertragenen Sinn eine Reise, bei der im Besonderen die Phantasie des Betrachters, durch das immer wiederkehrende Motiv des Mondes, angesprochen wird. Die Mondbilder von Kitta-Kittel, der Meisterschüler von Ludwig Meidner war und mit dem Maler in Hofheim-Marxheim in den Jahren 1958-1966 eine höchst spannungsreiche Lebens- und Arbeitsgemeinschaft verbrachte und heute in Frankfurt/Main lebt, bringen dem Betrachter den Mond als einen vertrauten und zugleich auch geheimnisvollen Himmelskörper nahe.
Seit Urzeiten bewegt der Mond die Phantasie der Menschen. In den Mythologien der Völker aller Zeiten und Kulturen spielt er stets eine tragende Rolle, mal männlich, mal weiblich, mal als Zeichen mit günstigem Einfluß und ein andermal als schicksalverkündender Bote des Unheils. Er ist Gegenstand poetischer Betrachtungen ebenso wie ein Stimmungselement in romantischen Erzählungen und, wie uns Kitta-Kittel beeindruckend vorführt, in Werken der bildenden Kunst; macht uns der Maler doch durch seine lunaren Träume deutlich, daß der suggestive Einfluß des Mondes, auch künstlerisch eingefangen und umgesetzt werden kann.

Im Bild des Mondes verwirklichen sich für Jörg Kitta-Kittel Sehnsüchte nach einem intensiven emotionalen Leben, in die visionäre Erscheinungsformen des Mondes projiziert er Wünsche nach einer märchenhaften Innerlichkeit und Erlebnistiefe. Es handelt sich bei den ausgestellten Bildern um aktionistische, informelle Malerei im besten Sinne und wären da nicht die deutlich wahrnehmbaren figurativen Elemente und eine letztlich doch sehr bewußt gesteuerte Farbkultur, so könnte man von einem abstrakten Expressionismus sprechen, der seine Entstehung einer unbewußt ablaufenden automatischen Motorik verdankt.

Katalog, 35 S. mit Beiträgen von Klaus Wolbert und Cornelia von Plottnitz, DM 10,-

Veranstalter: Magistrat der Stadt Hofheim am Taunus - Kulturamt/Stadtmuseum - in Zusammenarbeit mit der Ludwig Meidner Gesellschaft e.V.

Lichtbilder - Bilder des Lichts. Marta Hoepffner Fotokünstlerin und Pädagogin (23.11.1997 - 22.02.1998)

Präsentiert wird das fotokünstlerische Werk sowie in einem 2. Ausstellungsteil das pädagogische Wirken Marta Hoepffners in ihrer „Fotoprivatschule“, welche 1949 in der Kapellenstraße 4 in Hofheim am Taunus gegründet wurde und bis 1975 bestand. Zur Eröffnung sprechen Bürgermeister Rolf Felix, eine Einführung in Leben und Werk der Künstlerin geben Dr. Eva Scheid (Stadtmuseum) und Roswitha Schlecker (Stadtarchiv). Musikalisch begleitet wird die Eröffnung von Hans-Georg Dechange (Bariton) und Berthold Mann-Vetter (Klavier). Zur Aufführung kommen Werke von Maurice Ravel, Sergei Rachmaninov und Frank Martin.

Mehr als fünf Jahrzehnte läßt sich die künstlerische Arbeit Marta Hoepffners verfolgen. Erkennbar ist eine konsequente Entwicklung fotografischen Gestaltens, die sich als Weg vom Lichtbild über die Lichtgrafik zum Lichtobjekt bezeichnen läßt. Die Ausstellung des Stadtmuseums Hofheim am Taunus zeigt mit 90 Arbeiten einen repräsentativen Querschnitt ihres Schaffens, beginnend mit den unter dem Nationalsozialismus im „Verborgenen“ entstandenen Fotogrammen, Solarisationen und Kompositionen. Ihrem Lehrer Willi Baumeister und dem „technisch vermittelten Sehen“ Laszlo Moholy-Nagy folgend, knüpft Marta Hoepffner an konstruktivistische Entwürfe an und schafft eigene Konzeptionen distanzierter fotografischer Imagination, mit einer starken Orientierung an malerischen Vorbildern. Abstrakt wirkende Strukturaufnahmen aus der Natur und die Beschäftigung mit Interferenzerscheinungen, vor allem aber seit Anfang der 1950er Jahre grundlegende Studien zur Farbfotografie, die einige der ersten Farbfotogramme der Fotografiegeschichte hervorbringen, dokumentieren Marta Hoepffners kreative Leistung. Die Zerlegung des Lichts in Farben wird ihr Anliegen, sie geht über die Fotografie hinaus und entwickelt 1965 ihre ersten Variochromatischen Lichtobjekte.

