Kunst

Hanna Bekker vom Rath und der Künstlerkreis des Blauen Hauses

Für viele der Künstler begann mit oder nach dem Taunusaufenthalt eine neue Lebens- oder Arbeitsphase. Sie kamen aus Städten wie Berlin, Weimar, Frankfurt, oder aus dem Krieg. Sie suchten Ruhe, Ungestörtheit, Natur, Harmonie, Frieden und Unzerstörtheit, Kontakt zu anderen und sich selbst. Im Taunus konnten sie innehalten, ob sie nun kurz oder länger blieben, wiederkehrten, sich niederließen oder weitersuchten. Sie fanden Raum und Zeit – ein Refugium.

“Soweit ich zurückdenken kann, ist mir Malen und Zeichnen eine Notwendigkeit”

Bereits als 12jährige unternahm Hanna Bekker erste Zeichen- und Malstudien und erhielt mit 20 Jahren endlich die elterliche Erlaubnis, Malunterricht bei Ottilie W. Roederstein zu nehmen. Ihre weitergehende Ausbildung, und gewiss auch prägendste Zeit, erfuhr sie als Schülerin von Adolf Hölzel und Ida Kerkovius in Stuttgart. Die Auf- und Umbruchstimmung während der Endphase des Ersten Weltkrieges beeinflusste sie tief und nachhaltig.

Die folgende historische Entwicklung, insbesondere die supressive Kulturpolitik der Nationalsozialisten veränderte ihren Lebensweg: Ihr Einsatz für die bedrohten Künstlerfreunde gewann Vorrang vor ihrer eigenen künstlerischen Karriere. Während des Dritten Reiches unterstützte sie mutig und engagiert viele als "entartet" verfolgte Künstler, indem sie u.a. heimliche Ausstellungen organisierte. Ihr Blaues Haus in Hofheim wurde zum Refugium der Künstler und zum Ort künstlerischen Austauschs.

Mit Gründung des Frankfurter Kunstkabinetts Hanna Bekker vom Rath 1947 fanden internationale und jüngere Künstler Aufnahme und Inspiration in Hofheim.

Die erfolgreiche Malerin und Zeichnerin Ottilie Wilhelmine Roederstein (1859-1937) lebte und arbeitete in Zürich, Berlin, Paris, Frankfurt/Main und Hofheim am Taunus. Ihr künstlerischer Werdegang offenbart die vielfältigen Beschränkungen, denen eine Künstlerin um die Jahrhundertwende unterworfen war.

Roederstein ließ sich 1891 mit ihrer Lebensgefährtin Dr. Elisabeth Winterhalter in Frankfurt nieder. Sie war damals bereits eine anerkannte Portraitmalerin, die nach einer Ausbildung in Zürich und Berlin 1881 nach Paris gegangen war. Dort beteiligte sie sich zwei Jahre später an der Ausstellung im "Salon des Beaux Arts" und wurde auf der Weltausstellung 1889 mit einer Silbermedaille ausgezeichnet.

Schwerpunkt ihrer Malerei waren Portraits, für die sie schon früh Aufträge erhielt. Sie malte auch leuchtende Blumen-Stilleben. Ihren Erfolg hatte Roederstein sich erkämpft: gegen den Widerstand ihrer Eltern, die für ihre Tochter keine derart unseriöse Tätigkeit wünschten, und gegen die zahlreichen Vorurteile der damaligen Zeit. Und sie kämpfte, wie ihre Freundin Dr. Winterhalter, für die Gleichberechtigung der Frau. Sie eröffnete ein Lehr-Atelier, das ausschließlich Schülerinnen aufnahm.

In ihrem umfangreichen, in thematischer und stilistischer Hinsicht sehr vielseitigen Werk spiegeln sich zum einen die Erwartungen des jeweiligen Auftragsumfeldes und zum anderen die modernen Entwicklungen des europäischen Kunstgeschehens. Ottilie W. Roederstein bewegte sich zeitlebens im Spannungsfeld zwischen konservativer und moderner Kunst.

Roederstein und Winterhalter erwarben in Hofheim ein großes Grundstück am Waldrand, wo sie 1907 ein großzügiges Wohnhaus, 1911 das Atelier und ein Gärtnerhaus errichteten. Hier unterrichtete sie unter anderem auch Hanna Bekker vom Rath.

