Sonderausstellungen 2011 - 1015

Peter Gaymann. Reif fürs Museum (15.11.2015 - 31.01.2016)

Als scharfsinniger Beobachter von Alltagssituationen ist PETER GAYMANN einem breiten Publikum bekannt. Für die Zeitschrift „Brigitte“ arbeitet er seit 1990. Treffsicher bringt Gaymann hier in der Reihe „Die Paar Probleme“ die Herausforderungen im Zusammenleben von Mann und Frau auf den Punkt.

Eine große Fangemeinde haben auch seine sympathischen Hühner, die in lebensnahen Szenen menschliches Verhalten mimen und durch den Rollentausch liebevoll die Situationskomik im Alltäglichen offenlegen.

In der Ausstellung „REIF FÜRS MUSEUM“ hat er den Kunst- und Museumsbetrieb in all seinen Facetten im Visier. Vier Zeichenserien mit mehr als 150 Bildern werden gezeigt. Er reflektiert den Umgang mit und die Erwartungen an die Kunst, hinterfragt die Rolle von Künstlerinnen und Künstlern, Sammlerinnen und Sammlern.

Mit präzisen Strichen offenbart Gaymann verzweifelte Künstler, arrogante Sammler und verständnislose Betrachter. Er pointiert die Absurditäten des Kunstmarktes und beobachtet die Museumsbesucher. Kurz und knapp, witzig und pointiert, nachhaltig in der Wirkung hält er der nicht selten eitlen Kunstszene einen kritischen Spiegel vor. Alle sind mit von der Partie: Georg Baselitz, Paul Cézanne, Alberto Giacometti, Vincent van Gogh, Damien Hirst, Pablo Picasso, Andy Warhol und Nicki de Saint Phalle.

Gaymanns Fantasie macht aber auch nicht vor bekannten Werken der Kunstgeschichte halt. In der Reihe „KUNST MIT HÜHNERAUGEN“ lässt Peter Gaymann seine Hühner auf berühmte Werke der Kunstgeschichte los. Er versteckt sie in Carl Spitzwegs „Sonntagsspaziergang“ oder lässt sie auf der Welle von Hokusai surfen. Bekannte Gemälde erhalten so eine ganz neue Interpretation.

„Korrigierend“ geht er bei „KUNST ANZIEHEN – DER AKT VERPACKT“ der Frage nach, wie die Personen auf berühmten Aktbildern wohl mit – auch zeitgemäßer – Kleidung aussehen. Aus August Mackes „Sitzender Akt mit Kissen“ wird so eine junge Frau mit bauchfreiem Oberteil und knapper Jeans, aus der ein Tangaslip hervorblitzt. Die Kopfhörer und die Handhaltung lassen vermuten, dass sie gerade an ihrem Smartphone oder MP3-Player hantiert.

Einen Einblick in Peter Gaymanns Inspirationsquellen bieten REISESKIZZEN und COLLAGEN. Die Reiseskizzen sind nach eigener Aussage "...frei von dem Druck, komisch sein zu müssen" entstanden. Sie zeigen Eindrücke von Reisen nach Italien, Frankreich, England und Kuba und offenbaren seine genaue Beobachtungsgabe und sein Talent, das Gesehene mit wenigen Strichen punktgenau umzusetzen.

Abgerundet wird die Ausstellung von einer Auswahl an OBJEKTEN und „WUNDERSAMEN FUNDSTÜCKEN“.

Veranstalter: Magistrat der Stadt Hofheim am Taunus – Stadtmuseum/Stadtarchiv in Zusammenarbeit mit dem Förderkreis Stadtmuseum Hofheim am Taunus e.V.

Sascha Weidner - Fotografie (21.06. - 20.09.2015)

Sascha Weidner schaut mit der Zärtlichkeit eines irritierten Romantikers auf diese Welt.“ Dieser Satz der Kuratorin Inka Schube wirft ein Schlaglicht auf die Bildwelt des Fotografen. Mit nur 41 Jahren ist Sascha Weidner am 9. April diesen Jahres auf einer Fotoreise in Ostfriesland an einem Herzinfarkt gestorben. Mit ihm ist uns auch ein nicht zu ersetzender fotografischer Blick verloren gegangen.

1974 in Osnabrück geboren, besuchte er von 1996 bis 2004 die Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig und war dort Meisterschüler bei Dörte Eißfeldt. Sein Werk wurde international vielfach ausgestellt und ausgezeichnet. Sascha Weidner war ein Reisender, immer unterwegs auf der Suche nach dem fotografischen Augenblick, in dem sich Schönheit und Magie, Melancholie und Vergänglichkeit zu radikal subjektiven Bildern verdichten ließen. In Bilderserien verknüpfte und verwandelte er die gesammelten Momente in wandfüllenden Installationen, die assoziativ und rhythmisch ihre ganz eigenen Geschichten erzählen.
Die Gegensätze von Licht und Dunkelheit, eine malerisch intensive Farbigkeit und sein Spiel mit Zufall und Inszenierung sind Bestandteile einer unverwechselbaren Bildsprache. Unerklärlich bleiben dabei immer der Zauber und das faszinierende Leuchten in seinen Bildern.

Im Gedenken an den jungen und außerordentlich talentierten Künstler und sein Werk hat sich das kuratorische Team von RAY 2015 gemeinsam mit den Organisatoren der Marta Hoepffner-Gesellschaft für Fotografie e. V. und der Galerie Conrads aus Düsseldorf für die Ausstellung von drei seiner Bilderserien entschieden.

Aus den Jahren 2003 – 2005 stammen die Bilder der großen Wandarbeit „Beauty remains” aus der DZ Bank Kunstsammlung, in denen Sascha Weidners fotografischer Kosmos sichtbar wird. Im letzten Jahr entstanden die Serien „Travelling Through China” und „A Few Fake Palm Trees”.

Sascha Weidners Bilderserie, „Travelling through China“, die in dieser Ausstellung erstmals der Öffentlichkeit präsentiert wird, entstand im Herbst 2014 während eines Residenzprogrammes des Goethe-Instituts China. Große Werbetafeln, die idyllische Landschaften aus verschiedenen Regionen des Landes abbilden, dienen hier als täuschend echte Hintergründe für Urlaubsporträts chinesischer Großstädter. Diese Arbeit wird einmal mehr vorführen, wie in der zeitgenössischen Kunst Fotografie, Fiktion und der Wunsch, in andere Realitäten einzutauchen, miteinander verwoben werden.

In einer einmaligen Zusammenarbeit feiert die Region Rhein-Main in diesem Sommer das Medium der Fotografie: Von Juni bis September 2015 präsentiert RAY 2015 Fotografieprojekte Frankfurt/RheinMain in der zweiten Ausgabe erneut herausragende Positionen der zeitgenössischen Fotografie an insgesamt 12 Standorten in Frankfurt und der Region. In einer zentralen Ausstellung und neun Partnerprojekten widmen sich 12 Institutionen sowie 35 Künstlerinnen und Künstler aus 15 Nationen Bildfindungen zu subjektiven und inszenierten Wirklichkeiten.

Veranstalter: Marta Hoepffner-Gesellschaft für Fotografie e.V. und Magistrat der Stadt Hofheim am Taunus – Stadtmuseum / Stadtarchiv in Zusammenarbeit mit dem Cinepark Hofheim, Förderkreis Stadtmuseum Hofheim am Taunus e.V., Kunstverein Hofheim e. V., der Main-Taunus-Schule und dem Team Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.

Eine Ausstellung im Rahmen von IMAGINE REALITY. RAY 2015 Fotografieprojekte Frankfurt/RheinMain. Eine Initiative des Kulturfonds Frankfurt RheinMain.

Karl Jakobi - der "rasende Reporter" ... unterwegs in Hofheim (26.04. - 12.07.2015)

Fotodokumente aus den 1950er Jahren. Teil II. Im November 2007 übergab der Lokalhistoriker Günter Rühl dem Stadtarchiv Hofheim einen Karton mit rund 12.000 Schwarz-Weiß-Negativen des Fotoreporters Karl Jakobi (1911-1977).

Im November 2007 übergab der Lokalhistoriker Günter Rühl dem Stadtarchiv Hofheim einen Karton mit rund 12.000 Schwarz-Weiß-Negativen des Fotoreporters Karl Jakobi (1911-1977). Vor Jahren war ihm dieser von Erna Finger, Schwester des Fotografen, übergeben worden, um den Inhalt vor einer möglichen Vernichtung zu schützen. Mit der Übernahme durch das Stadtarchiv begann die Sichtung und Aufarbeitung.