Das frühe fotokünstlerische Werk Marta Hoepffners gilt als Bindeglied zwischen der durch den Faschismus in Deutschland nicht mehr existenten abstrakt-experimentellen Fotografie der Jahre 1920 - 1932 und der sich herausbildenden Avantgardebewegung nach 1945. Eine erste Ausstellung im Frankfurter Kunstverein 1949 trägt dazu bei, das Schaffen der jungen Künstlerin in dieser Phase des kulturellen Neuaufbaus bekanntzumachen. Im gleichen Jahr gründet sie in Hofheim am Taunus die „Fotoprivatschule Marta Hoepffner“. Gemeinsam mit ihrer Schwester Madeleine widmet sich Marta Hoepffner der Ausbildung junger Berufsfotografinnen und -fotografen, die im Sinne des Bauhauses durch fundierte Material- und Funktionskenntnis zu einem erweiterten kreativen Verständnis von Fotografie als künstlerisches Medium geführt werden sollen. Der zweite Ausstellungsteil stellt das pädagogische Wirken Marta Hoepffners vor. Gezeigt werden rund 40 ausgewählte Schülerarbeiten, dokumentarisches Bild- und Textmaterial sowie eine Darstellung der Unterrichtsinhalte.

Biographie: 1929-33 Studium bei Willi Baumeister, Kunstschule Frankfurt/Main; ab 1934 fotografische Experimente, surrealistische Fotomontagen und Fotogramme. Gründung des Ateliers für Fotografik in Frankfurt/Main. 1944 Übersiedlung nach Hofheim. 1949 erste Gesamtausstellung im Kunstverein Frankfurt, 1950 in Mailand. 1949 Gründung der Fotoprivatschule in Hofheim/Taunus. 1958 erste Farbfotogramme in polarisiertem Licht. 1966 erste Lichtkinetik. Avantgardefotos und Lichtobjekte in zahlreichen internationalen Ausstellungen. 1971 Verlegung des Wohnsitzes nach Kressbronn. 1997 Maria Sibylla Merian-Preis für bildende Künstlerinnen in Hessen 1996.

Zur Ausstellung wurde ein Katalog (160 Seiten, DM 30,-) erarbeitet, der alle ausgestellten Arbeiten abbildet sowie Beiträge zum fotokünstlerischen Werk, zu ihren Selbstportraits, der Portraits ihrer Künstlerfreunde, zur Fotoprivatschule sowie eine ausführliche Biographie enthält.

Veranstalter: Magistrat der Stadt Hofheim am Taunus - Kulturamt/Stadtmuseum - in Zusammenarbeit mit der Bürgervereinigung Hofheimer Altstadt e.V., dem Kunstverein Hofheim e.V. und der Volkshochschule Main-Taunus-Kreis.

Hermann Haindl. Ereignisgeschichte / Stadtgeschichte Eine Retrospektive (30.09. - 09.11.1997)

Das Stadtmuseum Hofheim am Taunus zeigt ab Dienstag, 30. September 1997 (Eröffnung, 20.00 Uhr), die Sonderausstellung „Hermann Haindl - Ereignisgeschichte / Stadtgeschichte - Eine Retrospektive“. Hermann Haindl, Theatermaler, Bühnenbildner, Künstler, Zeitgenosse und aktiver Hofheimer des Jahrgangs 1927, zeigt eine Auswahl seiner Arbeiten, in denen sich neben seiner individuellen künstlerischen und biografischen Entwicklung Momente allgemeiner Ereignisgeschichte und spezieller Hofheimer Stadtgeschichte widerspiegeln.

Der Bogen der Ausstellung spannt sich von Bildern seiner Wahlheimat Hofheim, wo er seit 1955 lebt, über abstrakte Struktur- und Materialbilder der 60er Jahre und Hofheimer Zeichnungen der 70er Jahre zu seiner Beschäftigung mit Mythen und alten Kulturen sowie Natur-Meditationen bis zu unserem Jahrzehnt. Die Themen seiner Bilder drücken sich ebenso in seinen Aktivitäten aus, mit denen er immer wieder auch in die Gestaltung seines Wohnortes eingreift. Hermann Haindl ist nicht nur ein bekannter Maler, sondern hat sich auch in anderer Weise vielfältig für die belange der Stadt engagiert. 1987 erhielt er den Kulturpreis der Stadt Hofheim am Taunus. Er hat it seinem Engagement nicht halt gemacht an der Tür seines Ateliers oder der der künstlerischen Werkstätten der Städtischen Bühnen, wo er dreißig Jahre lang als Theatermaler und Bühnenbildner arbeitete. Als Maler hat er nie „Kunst um der Kunst“ willen betrieben, sie ist für ihn ein Medium der Auseinandersetzung zur Auseinandersetzung mit dem Leben. Dies will die Ausstellung im Stadtmuseum Hofheim am Taunus aufzeigen.