Ruhe und Einkehr, Naturerlebnis und Stille, das Bedürfnis nach Distanz akzeptierende Freundschaft hatte Karl Schmidt-Rottluff (1884-1976) seit 1932 über Jahrzehnte in Hofheim am Taunus im "Blauen Haus" bei Hanna Bekker vom Rath gefunden. Schmidt-Rottluff und seine Frau Emy kehrten bis 1972 (1943-1946 ausgenommen) jedes Jahr nach Hofheim zurück. Hier entstanden viele seiner Arbeiten.

Hanna Bekker überließ ihm ihr Atelier, und er malte Ölbilder und Aquarelle vom Haus, dem Garten, von der Stadt und der Taunuslandschaft. Hier fühlte sich Schmidt-Rottluff, der zu den verfemten Künstlern des Dritten Reiches gehörte, frei genug, um malen zu können. Häufig traf er in Hofheim seine wenigen auserwählten Freunde, vor allem Erich Heckel und Emy Roeder.

"... die Luft ist angenehm u. ergab zarte duftige Töne - rosa - lila - u. die dunkleren Kiefern und Tannen in blau. ..." (Brief, 1956. Archiv Hanna Bekker vom Rath, Frankfurt)

Hanna Bekker vom Rath beugte sich seinem Bedürfnis nach Ruhe und lud während der Aufenthalte Schmidt-Rottluffs kaum eigene Gäste ein. Mitte der 1950er Jahre richtete Hanna Bekker vom Rath ihm, in dem im Garten an der Kurhausstraße gelegenen Neubau, ein eigenes Atelier ein.

Mit diesem Zusatz unterschrieb Ludwig Meidner 1925 eine Postkarte an Hanna Bekker vom Rath.

Auch nach dem Krieg zog das "Blaue Haus" Künstler nach Hofheim. So fand Ludwig Meidner (1884-1966), ein bedeutender Vertreter des urbanen Expressionismus in Deutschland, nach seiner Rückkehr aus der Emigration von 1955 bis 1963 in Hofheim am Taunus ein neues Domizil. Hanna Bekker vom Rath, die Ludwig Meidner bereits aus dem Berlin der Zwanziger Jahre kannte, vermittelte ihm ein Atelier im Ortsteil Marxheim. Hier, in der für ihn bedeutsamen Abgeschiedenheit der Kleinstadt, die ihn an seine eigene Herkunft in Schlesien erinnerte, verlebte er die glücklichsten Tage seiner Nachkriegszeit, wie er sich einmal in einem Brief äußerte.

"Daß es auch noch andere Malerateliers gibt als solche, die mit dicken Perserteppichen ausgestattet sind, antiken Möbeln und Negermasken an den Wänden, beweist ein Atelier in Marxheim, nämlich das meine, (...) Ich hause da schon im siebenden Jahr und habe es mir so eingerichtet, wie es mir gefällt. Nachdem ich dreißig Jahre in Berlin und vierzehn Jahre in London gelebt habe und überdies noch in einigen anderen Metropolen des Kontinents, wurde ich der Großstadt müde und meinte, daß ein Dorf der rechte Zufluchtsort wäre für einen eisgrauen Asphaltliteraten und Veteranen der entarteten Malerei von anno tobakk." (Ludwig Meidner, 1962)

Bis heute ist er vielen Einwohnern als kauziger Maler in positiver Erinnerung geblieben. Seine Schüler fanden in ihm einen Lehrer, der ihr künstlerisches Schaffen förderte und prägte. Nachbarn und Bekannte vor Ort boten ihm genügend Gelegenheit, seiner Leidenschaft des Porträtierens nachzugehen.

Alexej von Jawlensky (1864-1941), ein in Rußland und im russisch-orthodoxen Christentum verwurzelter Mensch, gehört zu den bedeutendsten westeuropäischen Künstlern des 20. Jahrhunderts. Selbst Emigrant, der seit 1896 in München lebte, wurde er im ersten Weltkrieg aus Deutschkand ausgewiesen und ließ sich 1918 in Ascona am Lago Maggiore nieder.