2011 – bis dahin waren 4.460 Negative eingescannt und bestimmt worden – erfolgte die erste Ausstellung „Karl Jakobi – ein Fotoreporter unterwegs. Schnappschüsse aus den 1950er Jahren: Hofheim und der Main-Taunus-Kreis“. Das Echo in der Bevölkerung war groß und ein Zeitzeugenabend im Rahmenprogramm erfreute sich eines regen Zuspruchs. Nach sieben Jahren Arbeit war 2014 die Digitalisierung und Bestimmung aller Negative abgeschlossen. Jetzt zeigt das Stadtmuseum daraus in einer zweiten Ausstellung eine Auswahl der schönsten und interessantesten Motive.

Durch seine fotografische Tätigkeit schuf Karl Jakobi ein einmaliges Bilddokument, das die „Wirtschaftswunderjahre“ in Hofheim der Nachwelt erhalten hat. Nach der Sichtung des fotografischen Nachlasses war festzustellen, dass fast das gesamte, in der Öffentlichkeit bekannte Bildmaterial aus den 1950er und 1960er Jahren auf Karl Jakobi zurückgeht. Damit ist sein Werk für die Dokumentation der Stadtentwicklung genauso bedeutsam wie die Fotografien von Otto Engelhard (1853-1918), dem Hofheim eine einmalige Bilderchronik aus den Jahren von 1875 bis 1915 verdankt.

Seine Fotografien von mehr oder weniger spektakulären Ereignissen erschienen regelmäßig in der Neuen Presse und der Hofheimer Zeitung. Das Spektrum seiner Ablichtungen war jedoch wesentlich breiter gestreut. In seinem Nachlass finden sich neben presserelevanten Motiven ebenso Bilder zu Firmen- und Familienfeiern, zu den regen Bautätigkeiten der Nachkriegsjahre, zu Sportveranstaltungen und zu persönlichen Anlässen. Beliebte Motive waren auch seine Frau Anna („Annche“) und Foxterrier „Lumpi“ (von dem es im Lauf der Jahre drei gab).

Biografie von Karl Jakobi
Den Spitznamen des „rasenden Reporters“ hatte sich Karl Jakobi hart erarbeitet. Stets war er dort präsent, wo etwas passierte. Zuerst mit dem Motorrad und später mit einer BMW-Isetta, die ihm sozusagen „auf den Leib geschnitten“ war, verschaffte er sich die notwendige Beweglichkeit, die man als Bildreporter brauchte. In der Bevölkerung und innerhalb seines Bekanntenkreises führte er verschiedene Spitznamen. Neben dem „rasenden Reporter“ war er auch „de Bi“, nach dem Namenskürzel für seine Zeitungsartikel (bi) und einfach nur der „Karlo“.

Karl Jakobi wurde 1911 in Hofheim geboren, wuchs in der Hauptstraße Nr. 64, dem „Langen Haus“ auf. In der rechten Hälfte des Hauses betrieb sein Vater Josef eine Sattlerei und Polsterei. Nach der Schulzeit begann Karl Jakobi eine Verwaltungslehre im Hofheimer Rathaus, arbeitete später bei der Stadtverwaltung in Kelkheim und der Kreisverwaltung in Höchst. 1946 heiratete er Anna, das „Annche“, geb. Dichmann (1908-1970), eine gelernte Schneiderin. 20 Jahre, bis 1970, arbeitete sie als Kassiererin und später als Geschäftsführerin des Capitol-Filmtheaters (Lorsbacher Straße). In dieser Funktion ist sie noch heute vielen Hofheimern in Erinnerung.
In der Verwaltungsarbeit konnte Karl Jakobi keine Erfüllung seiner Interessen finden und beschäftigte sich zunehmend mit der Fotografie. Ohne fotografische Ausbildung – als Autodidakt, aber mit dem Blick für das Motiv - begann er ab ca. 1949 mit seiner Arbeit als Fotoreporter. Er benutzte nebeneinander mehrere Kameras (Leica, Retina usw.) unterschiedlicher Qualität und Ausstattung. Aus diesem Grunde sind die Negative gemischt, d.h. eine Fotoserie findet ihre Fortsetzung in einer völlig anderen Negativtasche.
In der Regel machte Jakobi – in der klassischen Vorgehensweise eines Fotoreporters – mehrere Aufnahmen ohne dabei groß auf Bildschärfe und Belichtung zu achten. Ihm war es wichtig den richtigen Moment zu treffen, um einen Gesamteindruck mit höchstmöglicher Aussagekraft zu erhalten. Die anschließende Entwicklung und Verarbeitung der Filme überließ er dem Fotografen Arthur Potempa und dessen Labor.

Beruflich immer unterwegs hatte Karl Jakobi einen großen Bekanntenkreis. Die einen Hofheimer bezeichneten ihn als Original, die anderen als Einzelgänger. Sein erstes Fortbewegungsmittel – und seine zweite große Leidenschaft – war sein Motorrad, einer 250er BMW. Nach einem Unfall musste er die Fahrzeugart wechseln und fuhr eine BMW-Isetta.

Panoramaaufnahmen von Heiko Schmitt
Im Gegensatz zu den Schwarz-Weiß-Fotografien von Karl Jakobi sind im Stadtmuseum aktuelle fotografische Arbeiten von Heiko Schmitt, Hofheim, zu sehen, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, seine Heimatstadt in Form von Panoramaaufnahmen festzuhalten. Auch wenn diese außergewöhnliche Art der Fotografie seit dem 19. Jahrhundert bekannt ist, ergeben sich durch die digitale Bearbeitung völlig neue Möglichkeiten der Bildgestaltung. Der Betrachter erlebt die Stadt aus einer ungewöhnlichen Perspektive.

Foto-CD zur Ausstellung: 157 Aufnahmen, 15 €

Veranstalter:
Magistrat der Stadt Hofheim am Taunus - Stadtmuseum/Stadtarchiv in Zusammenarbeit mit der Bürgervereinigung Hofheimer Altstadt e.V., dem Förderkreis Stadtmuseum Hofheim am Taunus e.V., dem Geschichts- und Altertumsverein Hofheim am Taunus und der SeniorenNachbarschaftsHilfe e.V.

Mäuse, Money und Moneten (09.11.2014 - 22.03.2015)

Eine Mitmachausstellung für Kinder ab 6 Jahren

Schon mal in Golddukaten gebadet? Oder eigenes Geld gedruckt? Die Aktionsausstellung "Mäuse, Money und Moneten" lädt Kinder und Jugendliche, Schulklassen und Familien zu einer sinnlichen Entdeckungsreise in die Welt des Geldes ein. Vom Taschengeld über die EC-Karte, vom Sparbuch bis zum Aktienfond – ständig begegnen auch Kinder und Jugendliche im Alltag Situationen und Fragestellungen, die mit den Themen Geld und Wirtschaft zu tun haben: „Woher kommt das Geld?“ oder „Warum muss Geld stabil sein?“

Mit lustigen und spannenden Spielstationen beantwortet die Ausstellung viele Fragen rund ums Geld. Die Ausstellung erklärt Eltern und Kindern verständlich und kindgerecht wirtschaftliche Zusammenhänge. Sie führt Kinder spielerisch und informativ an einen verantwortlichen und bewussten Umgang mit Geld heran. Und sie lässt alle Besucher hinter die Kulissen der Welt des Geldes blicken. Wer will, kann einen erfrischenden Sprung ins Geldbad wagen, den Tresor knacken oder historische Zahlungsmittel, wie Teeziegel und afrikanische Muscheln oder den Glückszehner von Dagobert Duck, im Geldmuseum, einer kostbar bestückten „Wunderkammer“, bestaunen.

Es geht ums Sparen, Ausgeben, verschiedene Währungen, Kleingeld, Papiergeld, Schecks, Kreditkarten und darum, wie Kinder damit umgehen. Das alles wird unterhaltsam an kindgerechten Mitmachstationen präsentiert. Was gibt es zu entdecken ? Die Ausstellung lädt Kinder, Jugendliche, Schulklassen und Familien zu einer Entdeckungsreise zum Ausprobieren und Mitmachen ein, dabei werden die drei Schwerpunktbereiche: Geschichte des Geldes, Geldkreislauf, Alltag und Mythos in verschiedenen Stationen behandelt.