Die Ausstellung des Stadtmuseums Hofheim am Taunus reiht sich ein in eine ganze Anzahl an Ausstellungen und Präsentationen des Künstlers anläßlich seines 70. Geburtstages, u.a. im Ikonenmuseum Frankfurt/Main, in der Galerie Heussenstammstiftung Frankfurt/Main und der Galerie im Kreishaus des Main-Taunus-Kreises. Zusammengestellt wurde die Ausstellung unter Mitarbeit und auch finanzieller Unterstützung von der Bürgervereinigung Hofheimer Altstadt e.V., dem Kunstverein Hofheim e.V. und dem Zentrum für altes und neues Wissen und Handeln e.V. sowie Hermann Haindl und Marian Stein-Steinfeld, die Konzept und Realisierung der Ausstellung übernommen hat.

Zur Eröffnung am Dienstag, den 30. September um 20.00 Uhr sprechen Stadtrat Wolfgang Winckler, Dr. Ulrich Schacht vom Kunstverein Hofheim e.V., Marian Stein-Steinfeld gibt eine Einführung in Biografie und Werk des Künstlers. Matthias Fuchs spielt Stücke aus „Bilder einer Ausstellung“ von Modest Mussorgski. Meditationsaquarelle von Hermann Haindl im Format 21 x 21 cm werden an diesem Abend und für die Dauer der Ausstellung zum Preis von DM 300,- angeboten. Herr Haindl hat diese kostenlos zur Verfügung gestellt, der Erlös ist zugunsten des Stadtmuseums.

Zur Ausstellung wurde ein Begleitheft (24 Seiten, DM 5,-) erarbeitet.
Zusätzlich können noch Exemplare des inzwischen vergriffenen Buches „Hofheimer Altstadt, Vergangenheit und Zukunft“ (1976) mit 50 Zeichnungen von Hermann Haindl und Texten von Gustav Kyritz (80 Seiten, DM 15.-) erworben werden.

Ausstellung und Veranstaltungen werden organisert vom Magistrat der Stadt Hofheim am Taunus - Kulturamt/Stadtmuseum - in Zusammenarbeit und mit freundlicher Unterstützung der Bürgervereinigung Hofheimer Altstadt e.V., Kunstverein Hofheim e.V., Zentrum für altes und neues Wissen und Handeln e.V. sowie Hermann Haindl.

Gegenwind - Zur Geschichte des Radfahrens (10.08. - 21.09.1997)

Die Erfindung des Freiherrn Karl Friedrich Drais von Sauerbronn war der erste Versuch, mit Hilfe eines Laufrades Raum und Zeit zu überwinden. Die technische Entwicklung des Fahrrades über das Hochrad war gegen Ende des 19. Jahrhunderts ausgereift, und damit konnte das Rad seinen Siegeszug als Sinnbild des Fortschritts antreten. Die Massenproduktion ermöglichte es auch dem kleinen Mann, sich ein Fahrrad anzuschaffen - um 1910 verkehrten im Deutschen Reich bereits etwa 1 Million Räder.

Bis dahin war es ein Privileg des Adels und des reichen Bürgertums, sich sportlich und in seiner Freizeit mit und auf dem Fahrrad zu bewegen. Jetzt wurde das Fahrrad zum praktischen Verkehrsmittel und auch wegen seiner gesundheitsfördernden Auswirkungen allgemein akzeptiert. Dies galt allerdings nicht für Frauen. Für sie war es unschicklich, allein in der Öffentlichkeit Rad zu fahren. So wurde das Radfahren für die Frauen ein Symbol der Emanzipation.

Durch die Erfindung des Vollgummireifens und des Kettenantriebs wurde das Velociped bis zum Zweiten Weltkrieg zum wichtigsten individuellen Verkehrsmittel. Aber die technischen Verbesserungen und vor allem die immer kostengünstigere Produktion des Autos ließen das Rad als nicht mehr zeitgemäßes Fortbewegungsmittel weit hinter sich. Erst mit der Trimm- und Fitnesswelle“ boomte das Fahrrad wieder.

Die Ausstellung „Gegenwind“ präsentiert neben Beispielen aus allen Stufen der Fahrradentwicklung von der Draisine bis zum modernen Designerrad auch zahlreiche Plakate und kurioses Zubehör. Acht Themenkreise zeigen die sozialen und kulturhistorischen Facetten des Radfahrens von der Pionierzeit zu Beginn des 19. Jahrhunderts bis heute.

Diese Ausstellung ist eine Wanderausstellung des Kultursekretariats Gütersloh und ist schon erfolgreich in vielen Städten Nordrhein-Westfalens gezeigt worden. Vor der Ausstellungsstation Hofheim ist sie in Erlangen zu sehen. Ergänzt wird die Ausstellung um Daten, Ereignisse und Objekte aus dem lokalen Raum.

Veranstalter: Magistrat der Stadt Hofheim am Taunus - Kulturamt/Stadtmuseum.