Er arbeitete Zeit seines Lebens in enger Freundschaft mit anderen Künstlern zusammen und gehörte schon 1909 der "Neuen Künstlervereinigung" in München an, blieb aber stilistisch immer ein Einzelgänger. Sein Werk entstand in thematischen Phasen, wobei er die jeweiligen Themen unermüdlich variierte: Landschaften, Portraits, Stilleben, Konstruktive Köpfe und schließlich seine Meditationen. Die Akte zeigen seine intensive Beschäftigung mit den Ausdruckmitteln der Zeichnung.

Er trennte sich 1921 von der Malerin Marianne Werefkin und nahm seinen neuen Wohnsitz in Wiesbaden. Mit dem Umzug verlor er zunehmend den Kontakt zu seinen Künstlerfreunden, seine Isolation sollte sich durch Krankheit, die ihn schließlich völlig lähmte, und die Verfemung während des Dritten Reichs verstärken.

"In meinen Gedanken oft bin ich ... in Hofheim, in Ihrem roten Zimmer, in Ihrem Atelier" (A. v. Jawlensky, 1930)

1929, im Jahr der Weltwirtschaftskrise, gründete Hanna Bekker gemeinsam mit Sammlern und Freunden die "Vereinigung der Freunde der Kunst A. v. Jawlenskys", deren Mitgliedsbeiträge ihm ein monatliches Einkommen sicherten. Den Förderern stand innerhalb von vier Jahren ein Bild des Malers zu. Ottilie W. Roederstein zählte zu den ersten Mitgliedern.

"Liebe, grüßen Sie mir Ihr ganzes liebes, blaues Haus u. all seine Einwohner"

So ließ Ida Kerkovius 1925 einen ihrer Briefe enden. Möglicherweise wurde sie damit Urheberin der Bezeichnung "Blaues Haus", die bald nach dem Umbau und Neuanstrich aufkam. Bis kurz vor ihrem Tode besuchte sie Hofheim sehr häufig, hier entstanden vor allem Pastelle und Aquarelle, die Blaues Haus und Garten zeigen. Bei diesen Aufenthalten traf sie auch gemeinsame Freunde, einer von ihnen war Jawlensky.

"Fröhliche, sonnige Naturen"

Ida Kerkovius (1879-1970) wurde im Winter 1916 Lehrerin von Hanna vom Rath. Später nahmen die beiden Frauen einen regen Briefwechsel auf, besuchten sich gegenseitig und reisten gemeinsam.

Rückblickend beschreibt Ida Kerkovius eine Parisreise: "Ach, unsere Reise ! Hanna, wir passen doch gut zusammen auf Reisen. Wir sind doch beide mehr oder weniger fröhliche, sonnige Naturen, die sich nicht so leicht umwerfen lassen, so empfänglich sind für alles Schöne und Beide nicht den Ehrgeiz haben, durchaus alles sehen zu müssen. ..."

"Pinselwaschen ist das Abendgebet des Malers"

Das sagte Nay erschöpft zu Hanna Bekker, als sie ihn einmal abends in seinem Hofheimer Atelier besuchte. Hofheim und der Taunus lösten bei Ernst Wilhelm Nay (1902-1968) eine intensive Schaffensperiode aus, wie er schon nach einem seiner ersten Besuche schrieb: 

"Ein großes Bild, 2 Figuren, 2 Frauen in Taunuslandschaft. Sie sehen, ich bin nicht unbeeindruckt nach Hause gefahren. Wie sollte es anders sein. Im Gegenteil ! Ein großer voller Klang ist in mir, aufgebrochen im rechten Augenblick, der will nun Gestalt werden. ..." (E. W. Nay, 1939)

Mitte der 1930er Jahre lernte Hanna Bekker vom Rath den Künstler kennen und lud Ernst Wilhelm Nay 1938 zum ersten Mal in das Blaue Haus ein. Auch während eines Fronturlaubs besuchte er sie in Hofheim wie auch in ihrer Berliner Atelierwohnung.