Zwölf begeh- und bespielbare Stationen vermitteln den jungen Ausstellungsbesuchern die spannende und aufregende Welt des Geldes und präsentieren einen ungewöhnlichen Parcours rund um Themen wie Geschichte des Geldes, Wirtschaft oder Aufgaben einer Bank. Das geheimnisvoll beleuchtete Geldmuseum mit 144 bestückten Vitrinen, ist das Herzstück der Ausstellung, eine Art begehbare Enzyklopädie von A bis Z. Gestaltet wie eine moderne „Wunderkammer“ voller visueller Überraschungen und eigenwillig angeordneter Dinge und Undinge, startet hier eine interessante Exkursion in die Geschichte, Magie und Bedeutung des Geldes.

Geldscheine werden in der Geldwerkstatt gedruckt, bemalt und ausgeschnitten, es gibt eine Bank zum Geldanlegen mit Kreditkarten-Service und einen Laden zum Einkaufen, wo der Umlauf des Geldes nachvollzogen werden kann. Man kann dem Goldesel aus dem Märchen begegnen oder an der Tauschbörse kleine Gegenstände tauschen und ihre Tauschkraft diskutieren. Die jungen Besucher schlüpfen in die Rollen von Bankangestellten, Kassierern oder Sicherheitsdiensten, können Geld verdienen und damit einkaufen, ein Konto eröffnen und Preise festlegen.

Der unsichtbare Kreislauf des Geldes, der Weg des frisch gedruckten Scheins ins Portemonnaie, Angebot und Nachfrage, Taschengeld, Schulden und viele andere Themen werden – unterstützt von einem museumspädagogischen Rahmenprogramm lebendig und handlungspraktisch.

Eine Produktion des ALICE – Museum für Kinder im FEZ-Berlin in Kooperation mit dem Kl!ck Kindermuseum Hamburg.

Spuren der Geschichte. Hofheim im Ersten Weltkrieg (24.08. - 26.10.2014)

Anhand vieler Spuren in Form von Schrift- und Bildmaterial aus den Beständen des Stadtarchivs Hofheim sowie Objekten und Dokumenten aus Privatbesitz gibt die Ausstellung im Stadtmuseum Hofheim einen Einblick in die Zeit von ca.1900 bis ca.1929. Eingebettet in dieses erste Drittel des 20. Jahrhunderts wird der Weltkrieg (1914-1918) mit seinen Spuren in Hofheim präsentiert.

Um 1900 befand sich Deutschland im wirtschaftlichen und demografischen Aufschwung. Die Einwohnerzahl war von 41 Millionen (1871) auf 56 Millionen (1900) und 65 Millionen (1911) gestiegen. 1907 arbeiteten bereits mehr Menschen in der Industrie (42,2 %) als in der Landwirtschaft (28,4 %) – Tendenz steigend. Zwischen 1871 und 1921 vervielfachte sich die Zahl der Studenten von 22.892 auf 71.719, die der Professoren von 869 auf 2.108. In den Bereichen Industrie, Elektronik und Chemie strebte Deutschland nach einer den Weltmarkt beherrschenden Stellung.

Auch in Hofheim machte sich der Aufschwung bemerkbar. Die Zahl der Einwohner stieg beständig von 2.399 (1890) auf 3.350 (1905) und 4.415 (1912). Das Städtchen wuchs über den alten Stadtkern hinaus, bürgerliche Villen entstanden entlang der Landstraße und am Hang des Kapellenberges. Neue Arbeitsbereiche wurden erschlossen. 1804 zählte man 24 verschiedene Berufe, 1854 schon 49 und im Jahr 1894 sogar 121. Die Zunahme hatte besonders in den Bereichen: Industrie, Technik, Chemie und damit verbunden im Bürowesen stattgefunden. Neue Arbeitsmöglichkeiten gab es in Bildung und Medizin. Aber auch Dienstleistungen waren gefragt: sei es in der Gastronomie, als Gärtner oder als Hausmädchen in einem Privathaushalt.

Für die Stadt am Taunus bedeutete das neue Jahrhundert einen Wandel innerhalb der Bevölkerung. Während Bauern und kleine Handwerker zum Arbeiten in die nahen Industrie gebiete zogen, suchten wohlhabende, gebildete Frankfurter im ländlichen, romantischen Hofheim Erholung, ob für kurze Zeit oder auf Dauer. Mit den Neubürgern kamen auch städtische Vorstellungen und Ansprüche an eine entsprechende Infrastruktur: Ausbau der Verkehrswege, weiterführende Schulen, Strom, Gas und Telefon. Auch sozialistisches und fortschrittliches Gedankengut hielt Einzug, doch der Anteil der Vertreter war verschwindend gering. Ihnen stand die Masse der konservativ Denkenden mit ihren hierarchisch geprägten Vorstellungen und Zielen gegenüber.

In Hofheim - wie überall im Kaiserreich - gehörten Vaterlandsliebe, Disziplin und gehorsam zu den deutschen Tugenden und den Grundlagen der Gesellschaft. Anhand vieler Spuren in Form von Schrift- und Bildmaterial aus den Beständen des Stadtarchivs Hofheim sowie Objekten und Dokumenten aus Privatbesitz gibt die Ausstellung im Stadtmuseum Hofheim einen Einblick in die Zeit von ca.1900 bis ca.1929. Eingebettet in dieses erste Drittel des 20. Jahrhunderts wird der Weltkrieg (1914-1918) mit seinen Spuren in Hofheim präsentiert.

Die Ausstellung spricht Teilaspekte an und gibt - neben Informationen zur Lokalgeschichte - zahlreichen Fragen neuen Raum: Wie erlebte der einzelne Mensch diese Jahre der nationalen Größe und des Zusammenbruchs? Bewirkten Kaiserreich und Erster Weltkrieg die Bildung jenes Nährbodens, der eine Entstehung des Nationalsozialismus erst ermöglichte?

Die Texttafeln und Objekte führen von der Militarisierung in wilhelminischer Zeit über die Euphorie, die zu Beginn des Ersten Weltkrieges auch in Hofheim herrschte, zu den Schrecken des Krieges. Hunger, Entbehrungen und Arbeitslosigkeit herrschten im Ort wie im ganzen Land. Mit der Dauer der Kämpfe wuchs die Sehnsucht nach Frieden - an der Front und in der Heimat.

Während im übrigen Deutschland mit der Unterzeichnung des Waffenstillstands am 11. November 1918 der Erste Weltkrieg sein Ende fand, ging in Hofheim die Kriegszeit fast nahtlos in eine Besatzungszeit über. Bis Ende 1929 stand die Kleinstadt unter französischer Verwaltung. Das eigentliche unbesetzte Deutschland begann hinter Höchst an der Nidda und Eschborn, in Richtung Frankfurt. Scharfe Grenzkontrollen verhinderten den Weg zur Arbeit und den Transport von Waren.

Als Teil der glücklosen Weimarer Republik konnten sich Hofheim und die Ortschaften Richtung Mainz erst dann fühlen, als im Juli 1930 die Besetzung offiziell beendet wurde. Doch bereits 1933 hielt der Nationalsozialismus Einzug.

Veranstalter: Magistrat der Stadt Hofheim am Taunus- Stadtmuseum/Stadtarchiv in Zusammenarbeit mit der Bürgervereinigung Hofheimer Altstadt e.V., dem Geschichts- und Altertumsverein Hofheim am Taunus, dem Kunstverein Hofheim e.V. und der Stadtbücherei Hofheim am Taunus.

Aus der Reihe / Marta Hoepffner-Preis für Fotografie 2014 (25.05. - 20.07.2014)

Christian Retschlag (27), Absolvent der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig ist der Preisträger des Marta-Hoepffner-Preises für Fotografie 2014. Dieser Preis für Schwarz-Weiß-Fotografie, der alle drei Jahre an Nachwuchsfotografen vergeben wird, ist mit 3.000 Euro dotiert.

Mit der Verleihung des Marta Hoepffner-Preises für Fotografie wird an die einst avantgardistische und experimentell arbeitende Fotografin Marta Hoepffner (1912 – 2000) und Leiterin der gleichnamigen Fotoschule in Hofheim am Taunus erinnert.

Das Thema des 5. Hoepffner-Preises lautete: Aus der Reihe. Besonders die Ambivalenz des Begriffes sollte anregen: man kann aus der Reihe tanzen, indem man eigene, abweichende Positionen einnimmt, oder aber man fällt aus der Reihe, passt nicht mehr, gehört nicht dazu. Jede kreative Arbeit verlässt in irgendeiner Form vorgegebene Bereiche, indem sie Zusammenhänge anders denkt, neu sieht und entwickelt. Das Risiko, sich dabei außerhalb bestehender Ordnungen wiederzufinden, muss hier eingegangen werden.