Karl Hofer (1878 - 1955). Sammlung Rolf Deyhle III (20.04. - 06.07.1997)

Das Stadtmuseum Hofheim am Taunus zeigt ab Sonntag, 20. April 1997 (Eröffnung, 11.15 Uhr), die Sonderausstellung „Karl Hofer (1878 - 1955). Sammlung Rolf Deyhle III“. Alle Phasen seines künstlerischen Schaffens sind in der Ausstellung des Schleswig-Holsteinischen Landesmuseums, welche nach den Ausstellungsstationen Städtische Galerie Stuttgart und Angermuseum Erfurt nun in Hofheim am Taunus gezeigt werden kann, komprimiert dargeboten. Die Werke stammen aus einer der größten deutschen Privatsammlungen, der des Stuttgarters Rolf Deyhle. Die Ausstellung zeigt mit 66 Exponaten, darunter 44 Gemälden, einen repräsentativen Überblick zum Werk Karl Hofers. Die Ausstellungsreihe wird unterstützt durch die Daimler-Benz AG.

Die Auswahl der Gemälde, Zeichnungen und druckgraphischen Blätter reicht vom Frühwerk des nach 1900 gerade bekannt werdenden Künstlers, bis zu Zeugnissen seiner letzten Lebensjahre, macht also seine gesamte Entwicklung sichtbar. Seine frühesten „expressionistischen“ Bilder scheinen von Brücke-Malern wie Karl Schmidt-Rottluff angeregt zu sein. Hofer ist jedoch mehr zurückhaltend als explosiv, darin besteht der grundlegende Unterschied zwischen ihm und vielen anderen Expressionisten. Hofers Werk, das sich durch harte Konturierung und flächige Abstrahierung auszeichnet, wird allgemein dem Expressionismus zugerechnet, obwohl sich der Maler nie als Expressionist sah.

Vertreten sind seine frühen Bilder einer exotischen Traumwelt, die verträumten Mädchengestalten und die klassischen Tessin-Landschaften der zwanziger Jahre, die tektonisch klaren Stilleben ebenso wie die Gemälde, aus denen die Vorahnung und das Leiden der Kriegszeit sprechen, mit dem Höhepunkt „Selbstbildnis mit Dämonen“ von 1928. Hofer erweist sich als Zeitzeuge, dem die Zeitlosigkeit ebenso viel bedeutet wie das Standhalten gegenüber den Kräften der Zerstörung. Als prinzipientreuer Individualist stellte sich Karl Hofer gegen den Nationalsozialismus: Hetzparolen, Aberkennung der Professur in Berlin und Brandmarkung als „entarteter Künstler“ waren die Folge. Mehr als 300 Werke des Künstlers wurden durch die Aktion „Entartete Kunst“ vernichtet, verkauft oder eingetauscht. 1943 verbrannten durch Bombenangriff mehr als 150 seiner Bilder. Hofer gilt als Widersacher der Nazidiktatur und als ebenso unerbittlicher wie hochsensibler Kämpfer für die Sache der Kunst in der Nachkriegszeit.

Der Künstler, 1878 in Karlsruhe geboren - Zeitgenosse von Max Beckmann und den Künstlern der „Brücke“ und des „Blauen Reiter“ - lebte nach seinem Studium in Karlsruhe und Stuttgart zunächst von 1904 bis 1908 in Rom, danach 1908 bis 1913 in Paris und Indien. Seit 1919 in Berlin ansässig, arrivierte er dort zum Professor an der „Staatsschule für Kunst und Kunstgewerbe“ und wurde Mitglied der „Preußischen Akademie der Künste“. In den dreißiger Jahren erfolgte die Entlassung aus dem Lehramt, der erzwungene Austritt aus der Akademie, die Entfernung seiner Arbeiten aus den deutschen Museen, Berufs- und Ausstellungsverbote. 1943 fielen Atelier und Wohnung den Bomben zum Opfer, was den Verlust eines Großteils des künstlerischen Werks bedeutete. 1945 erfolgte die Berufung zum Direktor der Berliner Kunsthochschule; 1950 übernahm er den Vorsitz des Deutschen Künstlerbundes. 1955 verstarb Karl Hofer in Berlin.

Karl Hofer nimmt, wie auch Max Beckmann, in der deutschen Kunst des 20. Jahrhunderts eine Sonderstellung ein. Ein durchgehendes Thema seiner künstlerischen Arbeit ist die menschliche Figur in ausgewogen klassischer Bildkomposition und von gedämpfter Farbigkeit. Die bitteren Erfahrungen zweier Weltkriege und ihre Folgezeiten spiegeln sich in Hofers Werk wider. Viele Bilder lassen die Bedrohung, die Isoliertheit des Menschen und die Vorahnung kommenden Unheils spüren. Auch nach dem II. Weltkrieg hielt er an seinem Stil fest, wenngleich die Formen und Farben sich zeitweilig änderten. Karl Hofer als konsequenter Anhänger gegenständlicher Malerei und Willi Baumeister als Verfechter der abstrakten Kunst vertraten die beiden extremen Positionen in der deutschen Kunst nach 1945.