"Als im Mai 1945 der Zusammenbruch erfolgte und die geistige und künstlerische Freiheit stürmisch losbrach, erschien Nay eines Tages ... in meinem Hofheimer Garten ... und wollte nun sein schon früher her bekanntes Quartier in meinem Haus wieder beziehen. Aber mein Haus war inzwischen von amerikanischen Truppen besetzt; es gelang uns jedoch, ihm ein frei gewordenes Atelier mit Nebenraum zur Verfügung zustellen, dicht am Wald gelegen, in Hofheims erwünschter Abgeschiedenheit." (Hanna Bekker vom Rath, 1970)

Als "Hekatebilder" bezeichnete der ehemalige Leiter des Essener Folkwang-Museums Ernst Gosebruch, der Nay auch in seinem Hofheimer Atelier besuchte, die zwischen 1945 und 1948 in Hofheim entstandenen Arbeiten. Der Name leitet sich ab von einem der mythischen Bildtitel, die Nay in dieser Zeit verwendete: "Tochter der Hekate". Diese Werkphase ist der Übergang von den nie wirklich gegenständlichen zu den ungegenständlichen Bildern Nays. Die Abwendung der Nachkriegskünstler vom Gegenstand, zusammengefaßt in Stilbegriffen wie Informel, Gegenstandslose oder Konkrete Malerei, hatte in anderen Ländern wie Frankreich und den USA bereits stattgefunden. Aufgrund der Kunstdiktatur des Dritten Reiches konnten sich diese Richtungen in Deutschland zuvor nur im Verborgenen und sehr eingeschränkt ausbilden.

In den sechs Jahren (1945-1951), die Nay in Hofheim lebte, entstanden mehr als 250 Bilder."Hofheim am Taunus hat einen idyllischen arkadischen Klang. Das Blaue Haus der Hanna Bekker vom Rath, das Atelier von Ottilie Roderstein, das durch den Krieg nicht zerstörte Kleinstadtmilieu tragen dazu bei, den Platz zu idealisieren, in ihm ein Tuskulum der Künste und der Künstler zu sehen." (Klaus Gallwitz, 1994)

"Die Persönlichkeit verschwindet hinter dem Werk..." 

Diese Äußerung von Hanna Bekker ist fast wörtlich zu verstehen: Die zierliche Emy Roeder (1890-1971) wirkte neben ihren großformatigen Arbeiten fragil, ja unscheinbar. Sie sprach auch sanft und leise, aber ihre Stimme hatte, so Bekker weiter: "dennoch die Kraft und Sicherheit einer Schaffenden, der es um nichts Höheres im Leben geht, als durch Zeichnungen und Skulpturen plastisch darzustellen, wozu ihr eigenstes Erleben der Umwelt sie drängt." (Hanna Bekker vom Rath, 1965)

  • 1912-1915 Bildhauerische Ausbildung bei Bernhard Hoetger in Darmstadt.
  • 1915 Übersiedlung nach Berlin, dort Kontakt u.a. zu Ernst Barlach, Käthe Kollwitz und Karl Schmidt-Rottluff, mit dem sie eine lebenslange Freundschaft verbindet.
  • 1919 Mitglied der Novembergruppe und der Vereinigung der radikalen bildenden Künstler. Heirat mit dem Bildhauer Herbert Garbe.
  • 1920 Preis der Akademie der Künste Berlin für die Plastik „Die Schwangere“.
  •  1936 Villa-Romana-Preis. Sie beschließt nicht nach Deutschland zurückzukehren, da ihre Werke als „entartet“ verfemt werden. Sie lebt und arbeitet, von finanziellen Sorgen geplagt, in Florenz. Freundschaft mit Rudolf Levy und Hans Purrmann.
  • 1944/45 von den Allierten in einem Lager bei Padula (Provinz Salerno) interniert.
  • 1950 Rückkkehr nach Deutschland, Wohnsitz und Professur in Mainz.
  • 1955 Teilnahme an der documenta 1 in Kassel.
  • 1962 großer Kunstpreis der Stadt Mainz.

Emy Roeders künstlerischer Nachlaß besteht aus Plastiken und Zeichnungen, die sich auf je eigene Weise mit den gleichen Themen befassen: Mädchen und Frauen in verschiedenen Lebensphasen, mit Geschwistern, als Schwangere, mit Kindern, mit Körben und Gefäßen. Ein weiteres Thema sind Tiere, hinzu kommen einige Portraits enger Freunde. Die Mädchen- und Frauenbildnisse sind weniger Portraits als vielmehr Darstellungen typischer Situationen, die sie beobachtet und mit einem Ausdruck innerer Ruhe festhält. Emy Roeder sieht und formt in ihrer überzeugend streng vereinfachten Weise aus dem Blickwinkel einer Frau - zu dieser Zeit eine Seltenheit in dem männlichen Metier der Bildhauerei.