Der Preisträger Christian Retschlag bezieht sich dabei auf die Fähigkeit des fotografischen Bildes, die Frage nach der folgenden Geschichte und nach dem was vorher geschah zu stellen. Die Kombination von starken Einzelbildern zu einer mysteriösen Geschichte hat die Jury am deutlichsten überzeugt.

60 junge Fotografinnen und Fotografen haben sich mit 263 Arbeiten an dieser 5. Ausschreibung des Marta Hoepffner-Preises für Fotografie beworben. Um im Sinne der Fotokünstlerin Marta Hoepffner ausgesuchten Nachwuchs zu fördern, suchte die Jury weitere 11 Nominierte für die Ausstellung „Aus der Reihe“ aus.

Am Wettbewerb teilnehmen konnten ausgebildete Fotografen und Künstler in den ersten fünf Jahren ihrer beruflichen Praxis sowie Studenten ab dem 4. Semester und Auszubildende im letzten Lehrjahr.

Die Begründung der Jury: „In seiner fünfteiligen schwarz-weiß Bildserie spielt Christian Retschlag mit unterschiedlichen Genres, darunter Porträt, Stillleben und Architektur. Die Bildserie folgt weder einem chronologischen noch einem seriellen Ablauf, sondern jedes Einzelbild steht für sich losgelöst zum benachbarten Bild. Erst diese lose Kombination der Einzelbilder evoziert im Auge des Betrachters visuelle Freiräume und neue Bildwelten, die auf der Metaebene des ,zweiten Blicks‘ ihre ganz eigenen Geschichten erzählen. Realität und Fiktion durchdringen sich und lösen sich zugleich auf. Retschlags Bilder changieren zwischen der Wirklichkeit und dem Wahrscheinlichen, dem Grotesken und dem Humorvollen, der dokumentarischen und der inszenierten Fotografie. Manche Bilder erinnern mit ihrer Bildsprache an den ,Film Noir‘ oder an Filme von Alfred Hitchcock."

Der Jury gehörten an: Janina Vitale, Kuratorin DZ BANK Kunstsammlung, Dr. Claude W. Sui, Forum Internationale Photographie der Reiss-Engelhorn-Museen, Mannheim
Birgitta Thaysen, Fotokünstlerin, wissenschaftliche Mitarbeiterin Fotografie und Film, Hochschule Niederrhein
Christian Werner, Fotograf, Träger des 4. Marta-Hoepffner-Preises sowie Ralf Dingeldein, Vorsitzender der Marta Hoepffner Gesellschaft für Fotografie e.V.

Das Porschezentrum Hofheim stiftete das Preisgeld.

Veranstalter: Marta Hoepffner-Gesellschaft für Fotografie e.V. und Magistrat der Stadt Hofheim am Taunus – Stadtmuseum / Stadtarchiv in Zusammenarbeit mit Cine-Park Hofheim, Förderkreis Stadtmuseum Hofheim am Taunus e.V., Kunstverein Hofheim am Taunus e. V. und Team Stadtkultur.

Ingrid Jureit. Der Mensch im Bild (09.03. - 11.05.2014)

„Meine intensiven Erfahrungen, den Menschen in seiner Gesamtheit, seinem Wesen, Leben, Leid und Schicksal mit all meinen Sinnen zu erkennen um darauf zu reagieren, standen schon immer im Mittelpunkt meiner Arbeit. (…) Meine Malerei ist eine konzentrierte Aufzeichnung von vergangenem Erleben, wie Freude, Glück, Trauer oder Angst und Erinnerungen, die niemals sprachlich geäußert werden können. Es ist der Versuch, meinem Mitgefühl eine Gestalt zu geben.“ (Ingrid Jureit)

1944 in Hofheim am Taunus geboren, ist Ingrid Jureit nicht nur als Künstlerin und Kulturpreisträgerin der Kreisstadt Hofheim am Taunus weithin bekannt. Durch ihre Lehrtätigkeit, u.a. an der Kunstakademie Bad Reichenhall gibt sie ihr Können an jüngere Künstler weiter.

Aus ihrer Arbeit, die stets in mehrjährigen, thematisch eingegrenzten Zyklen verläuft, zeigt die Ausstellung im Stadtmuseum Hofheim den zuletzt entstandenen Bilderzyklus, der mit dem großen Trauerbild zu der Katastrophe in Fukushima im Jahre 2011 angestoßen wurde. Die rund 50 Öl- und Papierarbeiten zeigen Menschen in leidvollen, verzweifelten Situationen, in die sie völlig schuldlos durch Krankheit, Katastrophen oder kriegerische Auseinandersetzungen geraten sind.

Aus der sensiblen Farbgebung und der expressiven Gestaltung der Gebärden und der Körperhaltung der Figuren wird der seelische Bedeutungsgehalt auf den Betrachter eindrücklich übertragen. Das Werk von Ingrid Jureit lebt durch eine bewusste Offenheit, die Erinnerung von Ereignissen aus unserem Umfeld in die Gegenwart zu transportieren und im Bild neu zu erleben.

Es sind die Bilder und Informationen aus Politik und Umfeld die unseren Alltag prägen. Dabei ist die Gestik der menschlichen Gestalt wichtig, sie ist der Ausdrucksträger ihrer intensiven Beobachtungen, die sich in zeitlichen Abläufen und Lebensabschnitten in einem Geflecht von Momentaufnahmen unaufhaltsam übereinander schieben und nach außen drängen.

"Die künstlerische Arbeit von Ingrid Jureit kann seit jeher nur aus dem Verständnis ihrer Lebenshaltung in einem Sein mit Anderen und allen daraus folgenden sozialen und zwischenmenschlichen Bindungen verstanden werden. Sie steht damit außerhalb aller Subjektivierungsprogramme unserer derzeitigen Postmoderne. Jenseits einer einfachen Realitätserfahrung wird diese Kunst zu einer moralischen Tat, da sie uns auf die Notwendigkeit von Vernunft zum Leben in einer humanen Welt verweist." (Horst Seller)

Veranstalter: Magistrat der Stadt Hofheim am Taunus - Stadtmuseum/Stadtarchiv in Zusammenarbeit mit dem Cinepark Hofheim, Förderkreis Stadtmuseum Hofheim am Taunus e.V. und Kunstverein Hofheim am Taunus e.V.

Malerische Dialoge mit Hanna Bekker vom Rath (27.10.2016 - 23.02.2014)

2013 jährt sich der Geburtstag von Hanna Bekker vom Rath (1893-1983) zum 120. Mal. Am 7. September 1893 in Frankfurt am Main geboren, ist Hanna Bekker vom Rath als Sammlerin, Mäzenin und Förderin von Künstlern der Klassischen Moderne und nachfolgender Generationen bekannt geworden.

"Die Malerin Hanna Bekker“ lautete der Titel der ersten Sonderausstellung, welche 1993 anlässlich der Eröffnung des Stadtmuseums Hofheim und des 100. Geburtstages von Hanna Bekker vom Rath gezeigt wurde. Es folgten Ausstellungen zu ihren Künstlerfreundschaften, ihren Ausstellungsreisen und zuletzt zu der Verbindung „BRÜCKE und Blaue Haus“ (2010).

In diesem Jahr des gleichzeitigem 20-jährigen Bestehens des Stadtmuseums möchten wir uns wiederum einem unbekanntem Einzelaspekt im Leben Bekker vom Raths widmen. Nicht gezeigt wurde bisher der künstlerische Hintergrund, der sie prägte. „Malerische Dialoge mit Hanna Bekker vom Rath“ präsentiert rund 100 Landschaften, Stillleben, Portraits sowie gegenstandslose Arbeiten und schlägt einen Bogen von ihrem Urgroßvater, dem Städelprofessor Jakob Becker und seinen Zeitgenossen der Kronberger Malerkolonie von der Mitte des 19. Jahrhunderts, über Vertreter des deutschen Expressionismus bis zu Künstlerfreunden der Nachkriegszeit.

Mit dem Wechsel von ihren ersten Lehrerinnen Marie Steinhausen-Paquet und Ottilie W. Roederstein zu Ida Kerkovius und Adolf Hölzel, sowie durch die Anregungen von Ludwig Meidner, Alexej von Jawlensky und Karl Schmidt-Rottluff erlebte die angehende Malerin Hanna Bekker den Aufbruch der Künstler vom 19. Jahrhundert in die Moderne mit.

Die folgende historische Entwicklung, insbesondere die suppressive Kulturpolitik der Nationalsozialisten veränderte ihren Lebensweg: Ihr Einsatz für die bedrohten Künstlerfreunde gewann Vorrang vor ihrer eigenen künstlerischen Karriere. Ihr Blaues Haus in Hofheim wurde zum Refugium der Künstler und zum Ort künstlerischen Austauschs.