Ausstellungskatalog, 110 Seiten, DM 25,-

Veranstalter: Magistrat der Stadt Hofheim am Taunus - Kulturamt/Stadtmuseum - in Zusammenarbeit mit dem Förderkreis Hofheimer Stadtmuseum e.V., dem Kunstverein Hofheim am Taunus e.V. und der Volkshochschule Main-Taunus-Kreis.

William Hogarth (1697 - 1764). Der Kupferstich als moralische Schaubühne (26.01. - 31.03.1997)

„Mein Bild ist meine Bühne“, schreibt William Hogarth (1697 - 1764). In der Tat behandelt er seine Stoffe als Dramatiker: derb, lebensnah und launig. Vor allem aber reift in seiner Hand der Kupferstich zur moralischen Schaubühne. Ohne mit der Absicht angetreten zu sein, ist er der progressivste Bahnbrecher für jenen Zweig der Kunst geworden, den wir Karikatur und kritische Grafik nennen. In seinen satirisch scharfen Analysen des Alltags mit den entlarvenden Sujets, dem strengen sozialen Urteil und der erfrischenden Offenheit für Komik hat er nicht nur den Inhalt, sondern auch die Form der Karikatur zur eigenen Kunst erhoben.

93 dieser humoristischen und gesellschaftskritischen Kupferstiche werden vom 26. Januar bis 31. März 1997 im Stadtmuseum Hofheim am Taunus gezeigt. Sie stammen aus der Sammlung Georg Christoph Lichtenberg der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen.
Zur Eröffnung der Ausstellung am Sonntag, den 26. Januar 1997 um 11.15 Uhr spricht der Kunsthistoriker und ausgewiesene Hogarth-Spezialist Prof. Dr. Karl Arndt zum Thema: „William Hogarth - eine Portraitskizze“.

Die meisten der Beobachtungen Hogarths sind, weil sie direkt auf den Menschen zielen, von erstaunlicher Aktualität, ihre Aussage frappierend und nur allzuoft beunruhigend gültig. „Um bei ihnen aber alles zu sehen, muß man zu der gewöhnlichen Erleuchtung noch sein eigenes Lichtchen mitbringen“: Georg Christoph Lichtenberg (1742 - 1799), der Sprachspieler, tiefsinnige Moralist und noch immer nicht ausgeschöpfte Philosoph, der zwischen Göttingen, Hannover und London pendelte, fühle sich dem Engländer eng verbunden, ja er nannte ihn gern in einem Atemzug mit Shakespeare. In seinen Hogarth-Kommentaren kam er selbst seiner Forderung nach Aufhellung mit unglaublicher Begeisterung und Detailfreude nach.

Lichtenbergs eigene Hogarthsammlung, die ein fast komplettes Bild des Grafikers bietet, existiert also noch. Sie wird geschlossen in der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen aufbewahrt. Nachdem die Sammlung im Wilhelm-Busch-Museum in Hannover, in der Kunstsammlung der Georg-August-Universität in Göttingen und im Museum der Stadt Arolsen vorgestellt wurde, zeigt das Stadtmuseum Hofheim am Taunus aus Anlaß des 300. Geburtsjahres von William Hogarth diese wohl einmalige Kollektion an Kupferstichen.

In dem die Ausstellung begleitenden Textheft (DM 5,-) sind sämtliche Werke durch eine Bildbeschreibung erläutert.

Karl Schmidt-Rottluff. Kraft der Linie. Graphik und Plastik (17.11.1996 - 12.01.1997)

Als Karl Schmidt-Rottluff, Gründungsmitglied der Künstlergemeinschaft „Brücke“ und ein Hauptvertreter des deutschen Expressionismus, 1976 im Alter von 92 Jahren starb, hinterließ er ein umfangreiches Ouevre, das jedoch noch längst nicht vollständig erschlossen ist. Erst seit den 1980er Jahren mehren sich – zumindest in Deutschland – die Karl Schmidt-Rottluff gewidmeten Ausstellungen. Ein Grund mag sein, dass er als das schweigsamste Gründungsmitglied der „Brücke“ galt. Hinzu kommt seine konsequente Abneigung gegen jeden Persönlichkeitskult, die zu einem Leben in äußerster Zurückgezogenheit führte.

Ruhe und Einkehr, Naturerlebnis und Stille, das Bedürfnis nach Distanz akzeptierende Freundschaft, hatte Karl Schmidt – Rottluff seit 1932 über Jahrzehnte in Hofheim am Taunus im Blauen Haus bei Hanna Bekker vom Rath gefunden. Ihr Einsatz für ihn unter dem NS-Regime und auch nach 1945 bis zu seinem Tode hat den großen Schweiger der deutschen Kunstgeschichte Jahr um Jahr in den Frühjahr- und Herbstmonaten nach Hofheim am Taunus gezogen. Hier entstanden viele seiner Arbeiten.