Marta Hoepffner (1912-2000) schuf mit ihren experimentell ausgerichteten Werk einen bedeutenden Beitrag zur Entwicklung der künstlerischen Fotografie des 20. Jahrhunderts. Bekannt wurde sie durch kameralose Fotografien und abstrakt-symbolische Arbeiten sowie durch ihre, die Grenzen der Fotografie überschreitenden, variochromatischen Lichtobjekte.

Lichtbilder - Bilder des Lichts

„Optische Werte spielen in der Fotografie ein Eigenleben. Lichtformen, Schattenformen und Zwischenformen können zum Inhalt eines Bildes werden und zur selbständigen, oft abstrakten Form.“ (Marta Hoepffner, 1957)

Ihrem Lehrer Willi Baumeister und dem „technisch vermittelten Sehen“ Laszlo Moholy-Nagys folgend, knüpft Marta Hoepffner an konstruktivistische Entwürfe an und schafft eigene Konzeptionen distanzierter fotografischer Imagination, mit einer starken Orientierung an malerischen Vorbildern.

Nicht nur mit ihren eigenem Werk hat Marta Hoepffner die Entwicklung der Fotografie maßgeblich beeinflusst. Ausbildung und Vermittlung ihres Wissens waren für Marta Hoepffner kein Neuland, als sie 1949 in der Kapellenstraße 4 in Hofheim am Taunus die „Fotoprivatschule Marta Hoepffner“ eröffnete. Gemeinsam mit ihrer Schwester Madeleine widmete sich die Künstlerin der Ausbildung junger Berufsfotografinnen und -fotografen, die im Sinne des Bauhauses durch fundierte Material- und Funktionskenntnis zu einem erweiterten kreativen Verständnis von Fotografie als künstlerischem Medium geführt werden sollten.

"Ich glaube das es mir gelungen ist, das Medium Licht als Quelle aller Farben ins Bewußtsein zu rufen. Es geht mir um die visuelle Konkretisierung einer Wirklichkeit, die sich mit malerischen Mitteln nicht veranschaulichen läßt: Licht, Raum, Bewegung." (Marta Hoepffner, 1982) 

Die Künstlerin ist auch Namenspatronin des seit 2002 verliehenen „Marta Hoepffner Preis für Fotografie“.

Sebba - der seinen Vornamen Siegfried in Shalom, das hebräische Wort für Frieden änderte - hat schon früh ein umfangreiches Werk, darunter viele Bühnenarbeiten, geschaffen. 1926 nahm er als Zeichner an der Nubien-Expedition von Leo Fresenius teil.

  • 1933 Flucht nach Basel unter Hinterlassung aller Bilder und Graphiken
  • 1936-1941 Emigration nach Palästina, dort Tätigkeiten als Bühnenbildner, Portraitfotograf, Kunsthandwerker und Gemüsezüchter. Die Säuredämpfe bei seinen Kupferarbeiten führen zu einem Lungenabszess
  • 1937 Auszeichnung mit dem 1. Preis des Bezalel Museums der Kunstakademie
  • 1944/45 Rückkehr zur Malerei und Entwürfe von Monumental-Fresken und Mosaiken; Schrift über gestufte Monochromie, psychologische Wirkung der Farbe und assoziative Symbolwerte
  • 1947 Die Schafschur, Ankauf durch Museum Tel Aviv
  • 1947-58 Entwürfe und Ausführung von Wandbildern und Monumentalfresken, 1952 Dizengoff-Preis für das Bild „Schafschur“
  • 1961 Ausstellung im Museum Tel Aviv; Veröffentlichung der Schrift „Über die assoziative Kraft der Farben“

1961 unternahm Hanna Bekker vom Rath ihre erste Israel-Reise und lernte Shalom Sebba (1897-1975) kennen. Sein Gegenbesuch erfolgte 1963, zugleich fand eine Ausstellung seiner Bilder in ihrer Galerie, dem Frankfurter Kunstkabinett Hanna Bekker vom Rath, statt. In Israel hatte Sebba zwar einige Aufträge für Kunst im öffentlichen Raum realisieren könne, doch er war künstlerisch weder verstanden noch anerkannt. Siegfried Shalom Sebba reiste regelmäßig nach Hofheim, bis Hanna Bekker vom Rath 1968 ein kleines Haus baute, in dem Sebba bis zu seinem Tod lebte und arbeitete.