Ein großer Teil der Exponate befindet sich heute in der Sammlung des Stadtmuseums Hofheim. Die Ausstellung gibt damit auch einen Überblick über die in mehr als 20 Jahren kontinuierlich entstandene städtische Sammlung, die durch eine beachtliche Anzahl von Schenkungen bereichert wurde.

Broschüre: 32 Seiten, 3 €, ISBN 978-3-933735-45-4

Veranstalter: Magistrat der Stadt Hofheim am Taunus – Stadtmuseum/Stadtarchiv in Zusammenarbeit mit dem Cine-Park Hofheim, Damen-Lions Club Hofheim Rhein-Main, Förderkreis Stadtmuseum Hofheim am Taunus e.V., Kunstverein Hofheim am Taunus e. V. und Marta Hoepffner-Gesellschaft für Fotografie e.V.

Jade und Salz. Der Kapellenberg vor 6 000 Jahren (02.06. - 29.09.2013)

Auf dem Kapellenberg in Hofheim am Taunus sind Grabhügel und eine einzigartige Wallanlage aus der Jungsteinzeit erhalten. Der Wall wurde in der Zeit zwischen 4300 und 3600 v. Chr. errichtet und bislang kaum durch menschliche Eingriffe zerstört oder überbaut. Er umfasste eine Siedlung von möglicherweise mehreren tausend Einwohnern und lag an einem Fernwegenetz, über das vielleicht Salz aus Mitteldeutschland, aber auch kostbare Steinbeile aus alpiner Jade gehandelt wurden.

Der Kapellenberg – aber auch das gesamte Rhein-Main-Gebiet – war somit bereits vor 6000 Jahren eine wirtschaftliche Drehscheibe zwischen West- und Mitteleuropa.
Die derzeitigen Untersuchungen am Kapellenberg sind in das Forschungsprojekt "Studien zur Dynamik jungsteinzeitlicher Gesellschaften" des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz (RGZM) in Kooperation mit der hessenARCHÄOLOGIE in Wiesbaden eingebunden. Seit 2008 finden Grabungen und Prospektionen mit großzügiger Unterstützung der Stadt Hofheim statt.

Im Rhein-Main-Gebiet liegen zwei weitere, möglicherweise sehr große Siedlungen: einmal Schierstein in Wiesbaden und der Glauberg in der östlichen Wetterau. Die steinzeitliche Siedlung von Schierstein ist heute vom Ortskern überbaut, der Glauberg wurde so weit überprägt, dass die Schichten der Michelsberger Kultur nur in einigen Randbreichen des Plateaus erhalten sind.
Lediglich der Kapellenberg wurde nach der Besiedlung im 4. Jahrtausend nie mehr bebaut oder landwirtschaftlich genutzt. Er bildet für das Verständnis dieser großen Siedlungen aus der Jungsteinzeit ein unschätzbares Archiv.

Die Ausstellung zeigt Ergebnisse bisheriger archäologischer Untersuchungen zu den jungsteinzeitlichen Denkmälern und stellt sie in einen europäischen Zusammenhang. Zudem werden die Untersuchungen zur späteren Nutzung des Kapellenberges in der römischen Epoche und die spätmittelalterliche bis neuzeitliche Nutzung vorgestellt. Dass auf dem Kapellenberg einst eine michelsbergzeitliche Höhensiedlung existiert hatte, ist schon seit langer Zeit bekannt. Carl von Cohausen, der dort vorgeschichtliche Keramik aufgefunden und diese dann später mit Scherben vom Michaelsberg bei Karlsruhe verglichen hatte. Aber erst Dietwulf Baatz erkannte die Ausdehnung des Siedlungsgeländes, welches sich über das ganze Plateau zwischen Nordwall und römischem Wachturm hinzog.

Mit der unermüdlichen, jahrzehntelangen Sammlungstätigkeit von Rolf Kubon und Günther Rühl wurde schließlich deutlich, dass die Siedlung während der Steinzeit innerhalb der Wallanlage sich wirklich über fast das gesamte Plateau hinzog. Es war auch Rolf Kubon, der immer wieder auf eine mögliche Verbindung zwischen den Wällen und der jungsteinzeitlichen Siedlung hingewiesen hatte. Dies wurde allerdings von vielen Fachwissenschaftlern abgelehnt, zu gut erhalten schienen Wall und Graben zu sein. Letztlich auf Anregung von Rolf Kubon wurde 2008 der große Wallschnitt im nördlichen Abschnitt angelegt.

Begleitpublikation, 80 Seiten, 10 €, ISBN 978-3-933735-44-7 (Beiträge zur Kultur- und Stadtgeschichte 18)

Veranstalter: Magistrat der Stadt Hofheim am Taunus - Stadtmuseum/Stadtarchiv in Zusammenarbeit mit dem Römisch-Germanischen Zentralmuseum Mainz (RGZM) und der hessenArchäologie.

Hofheim 1956. Fotografiert von Hermann Jughenn (1888-1967) (03.03. - 19.05.2013)

In zahlreichen gut erhaltenen Farbfotografien hielt Hermann Jughenn die Hofheimer Altstadt für die Nachwelt fest, bevor sie einer bereits diskutierten Flächensanierung zum Opfer fallen sollte.

Die Aufnahmen zeigen eine Kleinstadt mit ihrer in Jahrhunderten gewachsenen Atmosphäre. Dieses besondere Flair war ein wichtiger Aspekt bei den erfolgreichen Bemühungen die Altstadt zu erhalten.

Im Jahr 1956 war Hofheim am Taunus mit seinen rund 12.300 Einwohnern eine Stadt voller Gegensätze. Der Wohnungsmangel der Nachkriegsjahre führte zu reger Bautätigkeit in den Randbezirken. Im sanitären Bereich wurden WC und Badewanne in der Wohnung zum Standard. Neben dem Ausbau und der Neuanlage von Straßen mussten Kanalisation, Wasser- und Stromanschlüsse in großem Umfang verlegt werden. Auch in der Freizeit wollten die Einwohner und Neubürger Gestaltungsmöglichkeiten haben: Neben zahlreichen neu- und wiedergegründeten Vereinen boten drei Kinos ein Programm an.

Während auf der einen Seite Aufbauarbeit und Fortschritt standen, zeigte die andere Stagnation und Verfall. Die Investitionen in eine bessere Grundversorgung gingen an der Hofheimer Altstadt vorbei.

Dass diese Farbaufnahmen aus dem Jahr 1956 zu sehen sind, ist einem sog. „Speicherfund“ von Ingeborg Luijendijk, der Enkelin von Hermann Jughenn, zu verdanken. Beim Aufräumen des Dachbodens wurden die Dias und mehrere Kästen mit Atelierfotos und Privataufnahmen von O.W. Roederstein entdeckt und – wie es vor ihr schon ihre Mutter Lieselotte Riehl tat - dem Stadtarchiv übergeben. Bereits die erste Durchsicht zeigte, dass es sich bei dem Fund um sehr gut erhaltene Farb-Dias handelte, die unbedingt einem breiteren Publikum zugänglich gemacht werden sollten.

Das Bewusstsein für den Erhalt historischer Bausubstanz war zu jener Zeit nur bei wenigen Personen vorhanden. Zu diesem kleinen Kreis der „Bewahrer“, der überwiegend aus „Zugezogenen“ bestand, gehörte Hermann Jughenn (1888-1967), der bereits schon 1920 nach Hofheim gezogen war. Neben seiner Verbundenheit zur Natur und der Liebe zu den Bergen galt sein Interesse der Erforschung der Stadtgeschichte. Dieser widmete er sich intensiv. Warum er jedoch gerade im Jahr 1956 einen fotografischen Streifzug durch die Altstadt unternahm, wird eine Frage sein, die heute nicht mehr beantwortet werden kann. Vielleicht wusste er um die Diskussion einer gründlichen Sanierung und wollte auf diese Weise die Altstadt wenigsten auf dem Papier erhalten. Vielleicht war es aber auch die in Jahrhunderten gewachsene Atmosphäre mit dem teilweise morbiden Charme der Straßen, Gassen und Winkeln, der ihn zum Fotoapparat greifen lies.

Foto-CD zur Ausstellung: 10,00 €

Veranstalter: Magistrat der Stadt Hofheim am Taunus - Stadtmuseum/Stadtarchiv in Zusammenarbeit mit der Bürgervereinigung Hofheimer Altstadt e.V. und dem Geschichts- und Altertumsverein Hofheim/Ts.