1996 jährt sich der Todestag von Karl Schmidt-Rottluff (1884 – 1976) zum 20. Mal. Dies nimmt der Magistrat der Stadt Hofheim am Taunus zum Anlass, eine, frei vom Zwang des Ausstellungsbetriebs großer Museen, auf die Themenstellung „Kraft der Linie“ konzentrierte Ausstellung zu präsentieren. Auch eine größere Anzahl an Werken aus städtischem Besitz werden in diesem thematischen Zusammenhang präsentiert.

Nur wenige Ausstellungen zeigten überhaupt seine plastischen Arbeiten: „Plastik und Kunsthandwerk von Malern des deutschen Expressionismus“ (Schloß Gottorf, 1960), „Skulptur des deutschen Expressionismus“ (Los Angeles und Düsseldorf, 1984). Erst 1989 präsentierte die „Schmidt-Rottluff-Retrospektive“ in Bremen und München plastische Arbeiten aus Holz, Stein und Bein im Rahmen seines Gesamtwerks.
So ist bisher wenig bekannt, dass Schmidt-Rottluff parallel zu seinen Gemälden, Aquarellen und graphischen Arbeiten zwischen den zehner und fünfziger Jahren kontinuierlich plastische und kunsthandwerkliche Objekte schuf, wobei er bei den frühen Werken (ca. 1912 - 1924) hauptsächlich Holz, später Stein und Bein bearbeitete, Bronze verwendete er selten.

Die Ausstellung „Kraft der Linie“ des Stadtmuseums Hofheim am Taunus greift Linie als ein wesentliches Stilelement des Künstlers anhand graphischer und plastischer Arbeiten heraus und stellt damit Bezüge innerhalb seines Gesamtwerks dar. Der offensichtlichste Zusammenhang ist das Ausgangsmaterial: Holz bzw. Stein, woraus Holzschnitte und Holzplastiken, bzw. Lithographien und Steinschnitte entstehen. Thematisch ist die Auswahl der graphischen Blätter auf Akte und Köpfe eingegrenzt, Sujets, die Schmidt-Rottluff in den Steinarbeiten der 40er und 50er Jahre bevorzugt, während sie in Aquarell und Zeichnung des gleichen Zeitraums in den Hintergrund treten.
Selbstbildnisse, denen in Ausstellung und Katalog ein eigener Bereich eingeräumt wird, sind dagegen ein Thema, das der Künstler in allen Werkphasen und in allen Techniken aufgegriffen hat.

Mit „Kraft der Linie“ spielt die Ausstellung bewusst an auf die von Fritz Bleyl, ebenfalls Gründungsmitglied der „Brücke“, geprägte Charakterisierung Schmidt-Rottluffs: „mit Blick und Wesen und der Pranke des Löwen“. Dieser Ausdruck von Kraft, ein Wesenszug des Expressionismus, reicht von der kräftigen Farbigkeit seiner Gemälde über den kraftvollen Schwarz-Weiß-Kontrast insbesondere der Holzschnitte bis in das kräftezehrende Bearbeiten der Steine. Um die Konzentration auf die Linie in Graphik und Plastik zu erreichen, verzichtet die Ausstellung ganz auf die Präsentation von Ölbildern.

Gezeigt werden dagegen eine Auswahl an Aquarellen, die auf die Verbindung des Künstlers zu dem Ausstellungsort Hofheim hinweisen: Hier war der Wohnsitz der Sammlerin, Mäzenin und späteren Kunsthändlerin Hanna Bekker vom Rath (1893-1983), in deren „Blauen Haus“ sich Schmidt-Rottluff seit 1932 regelmäßig aufhielt, wo viele seiner Arbeiten entstanden und manche Eingang in ihre Sammlung fanden.
Die etwa 70 Exponate setzen sich zu fast gleichen Teilen aus graphischen und plastischen Werken zusammen. Leihgeber sind Museen in Deutschland, darunter das Brücke-Museum Berlin, das Schleswig-Holsteinische Landesmuseum Schloß Gottorf und die Städtischen Kunstsammlungen Chemnitz, sowie private Sammler des In- und Auslands.

Ein Katalog (132 Seiten, DM 30,-) begleitet die Ausstellung.