Zwischen 1960 und 1963 entstanden seine "Element-Bilder", in denen er jeden Bildgegenstand durch eine Farbe typisiert. Die Bezeichnung "Elementbilder" leitet sich von ihrem fundamentalem Bezug zum menschlichen Leben ab. Judentum, Christentum und Islam berufen sich auf die Torah (die Fünf Bücher Moses), in der diese Elemente, zum Beispiel Ziegel oder Kupfer, Erwähnung finden.

"Doch Sebba war kein Archaiker, sondern ein moderner Mensch, dem auch Elementaria bildwürdig waren, die das alte Testament nicht enthalten konnte, aber für sein persönliches Dasein nicht abwesend gedacht werden konnten. ... Wie der Mokka, sein Lebenselexier, so stammen auch die letzten aus seinem persönlichsten Bedürfnissen: Bett, Brille, Telefon, Kerze und Spiegel." Seine späten sonnendurchfluteten Laubbilder entstehen nach Spaziergängen in Hanna Bekkers Garten und wirken "wie eine ferne Erinnerung an den Garten Eden". (Karlheinz Gabler, 1981)

"Ist ein Bild gelungen - und nicht jedes Bild gelingt - so wird jenes Geheimnisvolle, das sich aus dem Einswerden der Malmaterie mit dem Geist ergibt, das Lebensgefühl des Betrachters bereichern und vertiefen." (1959)

  • 1931-1937 Studium der Malerei in Brandenburg, an der Kunstakademie Berlin-Charlottenburg und in der Städelschule in Frankfurt.
  • 1937-1940 Lehrauftrag für Anatomie und Führung der Malklasse an der Städelschule, Meisteratelier.
  • 1940-1949 Kriegsdienst und russsische Kriegsgefangenschaft.
  • 1942 Heirat mit der Malerin Friedel Schulz-Dehnhardt.
  • 1949-1966 Wohnsitz in Hofheim.
  • 1961-1966 Assistenz bei Prof. Dettmar (Kunsterziehung) an der Hochschule Gießen.

"Meine Arbeit ist ein mit spielerischem Ernst betriebenes ernstes Spiel" (1959)

Das vor dem II. Weltkrieg entstandene Werk von Günter Schulz-Ihlefeld (1912-1966) wurde zerstört. Es war von der Gegenständlichkeit gekennzeichnet, wie sie während seiner Ausbildung gelehrt wurde. Die zumeist in der Kriegsgefangenschaft gezeichneten Rußland-Bilder, zeigen Menschen von Leid und Elend geprägt.

 

 

Nach seiner Rückkehr wandelte sich sein Stil zum Informel. Eine Wandlung, die bei vielen Künstlern seines Alters, der "verschollenen Generation" stattfindet. "Verschollen" in dem Sinne, daß diese Maler aus ihrer künstlerischen Entwicklung herausgerissen wurden und es nach Drittem Reich und Krieg schwer hatten, ihren Weg fortzusetzen und zu Anerkennung zu gelangen.

"Ich möchte, daß meine Leinwand im Sinne menschlicher Empfindungen Leben ausstrahlt in weiter Scala von Dur bis Moll" (1959)

Die späten Arbeiten von Schulz-Ihlefeldt drücken sich durch ihre Strukturen und nicht im Gegenstand aus. Diesen Strukturen gestattet er "ein verstecktes stilles Leben". Bewegung wie in der Natur und in der Musik sprechen aus diesen Arbeiten - jedoch nicht als faßbares Objekt. Auch die gewaltigen Farben erinnern an Klangfarben der Musik und der Natur. Die wenigen Titel, die er diesen Arbeiten gab, sind entliehene Begriffe der Musik.