Zwischen Abstraktion und Informel. Zum 100. Geburtstag von Siegfried Reich an der Stolpe und Günter Schulz-Ihlefeldt (14.10.2012 - 17.02.2013)

1912 war das Geburtsjahr der Künstler Siegfried Reich an der Stolpe und Günter Schulz-Ihlefeldt. Beide ließen sich zu Beginn der 1950er Jahre in Hofheim am Taunus nieder. Zur Wiederkehr ihres 100. Geburtstages zeigt das Stadtmuseum Hofheim in Zusammenarbeit mit dem Kunstverein Hofheim e. V. die Doppelausstellung „Zwischen Abstraktion und Informel“.

Präsentiert werden Arbeiten, die den Weg und Anschluss der beiden Künstler an die internationale Moderne nach 1945 dokumentieren; Beispiele ihres künstlerischen Beginns nach dem Studium und Werke der späten Schaffensjahre vervollständigen das Bild.

Neben vielen Übereinstimmungen in den Biografien beider Künstler, wie Studium der Malerei, Teilnahme am Zweiten Weltkrieg, Gefangenschaft, Neubeginn in Frankfurt am Main, Bekanntschaft und Förderung durch die Hofheimer Malerin, Galeristin und Mäzenin Hanna Bekker vom Rath, werden in der Ausstellung die Zeitumstände und die sehr unterschiedlich verlaufenen Lebenswege berücksichtigt und gewürdigt.

Siegfried Reich an der Stolpe wurde 1912 in Stolp/Pommern geboren. Schon früh entstanden surrealistische und abstrakte Arbeiten. Seine Bilder wurden durch die Nationalsozialisten beschlagnahmt, sein Atelier in Berlin ging durch den Krieg verloren. Nach der Rückkehr aus der Gefangenschaft lebte er in Frankfurt und ab 1951 in Hofheim am Taunus. In dieser Zeit widmete er sich u.a. der „Kunst am Bau“ und hinterließ vielfältige Spuren, die zum Teil bis heute in Stadt und Umgebung - bis hin nach Frankfurt - zu betrachten sind. Zusätzlich war er an der Fotoschule von Marta Hoepffner Lehrer für Gestaltung und Kunstgeschichte.
Bereits in den 1950er Jahren unternahm Reich an der Stolpe mehrfach Reisen nach Spanien, um schließlich in Altea seine neue Heimat zu wählen. Er starb 2001 mit 89 Jahren und hinterließ ein umfangreiches Werk.

Günter Schulz-Ihlefeldt wurde 1912 in Brandenburg/Havel geboren. Als Meisterschüler an der Städel-Schule in Frankfurt begegnete er der Fotografin Marta Hoepffner und seiner späteren Frau Friedel Dehnhardt. Durch den Krieg verlor er sein Atelier, die meisten seiner Arbeiten wurden zerstört. Nach fünf Jahren in russischer Gefangenschaft erfolgte der Neuaufbau einer Existenz in Hofheim am Taunus. Ausgebildet in klassischer Malerei fand er sich in einer völlig veränderten Kunstlandschaft wieder. Ab 1952 widmete er sich intensiv der informellen Gestaltung. Neben seiner künstlerischen Tätigkeit absolvierte Günter Schulz-Ihlefeldt eine zusätzlichen Ausbildung zum Kunsterzieher und Werklehrer und unterrichtete an verschiedenen Schulen. Er starb 1966 im Alter von 54 Jahren.

Die Ausstellung „Zwischen Abstraktion und Informel“ zeigt mehr als 60 Werke – Malerei, Grafik und Objekte. Die informellen Bilder stehen im Mittelpunkt der Präsentation, eine Kunstrichtung, die vor allem in den 1950er Jahren in der jungen Bundesrepublik zu Ansehen und Wertschätzung führte.

Katalog: 112 Seiten, 134 Abbildungen farbig/schwarz-weiß, 15 €, ISBN 978-3-933735-42-3

Veranstalter: Magistrat der Stadt Hofheim am Taunus - Stadtmuseum/Stadtarchiv in Zusammenarbeit mit dem Kunstverein Hofheim e.V.

ÜBER GENERATIONEN: Bildsprache Schwarzweiß (03.06. - 16.09.2012)

In einer Zeit allgegenwärtiger „bunter“ Bilder wirkt die Schwarzweißfotografie zum einen wie ein Relikt aus vergangenen Tagen und spricht zum anderen mit kraftvoller zeitgenössischer Stimme zu uns.

Der die Projekte verbindende Blick auf zeitgeschichtliche Themen kommt im Stadtmuseum Hofheim in individuellen Bildern eines Einzelnen, als Geschichte vor Ort, als zeitlos abstrahierendes Statement oder manchmal auch ironisches, memento mori zum Ausdruck. Exemplarisch werden mehr als 90 Werke von 19 Vertretern unterschiedlicher Generationen präsentiert:

Arbeiten von Marta Hoepffner (1912– 2000), die zwischen 1944 und 1971 in Hofheim lebte, hier ihre Fotoprivatschule eröffnete und als Wegbereiterin der künstlerischen und experimentellen Fotografie in Deutschland Ideen des Bauhauses an die nachfolgenden Generationen vermittelte. Der Mannheimer Fotograf Robert Häusser, Klassiker der deutschen Nachkriegsfotografie, zeigt zeitlose Kompositionen von Vergänglichkeit.


Zu der jungen Generation zählen Fotografen, die in den vergangenen zehn Jahren für die Ausstellungen des Marta Hoepffner-Preises nominiert wurden sowie die bisherigen Preisträger. Ihre Aussagen reichen von Zustandsbeschreibungen verlassener Innenräume (Ahland, Nowicki) über gefrorene Zeit (Baier, Brockhoff) zum dokumentarischen Blick auf historische (Schroeder, Werner) oder alltägliche Ereignisse (Janetzko, Tiedemann).

In der mittleren Generation von Arno Fischer und Sibylle Bergemann zu Gundula Schulze Eldowy und von Barbara Klemm und Abisag Tüllmann über Martin Pudenz zu Michael Kerstgens prägt ihr jeweiliger Hintergrund die Aussagen der Künstler und spiegelt die Ost- oder West-Sicht auf Deutschland. Hans Pieler hält die vergänglichste Kunstform, eine Performance von Hanna Frenzel fest, während Peter Loewy Portrait-Zeichnungen von Rossetti und Ingres in das Medium der Fotografie übersetzt.

Die Schwarzweißfotografie besitzt Fähigkeiten, die sie von anderen Bildsprachen deutlich unterscheidet und unverwechselbar macht: Indem sie die farbige Welt auf ein „einfacheres“ Helldunkel, auf feinste Grauwerte reduziert, abstrahiert sie unsere sichtbare Welt und zeigt im Wiedererkennbaren etwas Unbekanntes und Neues.Durch diese Kraft kann sie zeitlose Gegenbilder entwerfen, die sich dem schnell Konsumierbaren entziehen.

Katalog: 120 Seiten, 10 €, ISBN 978-3-933735-43-0

Veranstalter: Marta Hoepffner-Gesellschaft für Fotografie e.V. und Magistrat der Stadt Hofheim am Taunus – Stadtmuseum/Stadtarchiv in Zusammenarbeit mit Cine-Park Hofheim, Förderkreis Stadtmuseum Hofheim am Taunus e.V. und Kunstverein Hofheim am Taunus e.V.

ÜBER GENERATIONEN: Bildsprache Schwarzweiß unter diesen Titel stellt die Marta Hoepffner-Gesellschaft für Fotografie e.V. ihren Beitrag zu RAY 2012 Fotografieprojekte Frankfurt RheinMain.

Man muss die Feste Feiern wie sie fallen. Geschichte und Tradition in Hofheim (18.03. - 27.05.2012)

Das Feiern von Festen - kirchlicher und weltlicher Art - gehört zum menschlichen Leben und dem Bedürfnis nach Geselligkeit. Es unterbricht die Eintönigkeit des Alltags, setzt Höhepunkte und gibt dem Jahr eine Struktur. Um das Miteinander zu pflegen, Freundschaften zu knüpfen oder den Ehepartner zu finden, sind Feste für die Gemeinschaft unverzichtbar.

Damit sind Regeln verbunden, zu denen Pflege und Weiterführung des Brauchtums gehören. Während die Einen dieses mit Begeisterung einhalten, lehnen es die Anderen als antiquiert und überholt ab.