Sehenswerte Natur (19.05. - 01.09.1996)

Naturschutz und Kunst gehen in der Ausstellung „Sehenswerte Natur - Lebensraum-Panoramabilder in Simultansicht“, die am Sonntag, den 19. Mai um 11.15 Uhr im Stadtmuseum Hofheim am Taunus eröffnet wird, eine enge Verbindung ein. Nicht nur vieles in der Natur ist selten geworden, sondern auch die Künstler, welche die Natur - so wie sie ist - porträtieren. Die Echtheit der Wiedergabe setzt den Betrachter in Erstaunen. Zeichnerisches Talent, Einfühlungsvermögen und biologisches Wissen sind nicht zu übersehen. Die Liebe zur Natur ist seine Passion. Natur und Kunst - in beiden Fällen handelt sich um Unikate - beides benötigt Zustimmung, um auf Dauer bestehen zu können.
Berthold Faust, geb. 1935 in Hofheim am Taunus, gilt in der Fachwelt als der profilierteste Naturzeichner Deutschlands. Nach einer Schriftsetzerlehre bildete er sich in Schriftkunst, Typographie und Buchkunst weiter. In jungen Jahren war Berthold Faust, der heute in Kriftel lebt, Malschüler von Ludwig Meidner. Schon damals zeigten seine Bilder die Detailfülle und Sorgfalt, die ihn später bekannt machten.

Durch jahrzehntelange intensive Freilandbeobachtungen erwarb sich Berthold Faust gute Kenntnisse der einheimischen Tierwelt. Die Feldornithologie (Vogelkunde in freier Landschaft) und Avifaunistik (Erforschung der Siedlungsdichte und der Vogelzugbewegung) beschäftigten ihn seit seiner Jugendzeit. Zahlreiche Aktivitäten der vergangenen Jahrzehnte weisen ihn als erfahrenen Naturschutzpraktiker aus.

Seit 1974 ist Berthold Faust als freischaffender Grafiker, Designer, Illustrator und Autor tätig. Das erste umfassende Werk „Rettet die Vögel“ kam 1978 heraus und stand 2 Jahre auf den Bestsellerlisten. Weitere Bücher wie „Rettet die Frösche“, „Schützt die Reptilien“, „Naturschutz in der Gemeinde“ oder „Wunderland am Wegesrand“ entstanden. Sie gelten heute als Standardwerke zum praktischen Arten- und Naturschutz.

Die detailgetreue Darstellung der Tiere, Pflanzen und Landschaften setzt nicht nur eine gute Beobachtungsgabe voraus, sondern auch das genaue Studium der anatomischen Besonderheiten sowie der Fachliteratur. Häufig nimmt Berthold Faust das Mikroskop zur Hilfe. Dabei legt er Wert auf allergrößte Genauigkeit im Detail.

Die Ausstellung wurde zusammengestellt von der Akademie für Natur- und Umweltschutz Baden-Württemberg beim Umweltminsterium Baden-Württemberg in Zusammenarbeit mit dem Naturmagazin „kosmos“ und dem K. Thienemanns Verlag. Im Stadtmuseum Hofheim am Taunus wird die Ausstellung in überarbeiteter Form gezeigt. Sie umfasst 50 Arbeiten, in der Mehrzahl in Acryl ausgeführt.

Für die jungen Besucher der Ausstellung ist im Museumsfoyer ein Mal-Treffpunkt eingerichtet. Aus „freier Hand“ oder mit Hilfe von Tier-Schablonen können sie dort ihre eigenen Lebensraumbilder gestalten.

Mit Unterstützung der Natur- und Umweltschutzvereine sowie der Volkshochschule Main-Taunus wird in den Sommermonaten ein interessantes Veranstaltungsprogramm für Jugendliche und Erwachsene geboten.

Vom Taler zur Mark. Münzen und Papiergeld aus der Sammlung des Niedersächsischen Münzkabinetts der Deutschen Bank (24.03. - 12.05.1996)

Eine Auswahl aus der Sammlung „Niedersächsisches Münzkabinett der Deutschen Bank“ zeigt eine Ausstellung , die vom 24. März bis 12. Mai 1996 im Stadtmuseum Hofheim am Taunus (Burgstraße 11) zu sehen ist. Die Ausstellung umfaßt den Zeitraum vom Aufkommen der Guldengroschen, die erstmals vor 500 Jahren geprägt wurden, bis zur Einführung der Reichsmünzen nach 1871.

Anhand ausgewählter niedersächsischer Münzen wird ein Überblick über die Vielfalt eigenständischer Münzprägungen der deutschen Kleinstaaten und Städte im nordwestdeutschen Raum gegeben. Markante Ausstellungsstücke sind u.a. der Bremer Guldengroschen von 1511 - er gilt als die älteste Talermünze des niedersächsischen Raumes - und der fast ein Pfund schwere Löser aus Silber, geprägt Ende des 16. Jahrhunderts, für das Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttel. Ein gesonderter Abschnitt ist dem Papiergeld am Beispiel der Notenausgaben der früheren Hannoverschen Bank gewidmet. Der Besucher erhält einen beispielhaften Überblick über die historische Entwicklung des Geldwesens in Deutschland.