Die Ausstellung beschäftigt sich mit vier Festen, die in Hofheim seit Beginn des 20. Jahrhunderts in ihrer mehr oder weniger überlieferten Form gefeiert werden oder wurden. Während bei den Kerbe-Feiern bis heute sehr auf die Tradition geachtet wird, sind manche Osterbräuche nur noch Erinnerung und laufen Gefahr, bald vollständig in Vergessenheit zu geraten.

Doch nicht nur manche Elemente gehen verloren, auch einzelne Feste gehören der Vergangenheit an oder verlieren ihre ursprüngliche Bedeutung. Hierzu gehört die Feier des 1. Mai als Tag der arbeitenden Menschen, immerhin der Tag, der seit 1946 in der Hessischen Verfassung wie auch in allen anderen Bundesländern als Feiertag festgeschrieben ist. Seine ehemalige politische und gewerkschaftliche Bedeutung konzentriert sich heute vielerorts auf den „Tanz in den Mai“.

Auch das Symbol des Maibaum-Stellens und der damit verbundenen Rituale, z. B. des „Setzens“ von Birkenbäumchen für ein umworbenes Mädchen, ist nur noch in der Überlieferung zu finden. Als Freiheitsbaum tauchte er während der Mainzer Republik (ab1792) auf und erfuhr unter den Nationalsozialisten seine Pervertierung als Propagandainstrument.

Neben diesen öffentlichen Festen sind die Hochzeitsfeiern in der Regel privater Natur. Als Sakrament war das Schließen des Ehebundes früher ausschließlich den Vertretern der Kirche vorbehalten und unauflöslich. Das änderte sich mit der Einführung der Zivilehe. Der Weg zum Standesamt wurde in Hofheim seit 1874 durch unterschiedliche - auch diskriminierende Vorschriften (1933-1945) der übergeordneten Behörden bürokratisiert. Durch die Übernahme der historischen Standesamtsakten in das Stadtarchiv Hofheim ist es möglich diese Anfänge aufzuzeigen. Selbstverständlich zeigen auch diese Feiern ein Spektrum an Ritualen, beginnend bei der Kleidung, die vor allem ein Ziel haben, das Glück für das Paar einzufordern.

In der Ausstellung sind Exponate und Archivalien zu den ausgewählten Festen zu sehen. Das gezeigte Material stammt aus dem Stadtarchiv, den Archiven der sechs Geschichtsvereine in den Stadtteilen und aus Privatbesitz. Erst durch diese Zusammenarbeit konnte die Ausstellung realisiert und bisher unbekannte Bräuche in Hofheim schriftlich festgehalten werden. Eine Fortsetzung ist geplant.

Veranstalter: Magistrat der Stadt Hofheim amTaunus - Stadtmuseum/Stadtarchiv in Zusammenarbeit mit Bürgervereinigung Hofheimer Altstadt e.V., Diedenberger Heimatgeschichtsverein e.V., Geschichts- und Altertumsverein Hofheim e.V., Heimat- und Geschichtsverein Langenhain e.V., Heimat- und Geschichtsverein Lorsbach e.V., Heimat- und Geschichtsverein Wildsachsen e.V., Verein für Heimatgeschichte Marxheim e.V., Wanaloha Verein für Heimatgeschichte 1984 Wallau e.V., SeniorenNachbarschaftsHilfe e.V.

Feind ist, wer anders denkt. Eine Ausstellung über die Staatssicherheit der DDR (09.02. - 04.03.2012)

Der Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (BStU) informiert in dieser Ausstellung über die Funktion des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) in der SED-Diktatur und zeigt seine Struktur, Tätigkeit und Wirkungsweise auf.

Besondere Aufmerksamkeit lässt die Ausstellung den Menschen zuteil werden, die in das Visier der Staatssicherheit geraten sind: Ihr Schicksal wird in einer eigenen Sequenz nachgezeichnet. Lebensweisen, die von der Norm abwichen, und politische Vorstellungen, die nicht der Polizeidoktrin entsprachen, galten als "staatsfeindlich" und wurden verfolgt. Anhand ausgewählter Biografien werden die oft gravierenden Auswirkungen der geheimpolizeilichen Verfolgung verdeutlicht.

Die Ausstellung ist in drei Hauptebenen gegliedert:

• MfS-Ebene ("Täter-Ebene") / In insgesamt neun Themenkreisen wird die Geschichte des MfS aufgezeigt. Ausgewählte Einzelfragen werden in insgesamt sechs Exkursen vertiefend aufgegriffen.

• Betroffenen-Ebene / Am Beispiel von 13 Biografien werden die Auswirkungen der menschenrechtsverachtenden Tätigkeit der SED-Geheimpolizei konkretisiert.

• Zeitleiste / Ausgewählte Daten der deutsch-deutschen und internationalen Politik skizzieren den zeitgeschichtlichen Rahmen.

Die Ausstellungsebenen sind durch themenbezogene Medienstationen ergänzt.

Während der Ausstellungszeit stehen zwei fachkundige Mitarbeiter der Stasi-Unterlagen-Behörde den Besucherinnen und Besuchern für Informationen und Auskünfte zur Verfügung.

Interessierte Besucher können Anträge auf Akteneinsicht in die Stasi-Unterlagen stellen.

Eine Ausstellung des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (BStU) in Zusammenarbeit mit dem Magistrat der Stadt Hofheim am Taunus - Stadtmuseum/Stadtarchiv.

Sag, was war die DDR? Ein Geschichtsabenteuer für Kinder und Jugendliche (04.09.2011 - 22.01.2012)

Die meisten Erwachsenen haben die DDR – egal, ob sie in Ost- oder Westdeutschland lebten – gekannt. Da wird geschwärmt, geschimpft, gestritten oder sogar geschwiegen, aber selten zu einer eigenständigen Auseinandersetzung damit angeregt, was die DDR gewesen ist.

Fünfzig Jahre ist es jetzt her, dass die Mauer gebaut wurde, vor 22 Jahren ist sie gefallen. Der Staat, der diese Mauer errichtet hatte, ist längst Geschichte geworden.

Die Wanderausstellung „Sag, was war die DDR?“ des Kindermuseums im FEZ-Berlin beschreitet einen neuen Weg bei der Rekonstruktion der DDR-Geschichte und Aufbereitung von DDR-Geschichtswissen. Auf der Basis persönlicher Quellen und Dokumente von Kindern und Jugendlichen aus dieser Zeit werden wahre Erlebnisse und Begebenheiten interaktiv aufbereitet. Hierdurch werden authentische Einblicke und nicht selten überraschende Einsichten zum Thema DDR eröffnet.

Was haben Kinder und Jugendliche in der DDR erlebt? Worüber haben sie gelacht, sich geärgert oder sich „aufgelehnt“? Was zog sie in den Bann? Die Ausstellung lädt kritische junge Zeitforscherinnen und Zeitforscher aus Ost und West ein, sich mit diesen Fragen zu beschäftigen. Dabei stehen das Ausprobieren, Anfassen und Mitmachen im Vordergrund.

Öffnet die Geheimtür im DEPOT DER GESAMMELTEN ZEIT, begebt euch in eine ostdeutsche Stadt und trefft dort Kinder und Jugendliche der DDR. Was haben diese in der Familie, in der Schule oder mit ihren Freunden erlebt, welche Geheimnisse ihrem Tagebuch anvertraut? Hier begegnet ihr Ann, die sich in einen griechischen Jungen verliebt, Robert, der unbedingt das Comic „Mosaik“, Nr: 152 gegen ein Matchbox-Auto eintauschen will oder Katrin, die an der Sportschule Handball trainiert und sogar in den Westen reisen darf.

Begebt euch durch ein KALEIDOSKOP UNTERSCHIEDLICHER LEBENSWEGE und spürt überraschenden Situationen und Geschichten zwischen Anpassung und eigenem unkonventionellen Denken nach. Da ist Angela, die schon im Alter von 16 Jahren als Punk für sieben Wochen in Untersuchungshaft saß. Da ist der Freundschaftsratsvorsitzende Uwe, der Mitglied der Partei werden möchte oder Matthias, der Fernweh hat und ein abenteuerliches „Seefahrer-Logbuch“ schreibt.

> KAUFT IM KONSUM EIN
> PACKT EIN WESTPAKET AUS
> FLIEGT IM FLUGZEUG „ILJUSCHIN“ NACH MOSKAU
> ARBEITET BEI DER PATENBRIGADE IN EINEM PRODUKTIONSBETRIEB

Unterschiedliche Kinderrealitäten der DDR werden aus der kindlichen Perspektive erzählt und in die besondere Zeitlichkeit und in den Rhythmus des Lebens in der DDR eingebettet.