Mit der Ausstellung wird auch ein repräsentativer Querschnitt durch das Königliche Münzkabinett zu Hannover geboten. Die Deutsche Bank hatte die Sammlung 1983 erworben. Unter dem Namen „Niedersächsisches Münzkabinett der Deutschen Bank“ ist sie im Gesamtverzeichnis national wertvollen Kulturgutes eingetragen. Gegenwärtig umfaßt der Bestand rund 42 000 numismatische Objekte aus dem Mittelalter und der Neuzeit, vor allem aus Nordwestdeutschland, Großbritannien, Irland und den britischen Kolonien. Die wissenschaftliche Betreuung des Münzkabinetts obliegt dem Niedersächsischen Landesmuseum Hannover, dem auch die inhaltlichen Konzepte für die Ausstellung verdankt werden. Die Zusammenarbeit mit dem Niedersächsischen Landesmuseum garantiert die fachliche Qualität der Ausstellung.

Begleitheft: 38 Seiten, DM 4,-.

Veranstalter: Magistrat der Stadt Hofheim am Taunus - Kulturamt/Stadtmuseum in Zusammenarbeit mit der Deutschen Bank, Filiale Hofheim.

Walter Hanel - Pointiert. Zeichnungen und Karikaturen 1970 - 1995 (11.02. - 10.03.1996)

Kohl und Scharping fallen ihm leicht, mit Frauen tut er sich schwer, und am liebsten zeichnet er Genscher. Rund 80 Arbeiten des Karikaturisten und Zeichners Walter Hanel werden ab Sonntag, 11. Februar in einer Sonderausstellung des Stadtmuseums Hofheim am Taunus (Burgstraße 11), präsentiert.

Seit 1965 ist Walter Hanel vorrangig als Karikaturist tätig. Dies bekanntlich so erfolgreich, daß er heute - auch auf internationalem Terrain - zu den führenden Vertretern der Zunft der politischen Zeichner gezählt wird. Für diese politischen Arbeiten schaut er nach Bonn, Moskau, Sarajewo, kurz auf das Weltgeschehen, hält es pointiert mit spitzer Feder fest und setzt es zielsicher mit kritischem Blick um. Folgerichtig sagt Hans-Dietrich Genscher: "Hanels Werk ist politischer Bildkommentar zur deutschen Nachkriegsgeschichte".

Mit seinen unverkennbaren, ebenso kraftvoll wie treffsicher und poitenreich gezeichneten Kommentaren ist er seit Jahrzehnten regelmäßig in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", im "Kölner Stadt-Anzeiger", sowie in der Wochenzeitung "Rheinischer Merkur/Christ und die Welt", im "Spiegel" und vielen ausländischen Zeitungen vertreten. Auch im Ausland ist Hanel längst kein Unbekannter mehr. Eine Reihe von Auszeichnungen ehrt ihn, darunter die Goldmedaille des polnischen Cartoon-Festivals "Satyrikon" (1991) und der Preis des Warschauer Karikaturenmuseums.

Hanels Karikaturen zeigen einen kraftvoll zupackenden Strich, eine unverkennbare Handschrift und eine immer wieder aufs Neue faszinierende Fähigkeit, die Akteure auf der politischen Bühne mit wenigen, sicher gezogenen Linien schlagkräftig verkürzt, jedoch auf den ersten Blick identifizierbar, einzufangen. Ob Helmut Kohl, Margret Thatcher oder Ronald Reagon - Walter Hanel hat sie treffsicher charakterisiert. Was die zumeist einfachen Druckverfahren der Zeitung jedoch nicht an Raffinesse zulassen - wie die Zartheit seines Strichs oder subtile farbige Nuancen - offenbart sich erst in seinen "freien Zeichnungen", wie er sie selbst nennt.

Den "Schöpfer" dieser freien Zeichnungen, der, losgelöst von den Zwängen der Auftragsproduktion, Grundsatzkommentare zur Lage der Nation und der ganzen Welt abgibt, sich zuweilen auch sehr viel persönlicher äußert, als das bei Zeitungskarikaturen geboten wird, will die Ausstellung vorstellen. In diesen Arbeiten zielt er zugleich über die Tagesaktualität hinaus - wobei er freilich das bleibt, was William Hogarth (eines seiner Vorbilder) für das England des 18. Jahrhunderts gewesen ist: ein homo politicus durch und durch, ein wacher unbestechlich kritischer Beobachter, den der Zustand unser Welt keinen Augenblick gleichgültig läßt.

Die vom Käthe Kollwitz Museum Köln erarbeitete Ausstellung will in einem umfassenden Sinne, mit etwa 80 Arbeiten, von Walter Hanels Schaffen Rechenschaft ablegen. Politische Karikaturen in strenger Auswahl sind darin vertreten, doch wird darüber hinaus mit besonderer Betonung das "freie" Schaffen des Zeichners anschaulich gemacht.

Katalogbuch mit Beiträgen u.a. von Joachim Fest, Hans Dietrich Genscher, Friedrich Nowottny, Johannes Rau und Helmut Schmidt: 96 Seiten mit 55 Farbtafeln und zahlreichen s/w-Abbildungen, DM 29,90

Veranstalter: Magistrat der Stadt Hofheim am Taunus - Kulturamt/Stadtmuseum.