In der Ausstellung werden acht Tagebücher und die entsprechenden „Tagebuchkinder“ vorgestellt. Jedem Tagebuch ist dafür ein eigener Raum gewidmet. Die Tagebücher sind hör- und lesbar gemacht, die begehbaren Zimmer sind mit persönlichen Objekten der Kinder und ihren Erinnerungsstücken ausgestattet.

Themenschwerpunkte sind: Schule, Freizeit, Sport, die Rolle der Frau, Familie, Jugendorganisationen, Bildung und Ausbildung, Macht und Machtmissbrauch.
Fakten und weltpolitische Ereignisse sind anschaulich eingebunden. Beispielhaft, konkret und „zum Anfassen“ können vielfältige Rückschlüsse und Bezüge zur eigenen Situation als Kind oder Jugendlicher hergestellt und aktuelle Themen und Fragen von persönlicher Freiheit, Demokratie und Alltag vergleichend diskutiert werden.

Weitere Themenstationen der rund 300 qm großen Ausstellung widmen sich der staatlichen Ordnung der DDR und deren unmittelbaren Auswirkung auf das Leben der Bürger/innen, schon vom Kindesalter an. Für Familien, Kinder ab 7 Jahren, Jugendliche und Erwachsene.

Veranstalter: Magistrat der Stadt Hofheim am Taunus - Stadtmuseum/Stadtarchiv in Zusammenarbeit mit dem Kindermuseum im FEZ-Berlin und dem Förderkreis Stadtmuseum Hofheim am Taunus e.V.

Eine Produktion des Kindermuseums im FEZ-Berlin unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten.

blick durchs fenster. Marta Hoepffner Preis für Fotografie 2011 Foto Plakat Marta Hoepffner-Preis 2011 (29.05. - 07.08.2011)

Die dreiteilige Serie „Ausblicke in die Vergangenheit I – III“ von Christian Werner wurde für den mit 3.000 Euro dotierten Marta Hoepffner-Preis für Fotografie 2011 ausgewählt. Mit der Verleihung des Preises wird an die einst avantgardistische und experimentell arbeitende Fotografin Marta Hoepffner (1912 – 2000) und Leiterin der gleichnamigen Fotoschule in Hofheim am Taunus erinnert.

Die Marta Hoepffner-Gesellschaft für Fotografie e.V. wurde im Mai 2001 unter anderem gegründet mit dem Ziel, alle drei Jahre den Marta Hoepffner-Preis für professionelle Nachwuchsfotografen auszuschreiben, „die sich mit innovativen, experimentellen Formen der Schwarz-Weiß-Fotografie beschäftigen und ihnen Anerkennung und Unterstützung auf ihrem Weg zu künstlerischer Professionalität zu geben“.

72 junge Fotografinnen und Fotografen haben sich mit 276 Arbeiten zum Thema „blick durchs fenster“ an der aktuellen Ausschreibung beworben. Auch dieses Mal ist es der Marta Hoepffner-Gesellschaft für Fotografie e.V. gelungen, eine hochkarätige Jury zu gewinnen. Der Jury 2011 gehörten an: Anastasia Khoroshilowa, (Fotografin und Trägerin „Ellen-Auerbach-Award 2010“), Professor Michael Kerstgens (Hochschule Darmstadt), Dr. Mario Kramer (Museum für Moderne Kunst Frankfurt), Luminita Sabau (Art Collection DZ-Bank) sowie Ralf Dingeldein (Hoepffner-Gesellschaft).

„Konsequent bricht Christian Werner mit der herkömmlichen Sichtweise des Fensters als Zukunftsaussicht auf eine bessere Welt. Seine Bildserie zeigt Orte, die in der Vergangenheit von menschlichem Leben erfüllt waren und mittlerweile dem Verfall, der Beachtungs- und Bedeutungslosigkeit preisgegeben wurden“, so das Votum der Jury.

Anlässlich des 10jährigen Bestehens der Marta Hoepffner-Gesellschaft stiftete der Zonta Club Bad Soden-Kronberg einen Sonderpreis für eine Fotografin in Höhe von 1.500 Euro. Dieser Preis geht an Stefanie Schroeder für ihre vier Arbeiten mit Lochkamera „Irak Rotations“.

Die Begründung der Jury hierzu: „Stefanie Schroeder schafft es ein hochaktuelles Thema mit der nur scheinbar nicht zeitgemäßen Technik der Lochkamera zu visualisieren. In einer hochtechnisierten Welt, die selbst Kriege vorinszeniert, gelingt es ihr mit minimalen technischen Mitteln, den Blick auf Verborgenes zu lenken.“

Für die Ausstellung „blick durchs fenster“ suchte die Jury weitere 17 Nominierte aus, ganz im Sinne der Fotokünstlerin Marta Hoepffner und ihrem Anliegen, den Nachwuchs zu fördern.

Katalog: 120 Seiten, 10 €, ISBN 978-3-933735-40-9

Veranstalter: Marta Hoepffner-Gesellschaft für Fotografie e.V. und Magistrat der Stadt Hofheim am Taunus - Stadtmuseum/Stadtarchiv in Zusammenarbeit mit Cine-Park Hofheim, Förderkreis Stadtmuseum Hofheim am Taunus e.V., Kunstverein Hofheim am Taunus e.V. und Team Stadtkultur.

Karl Jakobi - ein Fotoreporter unterwegs. Schnappschüsse aus den 1950er Jahren: Hofheim und der Main-Taunus-Kreis (20.03. - 22.05.2011)

Im November 2007 übergab Günter Rühl, Hofheimer Lokalhistoriker, einen Karton mit Schwarz-Weiß-Negativen des Fotoreporters Karl Jakobi (1911–1977). Mit der Übernahme durch das Stadtarchiv begann die Sichtung. Das Stadtmuseum zeigt nun eine Auswahl der schönsten Motive aus Hofheim und der Region.

Karl („Karlo“) Jakobi war Fotograf aus Leidenschaft und die Kamera sein ständiger Begleiter. Beruflich immer unterwegs, hatte er zwangsläufig – vor allem in Hofheim – einen großen Bekanntenkreis, war beliebt und aufgrund seiner imposanten Erscheinung nicht zu übersehen. Seine BMW-Isetta verschaffte ihm die notwendige Beweglichkeit, die man als Fotoreporter brauchte, und war ihm sozusagen „auf den Leib geschnitten“.

Seine Bilder von mehr oder weniger spektakulären Ereignissen erschienen regelmäßig in der Neuen Presse und der Hofheimer Zeitung, aber das Spektrum seiner Ablichtungen war wesentlich breiter gestreut. In dem Nachlass finden sich neben presserelevanten Motiven ebenso Bilder zu Firmen- und Familienfeiern, zu den regen Bautätigkeiten der Nachkriegsjahre in Hofheim und in der Region, zu Sportveranstaltungen und vor allem ganz persönliche Schnappschüsse von den Menschen seines privaten Umfeldes. Seine Frau Anna („Annche“), seit 1952 im Capitol-Kino an der Kasse, und Foxterrier „Lumpi“ beanspruchen ihren Anteil an dem Fotomaterial. Daneben gibt es für die Besucher der Ausstellung ansprechende und zugleich schlichte Momentaufnahmen, die man unter dem Überbegriff „Kinderleben“ zusammenfassen kann.

Durch seine fotografische Tätigkeit hielt Karl Jakobi das erste Jahrzehnt der „Wirtschaftswunderjahre“ in seinen ganzen Erscheinungsformen im Bild fest. Auf 150 ausgewählten Aufnahmen kann man noch einmal die längst vergangenen 1950er Jahre sehen. Der Einfachheit des Lebens und der Anspruchslosigkeit der Menschen stehen die ersten „Luxusgüter“ gegenüber: Waschmaschinen, Kühlschränke, Autos – damals für die meisten noch unbezahlbar. Das Wohnumfeld bietet noch reichlich Platz, von Zersiedlung kann keine Rede sein und der Straßenverkehr ist sehr übersichtlich. Die Erschließung und Archivierung dieser wertvollen Bilddokumente aus den 1950er Jahren dauert immer noch an. Bisher sind von den rund 12.000 Negativen 4.460 eingescannt und bestimmt worden.

Veranstalter: Magistrat der Stadt Hofheim am Taunus - Stadtmuseum/Stadtarchiv in Zusammenarbeit mit Bürgervereinigung Hofheimer Altstadt e.V., Marta Hoepffner-Gesellschaft für Fotografie e.V., SeniorenNachbarschaftsHilfe e.V. und Team Stadtkultur.